Neue A-Klasse: Das Beste wartet drinnen

18.4.2018, 17:52 Uhr
Neue A-Klasse: Das Beste wartet drinnen

© Hersteller

Ja, es ist der A-Klasse anzusehen, dass sie sich erneuert hat. Sie zeigt sich länger, breiter, gleichzeitig aber flacher als bislang, was die sportlich nachgeschärften Konturen unterstreicht. Das sieht gut aus, flasht den Betrachter aber nicht unbedingt. Der reißt die Augen erst dann auf, wenn er im Cockpit Platz nimmt. Hier manifestiert sich der Abschied von konventioneller Instrumentierung, denn als Kommandozentrale fungiert ein großer, scheinbar freistehender Widescreen, der auch ein ganz neues Raumgefühl generiert. Das Schönste daran: Alle A-Klasse-Varianten bekommen diesen eleganten iPad-Look in Ultrabreit. Nicht in der Deluxe-Ausführung mit extragroßem Mediadisplay rechts und hier optional zu ergänzendem, frei konfigurierbaren XL- Display links. Zumindest aber beherbergt das breite Format schon in der Basisversion zwei Siebenzoll-Displays, deren Bedienung via Touch oder - schön intuitiv - über die kleinen Touchcontrol-Buttons im Multifunktions-Sportlenkrad erfolgt.

Revolutionäres Multimediasystem

Das Multimediasystem, dessen Botschaften sich in solch üppiger digitaler Landschaft ausbreiten, nennt sich MBUX (Mercedes Benz User Experience). Um dessen vielfältige Möglichkeiten auszuloten, dürften selbst Digital Natives einige Einarbeitungszeit brauchen, obgleich das Ganze letztlich erstaunlich intuitiv funktioniert. Wer sich dennoch in der durch Fingertipps oder Wischen (optional auch auf einem großen Touchpad auf der Mittelkonsole) zu durchforstenden Menüführung verirrt hat, kann als Rettungsanker den Homebutton nutzen. Daneben reagiert MBUX aufs Schlüsselwort "Hey Mercedes" hin auf "natürliche Sprachbefehle" - die Klage "ich habe Hunger" wird mit einer Liste von Restaurantvorschlägen beantwortet, die Frage "brauche ich morgen eine Sonnenbrille in Nürnberg?" mit dem Wetterbericht, und auch diverse Kerndaten (Reichweite, Temperatur, Sitzheizung) lassen sich so abfragen bzw. ansteuern. Dass die virtuelle Dame nicht gleich die verwegene Bestellung der Pizza Speziale entgegennimmt, ist klar, aber auch bei manch anderen Spracheingaben muss das System mitunter noch passen.

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Navi mit Augmented Reality

Zu den vielfältigen Kompetenzen von MBUX gehört die Ergänzung der Navigation durch Augmented-Reality-Einblendungen. Das sieht dann so aus, dass an Schlüsselstellen wie Kreuzungen das Videobild der Frontkamera auf dem Bildschirm auftaucht und durch Hinweispfeile oder Hausnummern ergänzt wird.

Dass MBUX ausgerechnet im kleinsten Mercedes debütiert, ist kein Zufall. Die vergleichsweise junge Kundschaft fordere das geradezu, heißt es, die Einführung in den größeren Modellreihen ist aber schon beschlossene Sache, wie Georges Massing, Leiter MBUX, versichert.

Glatt vergessen könnte man angesichts solch digitaler Möglichkeiten, dass bei einem Auto ja noch anderes von Bedeutung ist. Alsdann: Die A-Klasse gibt es ausschließlich als Fünftürer, das Längenwachstum (plus zwölf Zentimeter auf 4,42 Meter) und der gestreckte Radstand schlagen sich in besserem Platzangebot und Raumgefühl nieder. Auch der Kofferraum hat zugelegt, um 29 Liter, er fasst nunmehr 370 Liter und lässt sich dank der größeren Heckklappenöffnung leichter befrachten. Fein geht es im Cockpit zu, mit schmückenden Ziernähten, auf Wunsch mit 64-farbiger Ambientebeleuchtung, Sitzkühlung und Massagesitzen, und mit großformatigen Lüftungsdüsen am Armaturenträger, die leider die Eleganz des MBUX-Widescreens etwas erschlagen.

Zwei Benziner, ein Diesel

Zum Marktstart Anfang Mai beschränkt sich die A-Klasse auf eine motorische Dreifaltigkeit. Mit Dreizylindern fängt man gar nicht erst an, "kein Verbrauchsvorteil, weniger kultiviert" sagt Motorenentwickler Oliver Ebelsheiser. Der Einstiegsmotor im A 200, ein 1,4-l-Vierzylinder mit 120 kW/163 PS, arbeitet aber zumindest mit Zylinderabschaltung. Sein maximales Drehmoment beträgt 250 Nm bei 1.620/min, der A 200 rennt 225 km/h in der Spitze, nach EU-Norm konsumiert er im Schnitt 5,8 l/100 km, die Schaltarbeit erledigt ein manuelles 6-G-Getriebe. Das in Kooperation mit Renault entwickelte Triebwerk reicht für den alltäglichen Einsatz völlig aus, ein bisschen gar kernig hört es sich an, kann aber durch agiles Ansprechverhalten überzeugen.

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Mehr Leistung fährt der Zweiliter-Benziner im A 250 auf, entsprechend flotter geht es hier zur Sache; 165 kW/224 PS und ein Drehmoment von 350 Nm reichen aus für 250 km/h Spitze. In Sachen Normverbrauch ist von 6,5 l/100 km die Rede. Hier gelangt ein 7-G-DCT-Doppelkupplungsgetriebe zum Einsatz.

Gleiches gilt für den A 180 d (auch er mit Renault entwickelt), der die Dieselkäufer versorgt. Der kultivierte und laufruhige 1,5-l-Vierzylinder-Turbodiesel ist 85 kW/116 PS stark und bis zu 202 km/h schnell, das maximale Drehmoment liegt bei 260 Nm, der Verbrauchsschnitt beträgt 4,1 l/100 km. Dank SCR-Abgasnachbehandlung und AdBlue-Einspritzung wird der A 180 d ebenso wie die beiden Benziner - die im Übrigen einen Ottopartikelfilter (OPF) besitzen - der Abgasnorm Euro 6d Temp gerecht.

Später dürften ein kleiner A-180-Benziner und weitere Diesel (A 200 d, 150 PS und A 220 d, 190 PS) folgen. Daneben gilt schon für Herbst ein AMG A 35 (300 PS) als gesetzt. Auch Allrad und Elektrifizierung sind geplant, wobei wir unter den drei Möglichkeiten - Hybrid, Plug-in-Hybrid, reiner Elektroantrieb - auf die PHEV-Option tippen, möglicherweise als A 220 e mit 70 km elektrischer Reichweite.

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Kompetenz für teilautonomes Fahren

Fahrtechnisch legt die jüngste Generation der A-Klasse erkennbar mehr Wert auf Komfort denn auf sportliches Gebaren, ihr Ding ist eher das relaxte Cruisen. Die "kleineren" Varianten bekommen eine Verbundlenkerhinterachse, die stärkeren (A 250)und die mit Allradantrieb eine Vierlenker-Hinterachse. Zu den zahlreichen Assistenzsystemen gehört die Möglichkeit des teilautonomen Fahrens, wobei der Fahrer nach rund dreißig Sekunden ermahnt wird, wieder die Hände ans Lenkrad zu legen. Via Blinkerhebel lässt sich auch ein selbstständiger Spurwechsel einleiten. Und dann ist da noch der Aktive Abstandsassistent, der vor Kurven, Kreuzungen oder Kreisverkehren automatisch die Geschwindigkeit herabregelt.

Dass das alles heftig was kostet, ahnt man bereits. Unter 30.000 Euro ist vorerst keine Annäherung an die A-Klasse möglich, das Basismodell A 200 mit Multifunktions-Sportlenkrad, Klimaautomatik, MBUX-Multimediasystem in der Grundversion, Keyless-Go und diversen USB-C-Schnittstellen kommt auf mindestens 30.230 Euro. Für den A 250 sind wenigstens 36.460 Euro hinzublättern, der A 180 d kostet ab 31.400 Euro.

Zumindest kann man die A-Klasse ab August auch teilen. Dabei hilft eine App (Mercedes me), über die sich Familienmitgliedern, Freunden oder Kollegen bis zu sieben digitale Fahrzeugschlüssel zuteilen lassen.

Ulla Ellmer

Mercedes A-Klasse in Kürze

Wann sie kommt: Marktstart am 5. Mai 2018

Wen sie ins Visier nimmt: 1er BMW, Audi A3

Was sie antreibt: Vierzylinder-Benziner mit 163 und 224 PS, Vierzylinder-Diesel mit 116 PS

Was sie kostet: Ab 30.230 Euro

Was noch folgt: Wahrscheinlich Benziner A 180, Diesel A 200 d (150 PS), A 220 d (190 PS), ein Plug-in-Hybrid sowie leistungsstarke AMG-Modelle. Außerdem Versionen mit Allradantrieb.

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