Neue Fahrzeugkonzepte kommen – aus Franken!

4.2.2019, 15:55 Uhr
Neue Fahrzeugkonzepte kommen – aus Franken!

© Hersteller

Anfang Januar im US-Bundestaat Nevada: Die Consumer Electronics Show CES  ist so laut, bunt und schrill wie das Spielerparadies Las Vegas, das ihr als Bühne dient. Ob Kühlschränke, Mega-Fernseher oder Haushaltsroboter – alles schreit die umfänglich verbaute HighTech förmlich hinaus.

Neue Fahrzeugkonzepte kommen – aus Franken!

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Auf den ersten Blick will der Bio-Hybrid gar nicht recht in dieses Szenario passen. Kein Bling-Bling klebt an ihm, in lautloser Bescheidenheit ist er unterwegs, und autonom fahren kann er auch nicht. Dennoch ist das Zwischending aus Pedelec und Micro-Car, das Schaeffler aus dem mittelfränkischen Herzogenaurach in seinen gläsernen Pavillon auf dem Freigelände der CES mitgebracht hat, schon richtig in einem Umfeld, das sich in vielfacher Weise auch mit der Zukunft der Mobilität befasst.

Die Veränderungen, die hier anstehen, rufen längst die Zulieferer der Autobauer auf den Plan.  "Wir wollen kein Automobilhersteller werden", stellt Schaefflers Technologievorstand Peter Gutzmer zwar unmissverständlich klar. Wie Continental, Bosch oder ZF entwickelt aber auch sein Unternehmen durchaus neue, emissionsfreie Fahrzeugkonzepte; ganz nebenbei sollen sie dazu beitragen, den innerstädtischen Verkehrskollaps zu entzerren.

"Solche Konzepte entstehen oft in der Szene der Start-ups, in Garagenfirmen", sagt Gutzmer. Für das neuartige Fahrzeug ist deshalb eigens die "Schaeffler Bio-Hybrid GmbH" gegründet worden, ein Start-up, das als hundertprozentige Tochter der Schaeffler Gruppe fungiert. Neben einem Standort in München gibt es einen weiteren in der Nürnberger Rollnerstraße. "Es ist wichtig für die Metropolregion, dass wir auch in Zukunft hier gestalten und interessante Arbeitsplätze schaffen", erklärt Gutzmer.

Der Bio-Hybrid fährt auf vier Rädern, schützt seine Passagiere durch ein Dach vor Wetterunbilden und ist als Pedelec eingestuft. Deshalb darf er den Radweg benutzen und braucht weder Versicherung noch Kennzeichen. Der Fahrer bzw. die Fahrerin kommen ohne Helm und Führerschein aus.

Als Nenndauerleistung werden 250 Watt angegeben, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 25 km/h und der 1,2-kWh-Akku soll 50 Kilometer Reichweite ermöglichen. Eine zweite Batterie verdoppelt den Aktionsradius des 100-Kilo-Gefährts. Es gibt einen elektrischen Rückwärtsgang; Wi-Fi, 4G, Bluetooth und GPS sorgen serienmäßig für zeitgemäße Vernetzung, und natürlich lassen sich verschiedene Funktionen via Smartphone und Smartwatch steuern.

Passenger- und Cargo-Variante

Neben der 2,18 Meter langen zweisitzigen "Passenger"-Variante steht der längere (2,60 Meter) "Cargo" bereit, mit lediglich einem Sitzplatz, dafür aber mit einer Ladefläche, dank der verschiedene Optionen vom Pick-up über den Pizzatransporter bis hin zur Rikscha zu realisieren sind.

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Während der Bio-Hybrid schon 2020 in den Verkauf gehen soll - wahrscheinlich zu Preisen, die bei etwa 5000 Euro beginnen -, ist ein zweites Schaeffler-Projekt eher als Produktidee einzustufen. Das elektrisch und autonom dahinsurrende "Mover" entspricht längentechnisch in etwa dem Smart und greift konzeptionell eine Idee auf, die auch andere (Rinspeed Snap, Mercedes Urbanetic) verfolgen: Er kombiniert eine flexible Technikplattform mit rasch austauschbaren Aufbauten, bei denen es sich um die Passagierzelle eines Robo-Taxis handeln kann, aber auch um einen Cargo-Container.

Radnabenmotor und Allradlenkung

Als Besonderheit verfügt der Mover über ein kompaktes, an allen vier Rädern verbautes Antriebsmodul ("Corner Module"), das neben dem jeweiligen Radnabenmotor auch die Radaufhängung inklusive Federung und eine elektromechanische "Steer-by-Wire"-Lenkung ("Lenken via Kabel") umfasst, die ohne Lenksäule und Lenkrad auskommt. Das wiederum lässt buchstäblich große Freiheiten in Sachen Innenraumgestaltung zu.

Weil ein Radeinschlag von bis zu 90 Grad möglich ist, wendet der Mover flugs auf der Stelle und flutscht seitlich in die Parklücke, um seine Passagiere ein- und aussteigen zu lassen. Auch das ist weder laut noch bunt noch schrill. Aber ein schickes Schauspiel – und zukunftsträchtig allemal.

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Prof. Peter Gutzmer, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands und Vorstand Technologie der Schaeffler AG, über emissionsfreie Fahrzeugkonzepte für die Zukunft, interessante Arbeitsplätze für die Metropolregion und die Konkurrensituation des Zulieferers zu seinen Kunden, den Autoherstellern.

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