Opel serviert einen doppelten Mokka

7.2.2021, 14:40 Uhr
Opel Mokka (l.), Mokka-e: Der Crossover fährt als Benziner und Diesel, aber auch rein batterieelektrisch vor.

© Hersteller Opel Mokka (l.), Mokka-e: Der Crossover fährt als Benziner und Diesel, aber auch rein batterieelektrisch vor.

Der Opel-Chef spart nicht mit großen Worten. "Mit dem Mokka", sagt Michael Lohscheller, "haben wir Opel quasi neu erfunden".

Der kompakte Crossover, der Ende Februar in zweiter Generation auf den Markt kommt, "ist ein extrem wichtiges Auto für uns", bestätigt auch Opel-Sprecher Patrick Munsch. Nicht nur als Volumenbringer kommt dem Mokka II Bedeutung zu. Im neu gegründeten Stellantis-Konzern muss er entscheidend dazu beitragen, die Position von Opel zu definieren.

Entwickelt in Rüsselsheim

Unter dem Dach der Allianz treffen die Rüsselsheimer nicht nur auf die bisherigen PSA-Geschwister Peugeot und Citroën, sondern auch auf frisch eingegliederte Marken wie Fiat, Alfa Romeo oder Jeep. Eine Multikulti-Familie, in der für Opel das Label "German Engineering" – deutsche Ingenieurskunst also - identitätsstiftend sein soll. Hier kommt der Mokka ins Spiel: "Wir haben das Auto vom ersten Federstrich an in Rüsselsheim designt und entwickelt", betont Lohscheller.

Mit dem Vorgänger, der noch unter der Ägide von Opels einstiger Konzernmutter General Motors entstanden ist, hat der Mokka II überhaupt nichts mehr gemein. Technisch baut er auf der CMP-Plattform des PSA-Konzerns auf, die auch der Opel Corsa, der Peugeot 208 oder der DS3 Crossback nutzen. Optisch ist der Neue sowieso ein ganz anderer Kerl geworden. Toll sieht er aus, definitiv; ums abgegriffene Wortspiel vom "starken Mokka" kommt man angesichts der knackigen Proportionen mit kurzen Überhängen und großen Rädern sowie der ausdrucksstarken Front kaum herum.

Opel serviert einen doppelten Mokka

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Wer aus den robusten Beplankungen und dem angedeuteten Unterfahrschutz auf Allradantrieb schließt, wird allerdings enttäuscht: Im Unterschied zum ersten Mokka beschränkt sich der zweite dieses Namens auf Frontantrieb.

Dem Cockpit hat Opel eine umfangreiche Digitalisierung angedeihen lassen. Als "Pure Panel" wird die Kombination zweier Bildschirme bezeichnet, ausstattungsabhängig sind sie jeweils sieben oder aber zwölf und zehn Zoll groß. Gemeinsam fügen sich Fahrerdisplay und Zentral-Touchscreen zu einer Breitbildlandschaft, deren Bediensystematik logisch aufgebaut ist, grafisch aber eine etwas schlichte Umsetzung erfahren hat. Einfach wirkt auch der Kunststoff im Interieur, ein paar geschäumte Soft-Oberflächen hätten dem Ambiente ganz gutgetan. Solide wirkt das Innenleben des Mokka aber allemal, und die bequemen Sitze – optional mit Massagefunktion – dürften Langstreckenfahrten zu einer relaxten Angelegenheit machen.

Pure Panel: Auch das neue Digital-Cockpit hat einen Namen. 

Pure Panel: Auch das neue Digital-Cockpit hat einen Namen.  © Hersteller

Analoges behält Bleiberecht

Wohlwollend werden nicht nur konservative Kunden registrieren, dass Opel die Digitalisierung nicht auf die Spitze getrieben, sondern auch noch verschiedene Direkttaster und –Regler an Bord belassen hat.

Längentechnisch büßt der Mokka II gegenüber seinem Vorgänger mehr als zwölf Zentimeter ein und bringt es auf nunmehr kompakte 4,15 Zentimeter. Weil die Kürzung aber auf Kosten der Karosserieüberhänge erfolgt ist und der Radstand somit unangetastet blieb, reüssiert der Crossover nach wie vor mit ordentlichem Platzangebot.

Auch der Kofferraum hat nicht gelitten, er fasst 350 Liter und wächst nach Umklappen der Rücksitzlehnen auf 1105 Liter. Etwas weniger (310 bis 1060 Liter) bietet der elektrische Mokka-e; man ahnt, warum – richtig, die Batterie beansprucht hier ihren Platz.

Tatsächlich führt der neue Mokka nicht nur ein Dasein als Benziner und Diesel, sondern auch als Stromer. Aber der Reihe nach: Wer einen Verbrenner präferiert, wird nicht stundenlang über verschiedenen Leistungsstufen hirnen, denn das Angebot ist überschaubar. Der 1,2-l-Dreizylinder-Turbobenziner bietet wahlweise 74 kW/100 PS oder 96 kW/130 PS auf, der 1,5-l-Vierzylinder-Diesel – den vor allem Langstreckenfahrer präferieren dürften – entwickelt 81 kW/110 PS. Leider bleibt ihm die klassische Kombination mit einer Automatik verwehrt; das schnell und sanft schaltende AT8-Getriebe ist nur beim stärkeren Benziner als Alternative zur manuellen Sechsgangschaltung vorgesehen.

Opel serviert einen doppelten Mokka

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Just diesen Mokka 1.2 mit 130 PS, 230 Newtonmetern Drehmoment und AT8-Automatik konnten wir auf ersten Testfahrten rund um seine Rüsselsheimer Heimat kennenlernen. Mit kernig-coolem Sound geht der Dreiender zur Sache; eine Sportskanone wird der Mokka unter seiner Obhut zwar nicht, aber es geht völlig ausreichend flott voran, ein Leistungsmanko ist nicht zu bemängeln. Der Sprint von 0 auf 100 km/h nimmt 9,2 Sekunden in Anspruch, über die Autobahn eilt der Opel-Crossover mit maximal 190 Sachen. Leicht und sportlich fährt er sich, talentiert turnt er um Kurven – was allerdings mit einer recht straffen Fahrwerksabstimmung zu bezahlen ist. Klassenbester beim Komfort wird der Mokka nicht.

Gegen entsprechende Entlohnung fahren elektronische Copiloten wie der adaptive Geschwindigkeitsassistent mit Stop&Go-Funktion, ein aktiver Spurhalteassistent, ein automatischer Parkassistent, ein Toter-Winkel-Warner oder die 180-Grad-Panoramarückfahrkamera mit. Ebenfalls gegen Aufpreis leuchtet das fabelhafte LED-Matrix-Licht die Wege des Mokka aus.

Elektrischer Mokka-e

Nimmt dessen Karriere einen ähnlichen Verlauf wie die des Corsa, dann wird sich ein Drittel der Privatkunden für den elektrischen Mokka-e entscheiden. Den Antrieb kennt man schon vom Corsa-e: Ein 50-kWh-Akku speist einen 100 kW/136 PS starken Elektromotor, der ein Drehmoment von 260 Newtonmetern produziert. Als Reichweite nennt das Datenblatt 324 Kilometer. Wie sich dieser Wert in Abhängigkeit von Fahrstil, Geschwindigkeit, Außentemperatur und dem Einsatz elektrischer Verbraucher nach oben beziehungsweise unten entwickelt, ermittelt recht nett ein Reichweitenrechner.  

Wechselstrom (AC) aus der Wallbox oder öffentlichen Ladesäule zieht das Basismodell Mokka-e "Edition" einphasig und bis 7,4 kW. Der dreiphasige 11-kW-Onboardcharger kostet nur hier 1160 Euro Aufpreis, in den drei besseren Ausstattungsvarianten wird er serienmäßig mitgeliefert. Das Mode-3-Ladekabel für öffentliches Laden liegt immer bei. Zudem ist der Mokka-e für Gleichstrom-Schnellladen (DC) bis 100 kW vorbereitet. Pro Minute generiert der Aufenthalt an der Turboladesäule Saft für neun Kilometer Strecke.

Opel serviert einen doppelten Mokka

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Abschließend noch eine kleine Preiskunde: Der Mokka-e Edition startet bei 34.110 Euro, abzüglich Förderprämie (9570 Euro) bleiben 24.540 Euro übrig. Allerdings klebt am Basismodell bereits das Etikett "Ausverkauft“. Dem Kunden bleibt das Ausweichen auf ein höheres Ausstattungslevel – oder die Nachfrage beim Händler, ob der womöglich ein bestimmtes Kontingent vorbestellt und somit vorrätig hat.

Der Zugriff auf den 1,2-l-Turbobenziner ist ab 19.990 Euro möglich, der von uns gefahrene 130-PS-Mokka mit AT8-Automatik steht ab 24.765 Euro in der Preisliste. Und der Diesel hält sich ab 23.595 Euro bereit.

Ulla Ellmer

Opel Mokka in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar, Einführung im Handel Ende Februar 2021

Wen er ins Visier nimmt: Peugeot 2008/e-2008, Hyundai Kona/Kona Elektro, Kia Stonic, VW T-Cross, Ford Puma etc.

Was ihn antreibt: 1,2-l-Dreizylinder-Turbobenziner mit 74 kW/100 PS und 81 kW/110 PS. 1,5-l-Vierzylinder-Diesel mit 81 kW/110 PS. Elektromotor mit 100 kW/136 PS.

Was er kostet: Ab 19.990 Euro, Mokka-e ab 34.110 Euro.