Plug-in-Hybrid – 69 km elektrisch – Ab 37.640 Euro

Skoda Octavia Combi 1,4 iV im Fahrbericht

13.7.2021, 15:34 Uhr
Skoda Octavia Combi 1,4 iV im Fahrbericht

© Hersteller

Wie er aussieht: Konservativ, und das sagen wir sehr wohlmeinend. Konservativ bedeutet im Falle des Octavia Combis nämlich, dass er auf jedwede optischen Gimmicks verzichtet und sich in jene sachliche Klarheit kleidet, aus der klassenlose Autos gemacht werden. Die enge Verwandtschaft zum VW Golf VIII, Seat Leon und Audi A3, die auf dem gemeinsamen Modularen Querbaukasten (MQB) fußt, wird kaum ersichtlich. Mit stattlichen 4,69 Metern Länge übertrifft der Octavia Combi selbst den Golf Variant noch um zwölf Zentimeter, und überhaupt sieht er so gar nicht nach Kompaktmodell aus, sondern nach Mittelklasse und somit nach viel mehr Auto.

Wie er eingerichtet ist: Wiederum sachlich und klar, gleichzeitig aber von präziser Verarbeitungsqualität und mit einem hochwertigen Materialmix, der sich im Falle unseres Testwagens aus feinem Stoff, Klavierlack, Chrom, Leder (für das bequeme Sitzmobiliar) und Kunststoff von der gehobenen Sorte zusammensetzte. Die Vokabel "Premium" schien uns nicht unzutreffend für dieses Ambiente.

Die digitale Architektur rückt ein 10,2-Zoll-Fahrerdisplay ins Blickfeld, das sich über Bedienelemente am Lenkrad konfigurieren lässt. Nicht nur fürs Infotainment ist ein zehn Zoll großer, freistehender Touchscreen zuständig. Zwar stellt der Octavia einige Direkttasten bereit, doch das Feintuning von Klimaanlage, Sitzheizung oder Sitzbelüftung erfolgt via Bildschirm. Leider, wie wir finden, denn das ist eine eher umständliche Angelegenheit. Überhaupt haben wir etwas mit der Betulichkeit gehadert, mit der das Multimediasystem hochfährt.

Skoda Octavia Combi 1,4 iV im Fahrbericht

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Der Bedienung des Panoramadachs, der Sonnenschutzrollos und der Lautstärke dienen sogenannte "Slider". Praktisch: Der Smartphonehalter (Transport-Paket, 210 Euro) im Fond, der sich in eine entsprechende Vorrichtung unterhalb der Kopfstütze applizieren lässt und den wir, zusammen mit einer Decke, in einer ebenfalls an der Rücksitzlehne befestigten Filztasche verstaut vorgefunden haben. Zwei USB-C-Buchsen liefern den fürs Unterhaltungsprogramm benötigten Strom. Weiteres sinnvolles Detail: Der kleine, herausnehmbare Behälter in der Mittelkonsole, in dem sich neben Einkaufswagenchips auch der Fahrzeugschlüssel sauber verstauen lässt.

Wie viel Platz er hat: Die Paradedisziplin des Octavia Combi, stets hat sie wesentlich zu seinem Erfolg beigetragen. Dass es Fahrer und Beifahrer bestens geht, braucht nicht erwähnt zu werden, aber auch im Fond herrschen raumgreifende Dimensionen vor, die drei Passagieren eine langstreckentaugliche Mitfahrgelegenheit eröffnen.

Ladefreudig gestaltet hat Skoda auch den Kofferraum, der sich optional über eine sensorgesteuert elektrische Heckklappe zugänglich macht. Ganz so groß wie im konventionell angetriebenen Combi fällt er beim Plug-in-Hybriden aber nicht aus, statt 640 bis 1700 Liter schluckt er nur 490 bis 1555 Liter weg. Dafür gibt es ein Fach unter dem Kofferraumboden, in dem die Ladekabel ihren Platz finden. Und sehr praktisch fanden wir die Wendematte (ebenfalls Bestandteil des Transport-Pakets), die auf der Rückseite eine abwaschbar-gummierte Fläche aufweist.

Was ihn antreibt: Als Plug-in-Hybrid "iV" spannt der Octavia Combi einen 110 kW/150 PS starken 1,4-l-Turbobenziner und einen Elektromotor mit 85 kW/115 PS zusammen, insgesamt ergeben sich eine Systemleistung von 150 kW/204 PS und ein Systemdrehmoment von 350 Newtonmetern. Ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe transferiert die Antriebskräfte an die Vorderachse, zu schalten ist es über einen schicken "Shifter" oder Schaltwippen am Lenkrad.

Skoda Octavia Combi 1,4 iV im Fahrbericht

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Als Energiespeicher dient eine Lithium-Ionen-Batterie von 13 kWh Bruttokapazität.

Wie er sich fährt: Sofern der Akku noch Reserven hat, startet der iV-Octavia im Elektromodus. Rasch haben wir diesen E-Mode zu schätzen gelernt, nicht nur der elegant-elektrischen und – bis auf den Fußgänger-Warnton - geräuschlosen Art des Vorankommens wegen, sondern auch, weil die mühelos-geschmeidige Beschleunigung einfach Freude macht.

Der Hybridmodus muss vor Fahrtantritt über den Touchscreen aktiviert werden. Aber auch dann nutzt der Octavia noch häufig seine elektrischen Möglichkeiten; die Übergänge zwischen beiden Antriebswelten erfolgen weich und dezent. Zwischenspurts würzt der E-Motor mit einer Prise Extra-Boost, so macht Plug-in-Fahren Spaß.

Wenn die Batterien leer sind und der Vierzylinder arg gefordert wird, erinnert er doch recht unmissverständlich an seine vergleichsweise bescheidenen 1,4 Liter Hubraum. Angestrengt wirkt er dann und nicht mehr allzu kultiviert, einigermaßen laut wird er außerdem, was in Erinnerung des geräuschlosen Anfahrens freilich auch besonders auffallen mag.

Fahrtechnisch ist der Octavia iV ein komfortabler Wagen, das Wohl seiner Passagiere vernachlässigt er nicht, sanft federt er und hinterlässt auch in Sachen Abrollverhalten einen guten Eindruck.

Wiederum über den Touchscreen sind die vier Fahrmodi Eco, Normal, Sport und Individual anzuwählen. Bestens funktionieren die (in Paketen zusammengefassten) Fahrassistenten wie der Adaptivtempomat oder die Parkautomatik. Die Verkehrszeichenerkennung in unserem Testwagen war allerdings nur karten- und nicht kamerabasiert, ein aufmerksames Auge auf die Beschilderung ist hier anzuraten.

Wie weit er elektrisch kommt: Skoda gibt eine WLTP-Reichweite von 52 bis 69 Kilometern an. Bei moderater Fahrweise haben wir tatsächlich 65 Kilometer geschafft, wer überwiegend die übliche Pendlerdistanz als Tagespensum zurücklegt und diszipliniert lädt, fährt nur selten mit Sprit. Der Tankinhalt reduziert sich beim iV allerdings von 45 auf 39,5 Liter.

Elektrisch durch die Stadt: In der City spielen Plug-in-Hybride ihre Vorteile besonders effektiv aus.

Elektrisch durch die Stadt: In der City spielen Plug-in-Hybride ihre Vorteile besonders effektiv aus. © Hersteller

Wie er lädt: Einphasig und an der Wallbox mit bis zu 3,6 kW, nach dreieinhalb Stunden ist der Akku wieder voll aufgeladen. An der Haushaltssteckdose (2,6 kW) verlängert sich das Prozedere auf sechs Stunden. Schnellladen ist nicht möglich, das beherrschen aber auch nur die wenigsten Plug-in-Hybride.

Was er verbraucht: Über den gesamten Testzeitraum hinweg, in einem Mix aus viel rein elektrischer Kurzstrecke, „hybriden“ Touren und zwei vorwiegend im Verbrennermodus zurückgelegten Langstreckenfahrten über die Autobahn berechnete uns der Bordcomputer einen Langzeitwert von 3,7 l/100 km Sprit sowie 7 kWh Strom. Wenn das so stimmt, ist es aller Ehren wert. Tatsächlich erwies sich der Octavia Combi iV als ein sparsames Fahrzeug. Bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit beließ er es auch mit leerem Akku bei 6,4 l/100 km, erst als wir forsch aufs Gas traten, stieg der Spritkonsum über sieben Liter.

Was er bietet: Der Octavia Combi iV lässt sich in den Ausstattungsvarianten "Ambition" und "Style" bestellen. Zum serienmäßigen Lieferumfang bei "Ambition" zählen unter anderem Zweizonen-Kimaautomatik, das virtuelle Cockpit, das Musiksystem "Bolero", Fahrprofilauswahl, Spurhalteassistent, elektrisch anklappbare Außenspiegel und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen.

Was er kostet: Ab 37.640 Euro. Davon darf die Umweltprämie in Höhe von 7177,50 Euro brutto subtrahiert werden, Dienstwagenfahrer kommen in den Genuss der steuerlichen 0,5-Prozent-Regelung.

Was wir meinen: Wie bei allen Plug-in-Hybriden (PHEV) muss auch im Falle des Skoda Octavia Combi iV die Frage nach der Sinnhaftigkeit mit einer Überprüfung der Fahrgewohnheiten beantwortet werden. Wer nur gelegentlich auf die Autobahn geht, viel Kurzstrecke fährt und diszipliniert lädt, wird angesichts der praxistauglichen elektrischen Reichweite ein eher seltener Gast an der Tankstelle sein. Langstreckenfahrer sind hingegen immer noch mit einem Diesel besser bedient. Grundsätzlich aber arbeitet der Octavia-PHEV erfreulich sparsam, und das großzügige Platzangebot prädestiniert ihn als idealen Familienkombi.

Die Daten des Skoda Octavia 1,4 TSI iV

VERBRENNUNGSMOTOR: Hubraum 1395 ccm, Zylinder 4, Leistung 110 kW/150 PS bei 5000 - 6000/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 1550 - 3500/min. ELEKTROMOTOR: Leistung 85 kW/115 PS. Systemleistung 150 kW/204 PS, Systemdrehmoment 350 Nm. Spitze 220 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 7,8 sec, Normverbrauch 1,3 l S, 11,6 kWh/ Strom pro 100 km. Testverbrauch 3,7 l, 7 kWh pro 100 km. CO2-Emission 30 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-ISC-FCM, Energie-Effizienzklasse A+, Länge 4,69 m, Breite 1,82 m ohne, 1,99 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,48 m, Kofferraum 490 bis 1555 l, Kraftstoff-Tank 39,5 l, Leergewicht 1620 - 1797 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2058 - 2119 kg, Zuladung 261 - 499 kg, Anhängelast 1500 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst). 6-G-Automatik (DSG), Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 12 (KH), 20 (TK), 19 (VK). Preis ab 37.640 Euro.