Tesla-Jäger XPeng P7: Fährt weiter, kostet weniger

29.4.2020, 21:02 Uhr
Tesla-Jäger XPeng P7: Fährt weiter, kostet weniger

© XPeng

Wenn der XPeng P7 im Sommer auf Chinas Straßen rollt, dann unter nicht ganz einfachen Umständen, die Chairman und CEO He Xiaopeng indes umgehend zur Eigenpropaganda nutzt. Die Fähigkeit, den P7 unter den schwierigen Bedingungen der Covid-19-Krise auf den Markt zu bringen, sei ein Beweis für die Stärke seines jungen Unternehmens, lässt der 42-jährige Xiaopeng in einer Pressemitteilung wissen.

Enorme Reichweite

Die durchaus elegante, knapp fünf Meter lange Elektrolimousine, deren Fahrwerk übrigens gemeinsam mit Porsche Engineering entwickelt worden ist, tritt in unmittelbare Konkurrenz zu Tesla und da zum Model S. Glaubt man den Herstellerangaben, schlägt der P7 seinen kalifornischen Mitbewerber aber buchstäblich um Längen. Die Reichweite soll je nach Modellvariante bis zu 706 Kilometer betragen, wobei angemerkt werden muss, dass dieser Wert nach dem alten NEFZ-Prozedere ermittelt wurde und nicht dem neueren und realitätsnäheren WLTP-Verfahren folgt. Da dürfte sich der Reichweiten-Vorsprung gegenüber dem Model S (WLTP 610 km) relativieren.

Tesla-Jäger XPeng P7: Fährt weiter, kostet weniger

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Ein üppiger 80,9-kWh-Akku stellt die Energieversorgung sicher, er soll in einer knappen halben Stunde von 30 auf 80 Prozent Ladezustand gebracht werden können und binnen zehn Minuten Strom für weitere 120 Kilometer Fahrtstrecke ziehen.

Der Sprint von 0 auf 100 km/h erfolgt beim allradgetriebenen 4WD-High-Performance-Modell in 4,3 Sekunden, es verfügt über je einen Elektromotor an der Vorder- und an der Hinterachse, das Dual-Motor-Konzept setzt 316 kW/430 PS frei.  Alternativ können Kunden bei zwei einmotorigen und heckgetriebenen Varianten zugreifen, die es auf 196 kW/266 PS bringen.

Streit um den Autopiloten

Analog zu Teslas Autopilot entwickelt beim P7 der "X-Pilot" autonome Fahrfunktionen auf Level-3-Niveau. Deshalb gibt es zwischen Tesla und Xpeng auch Streit, Tesla wirft einem ehemaligen Mitarbeiter vor, den Quellcode für den Autopiloten kopiert und zu XPeng entführt zu haben.

Beim Preis stellt der P7 Teslas Model S klar in den Schatten. In China kostet er nach Abzug von Subventionen umgerechnet ab rund 35.000 Euro, selbst das vollausgestattete Topmodell belastet seinen Käufer nur mit ca. 50.000 Euro. Auch wenn der Vergleich hinkt: In Deutschland kommt ein Model S auf mindestens 86.800 Euro.  

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© Xpeng

P7-Start in Europa? Ob und wenn ja, wann, ist nicht bekannt. Und schon gar nicht, ob hiesigen Käufern die Datensammelwut der Elektrolimousine behagt, die allen gängigen Einschätzungen der chinesischen Gepflogenheiten entspricht. Zu den Finanziers von Xpeng zählt neben dem Smartphone-Hersteller Xiaomi auch der chinesische E-Commerce-Gigant Alibaba, der als größter Konkurrent von Amazon gilt. Und so ist im P7 denn auch Alibabas sogenannte "In-Car"-Lösung installiert, die es ermöglicht, mittels der Xiaomi-Smartphones und –Smartwatches sämtliche Fahrzeugfunktionen zu steuern.

Daten-Staubsauger auf Rädern

Vor allem aber hat sich Alibaba mit vielerlei Apps an Bord geschlichen. Das führt dann dazu, dass jede Menge Daten vom Standort des Fahrzeugs über sein Bewegungsprofil bis hin zur Befindlichkeit des Fahrers abgesaugt und, beispielsweise, mit dessen Kauf- oder Mobilitätspräferenzen verknüpft werden. Die Künstliche Intelligenz schickt dann etwa personalisierte Werbung direkt ins Auto. Zudem, so schreibt auto-motor-und-sport.de, würden täglich aktualisierte Porträtaufnahmen des Fahrers hinterlegt, schließlich entriegelt sich der P7 nicht nur per Fingerabdruck, sondern auch per Gesichtserkennung.

Ein deutscher Datenschützer würde da wohl mit Zornesröte und schwer gesträubten Haaren erfasst.

Ulla Ellmer