Und jetzt ein Plug-in-Hybrid?

21.6.2020, 12:04 Uhr
Und jetzt ein Plug-in-Hybrid?

© Volkswagen

Plug-in-Hybrid: Wo liegt der Unterschied?

Anders als die so genannten Mild- oder Vollhybride, die nicht oder nur über sehr wenige Kilometer hinweg rein elektrisch fahren können, stromern Plug-in-Hybride (kurz PHEV) auch auf längeren Distanzen. Im Regelfall sind 50 Kilometer möglich, bei manchen Modellen (BMW X5 xDrive 45e oder Mercedes GLE 350 de) auch schon 80 bis 100 km. Zum elektrischen Fahren nutzen PHEVs eine kleine Batterie, die sich – ein weiterer Unterschied zu den anderen Hybriden – extern an der Steckdose aufladen lässt. Daher auch der Name: "to plug in" kommt aus dem Englischen und bedeutet "einstöpseln". Im Gegensatz zu den Mild- und Vollhybriden erhalten PHEVs ein E-Kennzeichen.

Was ist der Vorteil?

Der Plug-in-Hybridantrieb gilt als Brückentechnologie zwischen Verbrennern und reinen Elektroautos. Er ermöglicht auf kurzen Strecken lokal emissionsfreies Fahren (zum Beispiel in Fahrverbotszonen), ohne bei der Langstreckentauglichkeit Einschränkungen aufzuerlegen.

Und was bringen PHEVs für die Hersteller?

Plug-in-Hybride sind ein wichtiges Mittel, um die EU-Grenzwerte beim CO2-Ausstoß einhalten zu können.

Welche Modelle gibt es?

Das Angebot an Plug-in-Hybriden erweitert sich stetig. Das Kleinwagensegment einmal ausgenommen, sind die PHEVs inzwischen in so gut wie allen Fahrzeugklassen vertreten, von kompakten Kombis (beispielsweise Kia Ceed SW PHEV) über Minivans (BMW 225 xe) und Limousinen (Volvo S60 Recharge T8) bis hin zu SUVs (BMW X3 xDrive 30e) und sogar Sportwagen (Porsche Panamera 4E-Hybrid). Der überwiegende Teil der PHEVs kombiniert einen Benziner mit einem Elektromotor, Mercedes bietet mit C 300 de und E 300 de auch Diesel-Plug-in-Hybride an.

Was muss ich ausgeben?

Die Preisspanne ist groß. Sie beginnt bei gut 30.000 Euro (Hyundai Ioniq PHEV) und reicht bis weit hinauf in den sechsstelligen Bereich, etwa bis zum über 170.000 Euro teuren Porsche Cayenne Turbo SE-Hybrid.

Wo kann ich laden?

An Haushaltssteckdosen, Wallboxen oder öffentlichen Ladestationen. Allerdings wird deren Ladeleistung (11 oder 22 kW) zumeist nicht völlig ausgenutzt, denn die meisten Plug-in-Hybride können nicht drei-, sondern lediglich einphasig laden. Beispiel Opel Grandland X PHEV: Serienmäßig zieht er 1,8 kW Strom. Optional gibt es zwar einen 7,4-kW-Onboard-Lader, aber auch dessen Ladeleistung wird nur an der 22-kW-Station erreicht, von deren drei Phasen der Grandland eben lediglich eine nutzt (22 geteilt durch 3). Noch kaum verbreitet ist die Möglichkeit zum Gleichstrom-Schnellladen (DC), sie wird beispielsweise von Mercedes angeboten.

Vor dem Kauf eines Plug-in-Hybriden sollte man sich gut über dessen Ladekompetenz informieren.

Was sagen die Kritiker?

Durch ihr doppeltes Equipment (Verbrennnungsmotor plus Batterie) sind Plug-in-Hybride verhältnismäßig schwer. Das bedeutet, dass sie mehr Strom verbrauchen als reine Elektroautos, aber auch mehr Kraftstoff als Benziner oder Diesel. In einem Vergleich hat auch der ADAC unlängst festgestellt, dass PHEVs nicht automatisch umweltfreundlicher als reine Verbrenner agieren. Der Club fordert die Hersteller dazu auf, in ihren Angaben die Verbrauchswerte für das rein elektrische Fahren sowie für den Betrieb mit Verbrennungsmotor bei leerer Antriebsbatterie zu nennen. Zudem stellen Skeptiker die Ladedisziplin der PHEV-Nutzer infrage: Viele würden nach der ersten Euphorie das unbequeme Hantieren mit dem Ladekabel sein lassen und nur noch im Verbrenner-Betrieb fahren.

Was kann man da tun?

Ford beispielsweise testet das so genannte Geofencing: Sobald das Fahrzeug in eine Umweltzone einfährt, wird automatisch der batterieelektrische Antrieb aktiviert. Und BMW will die Fahrer seiner Plug-in-Hybride mit Bonuspunkten für das Aufladen der Batterie und für elektrisches Fahren belohnen.

Wie werden die PHEVs gefördert?

Zunächst über die neue Innovationsprämie. Plug-in-Hybride bis 40.000 Euro Nettolistenpreis werden voraussichtlich vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2021 mit 6750 Euro gefördert, Modelle von 40.000 bis 65.000 Euro noch mit 5625 Euro. Für die Dienstwagen unter den Plug-in-Hybriden gilt bei privater Nutzung die so genannte 0,5-Prozent-Steuer mit der halbierten Bemessungsgrundlage. Voraussetzung: Das Fahrzeug muss mindestens 40 km rein elektrisch zurücklegen können oder darf maximal 50 Gramm CO2/km emittieren.

Lohnt sich ein Plug-in-Hybrid für mich?

Das kommt aufs Nutzerprofil an. Wer viel Langstrecke fährt, ist mit einem sparsamen Diesel wohl besser bedient. Anders sieht es für denjenigen aus, der überwiegend Kurzstrecken abspult und sowohl zuhause wie idealerweise auch am Arbeitsplatz eine Lademöglichkeit vorfindet.

Ulla Ellmer