Unter Spannung: Mercedes C-Klasse

22.2.2019, 13:11 Uhr
Unter Spannung: Mercedes C-Klasse

© Hersteller

Wie er aussieht: Die 4,69 Meter lange Mercedes C-Klasse sucht ihre Identität nicht als Sportlimousine wie der 3er BMW. Sie setzt auf Eleganz, adaptiert dabei allerlei Stilelemente der großen S-Klasse und überzeugt mit stimmiger Proportionierung auch diejenigen, die von Fahrzeugen mit Stufenheck eigentlich wenig halten.

Wie er eingerichtet ist: Dass die Verarbeitungsqualität tadellos und die Materialauswahl ebenso stilsicher wie picobello ist, darf man von einem Mercedes erwarten. Das topmoderne MBUX-Multimediasystem der A-Klasse und des GLE hat die C-Klasse noch nicht an Bord, sie nutzt das aus S- und E-Klasse bekannte Infotainment. Optional gibt es ein digitales Kombiinstrument hinterm Lenkrad, flankierend erwächst ein freistehendes 10-Zoll-Display aus der Mittelkonsole, das gegen Aufpreis mit dem aufwendigen Comand-Online-System samt Navi gefüttert werden kann.

Überhaupt gibt es so einiges, was das Leben an Bord komfortabel macht, zumeist ist der Luxus freilich teuer zu bezahlen. Das sogenannte Wellness-Setup ist so ein Edel-Extra; mit situativ angepasster Temperatur, Raumbeduftung, Sitzmassage und Licht-Musik-Stimmung kümmert es sich um das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Passagiere.

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Wie viel Platz er hat: Die Vornesitzenden genießen ein gutes Raumgefühl und haben keinen Grund zur Klage. Im Fond geht es hingegen knapper zu, als Reiselimousine für vier oder gar fünf Personen taugt die C-Klasse eher nicht.

Der Kofferraum (455 l) ist angemessen dimensioniert und weist ein zusätzliches Staufach unterm Ladeboden auf. Komfortablerweise lässt sich der Kofferraumdeckel auf Knopfdruck öffnen und schließen. Gegen Aufpreis kann man sich eine umklappbare Rücksitzlehne gönnen, das schafft noch mehr Stauraum.

Was ihn antreibt: Der Vierzylinder im C 200 beschränkt sich auf 1497 ccm Hubraum, das ist Minimalrekord im Motorenprogramm. 135 kW/184 PS stehen bereit, 280 Nm Drehmoment werden an die Hinterräder geschickt.

Als Besonderheit leistet sich der C200 elektrische Unterstützung durch ein zusätzliches 48-Volt-Bordnetz mit riemengetriebenem Startergenerator (RSG). Der liefert beim Beschleunigen eine Extraportion Schub, die Mercedes als "EQ-Boost" bezeichnet und mit 10 kW/14 PS sowie 160 Newtonmetern quantifiziert. Auch als Anlasser wird der RSG tätig, was unter anderem bedeutet, dass der Motor nach der vom Start-Stopp-System verordneten Zwangspause besonders schnell und unspektakulär wieder anspringt.

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Überhaupt beschleunigt der C200 ausgesprochen schnell und spontan. Zudem ermöglicht die Technik das "Segeln" (Rollen mit ausgeschaltetem Motor also, beispielsweise bei der Annäherung an eine rote Ampel) und rekuperiert beim Verzögern, wodurch die 48-V-Batterie mit neuer Energie versorgt und geladen wird. Ein Ottopartikelfilter (OPF) stellt Euro 6d-Temp sicher.

Wie er sich fährt: Ob man mit dem C200 glücklich wird, hängt vom persönlichen Anforderungsprofil ab. Wer eher ungern über die Autobahn heizt und kein gewohnheitsmäßiger Langstreckenfahrer ist, dürfte rundum zufrieden sein - sollte aber auch wissen, dass der kleine Hubraum einen gewissen Drehzahlhunger zur Folge hat und relaxtes Cruisen nicht unbedingt zu den Stärken dieser C-Klasse gehört. Die serienmäßige 9-G-Automatik erkennt den Drehzahlbedarf und reagiert, indem sie entsprechend oft in einen niedrigeren Gang zurückschaltet. Drückt der Fahrer aufs Gas, wird dies mit einem verhalten angestrengten und leicht ungehaltenen Arbeitsgeräusch quittiert.

Hervorragend ist den Mercedes-Ingenieuren aber die Fahrwerksabstimmung gelungen. Die Limousine bewahrt komforttechnisch feine Contenance, ohne den Fahrer in die Bredouille zu bringen, wenn er sich dem Grenzbereich nähert. Zahlreiche Fahrassistenten leisten, meist gegen Extra-Salär, Hilfestellung - die C-Klasse kann beispielsweise teilautomatisiert fahren und passt mit Hilfe der Navi-Daten die Geschwindigkeit vor Kurven oder Kreisverkehren automatisch an.

Was er verbraucht: Eine höhere Leistungsanforderung macht sich auch beim Kraftstoffkonsum bemerkbar. Zurückhaltend bewegt, begnügt sich der C200 in der Praxis durchaus mit 6,7 l/100 km. Sobald es aber ambitionierter zur Sache geht, muss mit einer Neun vor dem Komma gerechnet werden.

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Was er bietet: Serienmäßig unter anderem Leichtmetallräder, 7-Zoll-Mediadisplay, Keyless-Go, Regensensor, elektrisch einstellbare Vordersitze, Zweizonen-Klimaautomatik, aktiven Bremsassistenten, Tempomat, 9-G-Automatik, Dynamic-Select-Fahrprogramme. Darüber hinaus hält die Preisliste viel Aufpreispflichtiges bereit - vom Kombiinstrument über LED- bzw. Multibeam-LED-Scheinwerfer (serienmäßig ist tatsächlich nur Halogen) und dem teuren Comand-Infotainment bis hin zur elektrischen Kofferraumklappe.

Was er kostet: Erwartbar viel. Der C200 startet bei 39.948 Euro. Das ist freilich nur das Basislager, von dem aus der Kunde unter Einsammeln der zahlreichen Extras schnell Höhen um 60.000, gar 70.000 Euro erklimmt. Zumindest preislich kann von Downsizing eher nicht die Rede sein.

Ulla Ellmer

Die Daten des Mercedes C200

Hubraum 1497 ccm, Zylinder 4, Leistung 135 + 10 kW/184 + 14 PS bei 5800 - 6100/min, max. Drehmoment 280 Nm bei 3000 - 4000/min, Spitze 239 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 7,7 sec, Normverbrauch innerorts 8,2, außerorts 5,2, kombiniert 6,3 l S pro 100 km, Testverbrauch 6,8 l S/100 km, CO2-Emission 144 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,79 m, Breite 1,81 m (ohne Außenspiegel), Höhe 1,44 m, Kofferraum (ausstattungsabhängig) 455 l, Tank 41 l, Leergewicht 1505 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2085 kg, Zuladung 580 kg, Anhängelast 1800 kg (gebremst), 710 kg (ungebremst). 9-G-Automatik, Heckantrieb. Versicherungs-Typklassen 18 (KH), 24 (VK), 23 (TK). Preis ab 39.948 Euro.

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