Wasserstoff-Antrieb: Toyota erneuert den Mirai

22.1.2020, 19:28 Uhr
Wasserstoff-Antrieb: Toyota erneuert den Mirai

© Toyota

Im Herbst beginnt Toyota mit der Produktion der zweiten Mirai-Generation. Die Neuauflage der Brennstoffzellen-Limousine sieht wesentlich eleganter aus als ihr martialischer Vorgänger, bietet Platz für fünf Personen und eine Reichweite von bis zu 650 Kilometern. Dennoch bleiben Fragen.

Toyota hat inzwischen auch die batterieelektrische Mobilität in seinen Zukunfts-Fahrplan aufgenommen. Am Thema "Wasserstoff" halten die Japaner aber dennoch beharrlich fest. Das Vertrauen in die Brennstoffzellentechnologie manifestiert sich unter anderem darin, dass die Brennstoffzellen-Limousine Mirai noch in diesem Jahr eine Neuauflage erfährt.

Extravagant geht auch in elegant

Anders als die schon beinah verstörend futuristisch gestylte Generation I kleidet sich der knapp fünf Meter lange Mirai II in ein wesentlich eleganteres Gewand - extravagant geht ersichtlich auch in schön. Statt vier können nunmehr fünf Personen mitfahren, und weil jetzt drei Wasserstofftanks mit mehr Fassungsvermögen zur Verfügung stehen, steigt die Reichweite auf rund 650 km Reichweite an. Die neue TNGA-Plattform und der damit verbundene Umstieg auf Heckantrieb sollen dem Mirai außerdem zu mehr Agilität verhelfen.

Auch die Innenarchitektur zeigt sich deutlich modernisiert, Blickfang im fahrerorientierten Cockpit ist ein großformatiges 12,3-Zoll-Display. 

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Im Vergleich zum Vorgänger sollen die Produktionszahlen künftig auf 30.000 Euro verdreifacht werden. Ob solche Skaleneffekte auch den Preis senken, bleibt abzuwarten. Zumindest dürfte der Mirai II nicht teurer werden als das aktuelle Modell, das nicht unerhebliche 78.600 Euro kostet.

Kaum Konkurrenz

Es sind nur wenige Wasserstoff-Modelle, die dem Toyota Mirai Gesellschaft leisten. Einziger unmittelbarer Konkurrent ist der Fuel-Cell-Crossover Hyundai Nexo zu 69.000 Euro. Mercedes bietet mit dem GLE Fuel-Cell einen Plug-in-Hybriden mit Brennstoffzelle und Batterie an. BMW kooperiert beim Thema Fuel Cell mit Toyota, der X5 I-Hydrogen Next kommt aber erst in drei Jahren auf den Markt. Auch die Aktivitäten anderer Hersteller sind vorerst noch Zukunftsmusik: Im Volkswagen-Konzern widmet sich Audi der Thematik, bei PSA (Peugeot-Citroen-Opel) soll Opel zum Wasserstoff-Kompetenzzentrum werden. Und Renault plant, die batterieelektrischen Varianten seiner Nutzfahrzeuge Master und Kangoo zusätzlich mit einer Brennstoffzelle auszustatten, die als reichweitenverlängernder Range-Extender dient. 

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Vielen gilt die Wasserstoff-Technologie als die bessere Form der Elektromobilität: Die Reichweiten sind lang, die Tankzeiten so kurz wie vom Verbrenner gewohnt. Ein Kilo Wasserstoff kostet etwa 9,50 Euro und ermöglicht rund 100 Kilometer Fahrt.

Dünne Infrastruktur

Allerdings hapert es nach wie vor an der Infrastruktur. In Deutschland gibt es derzeit nur etwa 75 Wasserstoff-Tankstellen - nach Plan hätten es eigentlich bereits 100 sein sollen. Und der Umstand, dass südlich von Bozen überhaupt keine H2-Station mehr aufzutreiben ist, konterkariert die Langstreckentauglichkeit von Mirai, Nexo & Co. 

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Und es gibt noch andere Schattenseiten. Zwar quillt aus dem Tank von Brennstoffzellenfahrzeugen nur Wasserdampf. Doch die Herstellung von Wasserstoff erfordert hohen Energieaufwand. "Einen Klimavorteil hat das Brennstoffzellenauto gegenüber dem Verbrenner nur dann, wenn bei der Produktion von Wasserstoff ausschließlich Ökostrom verwendet wird", heißt es beim Verkehrsclub VCD. Werde der durchschnittliche deutsche Strommix zugrunde gelegt, so hat es eine Studie der Denkfabrik Agora Verkehrswende ermittelt, könnten die CO2-Emissionen eines Brennstoffzellen-Pkw in der Gesamtbilanz um 75 Prozent über denen eines vergleichbaren batterieelektrischen Autos liegen. Die Strommenge, die bei einem "Batterie-Elektriker" für 100 km reiche, bringe ein Brennstoffzellenauto lediglich 48 km weit. 

Brennstoffzelle im Bus

In puncto Wasserstoff denkt man bei Toyota über den Mirai hinaus. Den meisten Sinn macht die Technologie nicht im Pkw, sondern im Schwerlastverkehr. In den USA testet das Unternehmen daher Brennstoffzellenantrieb für große Trucks, und der portugiesische Bushersteller Caetano hat bereits einen Wasserstoff-Bus mit Toyota-Brennstoffzellenantrieb präsentiert.

Ulla Ellmer

 

 

 

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