Wie "öko" ist das Elektroauto wirklich?

28.4.2019, 15:36 Uhr
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Dass Autos mit Elektroantrieb zwar lokal emissionsfrei fahren, aber keinesfalls komplett CO2-neutral agieren, ist eine Erkenntnis, die in der allerersten E-Euphorie durchaus negiert wurde. Inzwischen werden die Stromer aber auch in der Fachwelt durchaus kontrovers diskutiert. Zuletzt hat eine Studie des Ifo-Instituts Schlagzeilen gemacht, die dem Elektroauto sogar eine schlechtere CO2-Bilanz als dem Diesel bescheinigte. Nur wenige Wochen vorher war das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) zu einem gänzlich anderen Ergebnis gelangt.

Elektroautos mit besserer Klimabilanz

Auch VW hat jetzt nachgerechnet und kommt zu einem Schluss, den man von einem traditionellen Automobilhersteller zunächst nicht unbedingt erwartet: Schon heute, so heißt es, sei die Klimabilanz der E-Autos besser als die von vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Im Unterschied zur Ifo-Studie, die auf Basis der überholten NEFZ-Normverbrauchswerte und allgemeiner Annahmen arbeitete, untersucht das komplexe, international normierte Verfahren des "Life Cycle Assessment" (LCA) die CO2-Emissionen über alle Lebensphasen des Autos hinweg - von der Produktion über die Nutzung bis hin zum finalen Recycling.

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Golf als Vergleichsobjekt

Als Vergleichsobjekt innerhalb der Studie diente der Deutschen liebstes Auto, der Golf, für den eine Gesamtbetriebsleistung von 200.000 Kilometern angenommen wurde. Laut LCA bringt es der Golf als TDI auf eine durchschnittliche CO2-Emission von 140 Gramm pro Kilometer, während es der elektrische e-Golf bei 119 Gramm belässt.

Aufschlussreich ist dabei der Blick auf die Details der Rechnung: Für die Produktion des TDI ermittelt LCA nur 29 Gramm CO2/km. Der e-Golf steht hier mit 57 Gramm deutlich schlechter da, was auf die Batteriefertigung und die aufwendigen Rohstoffgewinnung zurückzuführen ist. Auch ein Benziner (26 Gramm) ist deutlich klimafreundlicher herzustellen. Die Erzeugung des Kraftstoffs spricht ebenfalls noch für den Verbrenner: 11 g CO2/km entstehen beim TDI, beim Benziner 27 Gramm - beim e-Golf aber sind es - auf Basis des europäischen Strommixes - gleich 62 Gramm.

Zum Verlierer wird der Verbrenner aber bei den direkten Fahremissionen. 119 Gramm CO2/km leistet sich der Benziner, der TDI kommt auf 100 Gramm, der e-Golf hingegen fährt emissionsfrei und emittiert überhaupt kein CO2.

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In Zukunft noch weniger CO2?

VW rechnet damit, dass das E-Auto in Zukunft noch besser dasteht: Würde der Strom zum Fahren ausschließlich aus regenerativen Quellen gewonnen, so heißt es, dann könnten die CO2-Emissionen während der Nutzungsphase auf zwei Gramm sinken. Und: Die CO2-Menge zur Herstellung der Akkus für den ersten Stromer der neuen "I.D."-Familie (ab 2020) soll um mehr als 25 Prozent pro Kilowattstunde Batteriekapazität niedriger liegen als beim e-Golf.

Dass man in Wolfsburg dem Elektroauto ein solch positives Zeugnis ausstellt, kommt nicht von ungefähr. VW-Chef Herbert Diess hat den Konzern auf eine radikale Wende hin zur Elektromobilität eingeschworen - viel hängt jetzt davon ab, dass dieser Umbruch auch gelingt.

Ulla Ellmer

 

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