Liebenswerte Holzköpfe

Jim Knopf, Urmel & Co: "Augsburger Puppenkiste" startete vor 70 Jahren im TV

19.1.2023, 18:55 Uhr
Im Museum der Augsburger Puppenkiste ist die Filmkulisse von "Jim Knopf" nachgestellt. Am 21. Januar jährt sich zum 70. Mal der erste Fernsehauftritt des bekannten Puppentheaters.

© Stefan Puchner/dpa Im Museum der Augsburger Puppenkiste ist die Filmkulisse von "Jim Knopf" nachgestellt. Am 21. Januar jährt sich zum 70. Mal der erste Fernsehauftritt des bekannten Puppentheaters.

Vor 70 Jahren wackelten die liebenswerten Holzköpfe der Marionettenbühne zum ersten Mal über den Bildschirm und begeisterten in der Folgezeit kleine wie große Zuschauer. Die charaktervollen und ziemlich ungelenken Faden-Figuren mit den wolligen Haaren sind mittlerweile zwar etwas aus der Mode gekommen, haben sich aber tief ins kollektive Gedächtnis vor allem der Generation eingeprägt, die in den sechziger und siebziger Jahren groß geworden ist.

Im Museum der Augsburger Puppenkiste steht die Marionette "Urmel".

Im Museum der Augsburger Puppenkiste steht die Marionette "Urmel". © Stefan Puchner/dpa

Die TV-Erfolgsgeschichte der legendären Holzpuppen begann am 21. Januar 1953 mit der Übertragung von "Peter und der Wolf". Ein Mitarbeiter des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks hatte die Figuren zuvor auf einer Ausstellung gesehen und die ungelenken Gestalten gleich als Attraktion für das noch junge TV-Programm angeheuert. Weil die Aufzeichnungstechnik damals noch in den Kinderschuhen steckte, tanzten die Puppen bei der Premiere vor 70 Jahren anders als bei den meisten Sendungen später sogar live über den Bildschirm.

Rasch mauserten sich die Auftritte der Marionetten aus Augsburg zu den beliebtesten Kindersendungen im deutschen Fernsehen. Jedes Jahr wurden viele neue Abenteuer eingespielt, und so entstanden bis in die neunziger Jahre in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk (HR) Dutzende der phantasievollen und witzigen TV-Produktionen.

Dabei tänzelten im Ersten so legendäre Gestalten wie Jim Knopf (1961 schwarzweiß und 1976 in Farbe), Kater Mikesch (1964), Räuber Hotzenplotz (1967), der Drache Urmel (1969) oder Erdmännchen-König Kalle Wirsch (1970) durchs Programm.

In den achtziger Jahren wurde es dann merklich ruhiger um die Augsburger Puppenkiste, in den Neunzigern verschwand sie nach unüberbrückbaren künstlerischen Differenzen zwischen dem 1948 von Walter Oehmichen gegründeten Marionettentheater und dem Hessischen Rundfunk vorerst sogar ganz vom Bildschirm. 1997 sorgte die Puppenkiste mit der Kinoproduktion "Die Story von Monty Spinneratz" und drei Jahre später mit der Fernsehserie "Lilalu im Schepperland" mit der Prinzessin Lilalu, der Krähe Lukulla und dem Hofküchenwichtel Pimpernell zwar noch einmal für Aufsehen, doch seitdem ist es merklich stiller um sie geworden.

Jim Knopf auf der Lokomotive Emma und Lukas der Lokomotivführer.

Jim Knopf auf der Lokomotive Emma und Lukas der Lokomotivführer. © imago images/epd

Die bedächtigen Holzköpfe gelten in dem von schnell geschnittenen Zeichentrickserien und quietschbunten Animationsfilmen dominierten Kinderprogramm als nicht mehr zeitgemäß. Wenigstens ins Kino schaffen es die Marionetten noch ab und zu, so 2016, 2017 und 2018 mit jeweils einer Weihnachtsgeschichte.

Aber auch wenn die goldenen Zeiten des liebenswerten Puppentheaters schon lange vorbei sind: Die Beliebtheit der "Augsburger Puppenkiste" ist seit Jahrzehnten ungebrochen, die drolligen Wollköpfe haben immer noch viele Fans. Der Gedanke an den hüpfenden Gang der von Marionettenspielern gelenkten Figuren, die Meereswogen aus blauer Folie, die Erinnerung an die pittoreske Blechbüchsenarmee oder Ohrwürmer wie das "Urmellied" lassen so manchen Erwachsenen nostalgisch werden.

Wer mal wieder in Erinnerungen schwelgen will, hat es zum Glück leicht: Viele der Marionetten-Abenteuer sind als DVD erhältlich, werden auf Streaming-Plattformen wie Amazon Prime, Apple TV und Magenta TV gezeigt oder können auch kostenlos auf Youtube geguckt werden.

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