"Ayka": Eine Mutter in existenzieller Not

18.4.2019, 08:00 Uhr
Samal Yeslyamova als "Ayka" in einer Szene des Films.

© Neue Visionen Filmverleih/dpa Samal Yeslyamova als "Ayka" in einer Szene des Films.

Er machte sich auf die Spurensuche. Was er herausgefunden hat, präsentiert er in einem Spielfilm, der über weite Strecken wie eine Dokumentation wirkt: Mit lockerer Handkamera verfolgt er die junge Ayka (Samal Yeslyamova) durch die verschneiten Straßen Moskaus. Die Frau ist gerade aus einer Geburtsklinik geflüchtet und hat ihr Kind zurückgelassen. Statt ins Wochenbett geht es für Ayka an die Arbeit. Hühner rupfen in einem dunklem Keller. Schnee schippen. Eine Tierarzt-Praxis putzen.

Bald beginnt sie zu bluten, ihre Brüste beginnen zu schmerzen. Zudem sieht sie sich überall mit Zeichen von Mütterlichkeit konfrontiert: Die säugende Dackelhündin in der Tierarztpraxis oder die Putzfrau, die sich für ihren kranken Sohn abarbeitet. Und als ob das nicht genug wäre, wird sie gleich zweifach verfolgt: Von der korrupten Polizei, die illegale Einwanderer jagt, und von Kredit-Gangstern, denen sie Geld schuldet. Denn eigentlich hatte Ayka einen ganz anderen Traum...

"Ayka" ist ein rohes, heftiges Stück Kino. Die Hauptdarstellerin geht in diesen fast zwei Stunden körperlich und seelisch durch die Hölle – und wurde damit für den Preis als beste Schauspielerin in Cannes ausgezeichnet. Für Regisseur Dvortsevoy steht sie damit stellvertretend für viele starke Frauen, die sich vor fast unlösbaren moralischen Entscheidungen sehen.

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