"Die Agentin": Leben mit falschen Identitäten

29.8.2019, 09:00 Uhr

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Das hat sich längst geändert, so wie die politische Gemengelage in der Welt immer komplizierter wurde, so wurden auch die Stoffe der Spionage-Thriller komplexer. Und die Agenten selbst dürfen heute schon mal an ihrem Tun zweifeln.

Was aber immer noch zum Genre gehört, sind Spannung und Action. Yuval Adler macht in seiner Spionage-Geschichte "Die Agentin" nach einem Roman des ehemaligen Mossad-Mitglieds Yiftach R. Atir auch da eine Ausnahme. Er inszeniert weder wilde Schießereien noch rasante Verfolgungsjagden. Dass sein Film nicht wirklich zu fesseln vermag, liegt aber nicht am Fehlen solcher Szenen. Sondern eher daran, dass nicht ganz klar wird, wovon genau der israelische Drehbuchautor und Regisseur erzählen will.

Im Mittelpunkt steht die Agentin Rachel (Diane Kruger), die über den britischen Kontaktmann Thomas für den Mossad angeheuert wurde. Getarnt als Englischlehrerin sollte sie im Auftrag des israelischen Geheimdienstes das Atomprogramm der iranischen Regierung ausspionieren, um es dann mit defekter Technologie zu unterlaufen. Zu diesem Zweck wurde die unauffällige junge Frau auf den smarten Teheraner Geschäftsmann Farhad (Cas Anvar) angesetzt, in den sie sich prompt verliebt hat. . .

All das erfährt man in Rückblenden, denn Rachel war für ein Jahr untergetaucht. Nun hat sie sich bei Thomas, den der Mossad unterdessen abserviert hat, zurückgemeldet. Der Geheimdienst ist alarmiert, mit ihrem brisanten Wissen kann ihm die Ex-Agentin verdammt gefährlich werden. So springt die Geschichte ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her – einige nicht auserzählte Wendungen und Ungereimtheiten inklusive. Warum haben die Geheimdienstler Rachels undurchsichtige Biografie akzeptiert, wieso hat man sie ein ganzes Jahr lang nicht aufgespürt?

Politische Tatsachen streift Yuval Adler nur am Rande, aus der Kaltblütigkeit des Mossad macht er allerdings keinen Hehl. Mehr aber interessiert den Regisseur, wie seine Hauptfigur zwischen ihren erfundenen Identitäten, der Brutalität ihres Jobs und ihrem eigenen Wertesystem, ihren Sehnsüchten immer mehr zerrieben wird. Doch auch dafür geht der Film nicht tief genug – trotz des überzeugenden Spiels der angenehm zurückhaltend agierenden Diane Kruger. Im vorgegebenen Rahmen kann sie die Tragik ihrer Figur nur selten eindringlich vermitteln. (D/F/IL/USA/117 Min.)

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