Tragikomödie

"Gaza mon amour": Verliebter Fischer im Dilemma

22.7.2021, 14:00 Uhr
Schwierige Annäherung: Issa (Salim Daw) und seine Herzensdame Siham (Hiam Abbass) in "Gaza mon amour".

© Alamode Filmverleih Schwierige Annäherung: Issa (Salim Daw) und seine Herzensdame Siham (Hiam Abbass) in "Gaza mon amour".

Wenn Fischer aus Gaza in der von Israel erlaubten 3-Meilenzone vor der Küste in ihren Netzen etwas anderes finden als mickrige Fische, dann ist es etwas Unangenehmes.

In Sylvain Estibals Komödie "Das Schwein von Gaza" (2012) war es ein schwarzer Eber, mit dem sich der vom Pech verfolgte Fischer weder bei Juden noch Muslimen blicken lassen durfte. In "Gaza mon amour", einer 2020 in Venedig vorgestellten Liebesgeschichte aus einer Welt der Dauerkrise, findet der 60-jährige Issa (Salim Daw), der hier der Held der beiden Filmemacher Tarzan und Arab Nasser ist, eine antike Bronzestatue im Netz. Einen Jüngling mit Erektion in Lebensgröße.

In Gaza, wo habgierige Polizisten an jeder Ecke herumlungern, meldet man so etwas nicht, sondern schleppt es wie Issa, hart am Hexenschuss vorbei, heim in den Kleiderschrank. Die Nasser-Brüder behaupten, so etwas habe sich 2014 in Gaza tatsächlich abgespielt, doch das spielt keine Rolle.

Die Bronze, der dann bei Issas Umräumerei auch noch der Schniedel abbricht, dient vor allem dazu, den verliebten Fischer in allerlei Polizeischikanen zu verwickeln. Das ist aber nur ein Übel aus der Welt der Armen in Gaza, die es sich nicht leisten können, nach Europa abzuhauen, oder sich mit der Hammas-Regierung an den Hilfsfondstöpfen zu bedienen. In düsteren Farbtönen, oft bei Regengüssen, versuchen sie in Wellblechverschlägen kleine Geschäfte am Leben zu erhalten, mit einer Kundschaft, der es genauso dreckig geht wie ihnen.

Und genau dort findet Issa die Dame seines Herzens: Siham (Hiam Abbass), eine verwitwete Schneiderin, mit einer bereits geschiedenen Tochter, die an der Nähmaschine aushilft, obwohl sie in die Uni gehen sollte. Eigentlich hat sie gar keine Wahl, und sie trägt es mit Sarkasmus.

Die Anäherungsversuche an die Verehrte, schon umständlich genug, werden pausenlos von den Eheanbahnungsinitiativen seiner Schwester torpediert. Ein Tross ältlicher Matronen beäugt Issa, bis er flüchten kann und sich endlich ein Herz fasst. Rausgeputzt im Anzug, besprüht mit dem Parfüm, das ihm sein aus dem Gaza geflohener Freund als Abschiedsgeschenk hinterlassen hat. So steht er im Treppenhaus, seine Geliebte in der offenen Wohnungstür, hinter ihm ihre Tochter. Man wartet auf die erlösenden Worte – und er kriegt’s hin! Alle drei fangen an zu lachen, bis sie sich kringeln. Schöner kann eine Gaza-Romanze nicht enden. (88 Min.)

In diesen Kinos läuft der Film.

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