"Photograph": Prinz und Prinzessin

8.8.2019, 08:00 Uhr

© NFP

Nur so lässt sich erklären, dass Rafi, der Held dieser von Ritesh Batra ("Lunchbox") ersonnenen, romantischen Kino-Liebesgeschichte, seinen Lebensunterhalt mit digital aufgenommenen Erinnerungsfotos verdient, die vor Ort mit einem Maschinchen aus dem Rucksack ausgedruckt werden.

An eine schüchterne Kundin verliert Rafi, ein braver junger Mann vom Land, sein kastenbewusstes Herz. Und wie es das Schicksal will, ist auch Miloni, Tochter aus gutem Hause, von Rafi verzaubert.

Vielleicht gefällt ihr auch erst einmal Rafis Großmutter, die aus dem Heimatdorf angereist ist, um die Braut ihres Enkels zu begutachten. Gepeinigt vom kupplerischen Drängen seiner Oma, hat Rafi nämlich Miloni gebeten, für ein einziges Treffen seine Braut zu spielen. Ein sehr sanfter Zusammenprall indischer Kulturen ergibt sich dabei: Die höhere Tochter scheint fasziniert von der urigen Ländlichkeit der alten Dame, von der höflichen Zurückhaltung Rafis und dem ärmlichen Jeder-kennt-Jeden-Mikrokosmos seiner in die Stadt verschlagenen Bekannten.

Mit Film-Dokus über Indien und die Suizidrate überschuldeter indischer Bauern im Hinterkopf, tut man sich schwer, die vom erfolgreichen Filmemacher Batra beschworene heile Ländlichkeit ernst zu nehmen. Seine Liebesleute allerdings nimmt er sehr ernst und lässt die stille Zärtlichkeit über die Kastengrenzen hinweg mit sympathischen Details im träumerisch Ungewissen. Dazu passend das nostalgische Flair alter Straßenzüge, Kinos und Hinterhöfe, die vom Zauber des alten Bombay erzählen. Erfahrene Indien-Touristen werden ihre Ferienfotos nach den Schauplätzen durchforsten. (IND/D/USA/110 Min.)

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