Großes Theater auf Leinwand

Seneca im Kino: Film mit John Malkovich blickt vom Gestern in die Gegenwart

22.3.2023, 15:00 Uhr
John Malkovich als römischer Philosoph (links) und Tom Xander als sein Schüler Nero in einer Szene aus "Seneca".  

© Weltkino/dpa John Malkovich als römischer Philosoph (links) und Tom Xander als sein Schüler Nero in einer Szene aus "Seneca".  

Blick zurück aufs Heute: Der international gefeierte deutsche Filmregisseur Robert Schwentke („Der Hauptmann“) schaut mit einem von Hollywood-Ikone John Malkovich angeführten Star-Ensemble auf Leben und Sterben des römischen Philosophen Seneca. Die tiefschwarze Komödie handelt von den letzten Tagen Senecas und den Anfängen von Kaiser Neros despotischem Reich. Vom Blick in die Geschichte leitet der Film Einsichten in die Gegenwart ab.

Stilistisch erinnert der Film an legendäre Inszenierungen des Theaterregisseurs Frank Castorf an der Berliner Volksbühne.

Gelassenheit und Seelenruhe

Lucius Annaeus Seneca lebte vor 2000 Jahren, im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Der Philosoph, Dramatiker, Naturforscher und Politiker hat das moderne Denken wesentlich mitgeprägt. Er gilt als einer der wichtigsten Stoiker, und die setzen auf strikte Selbstbeherrschung. Mit Gelassenheit und Seelenruhe streben sie nach Weisheit. Wozu insbesondere ein bescheidener Lebenswandel gehört. Mit Letzterem nahm es Seneca nicht so genau. Während er Genügsamkeit predigte, schwelgte er persönlich in Wohlstand.

Den hat er sich vor allem als Erzieher und Berater des brutalen römischen Kaisers Nero verdient, der vom Jahr 37 bis 68 lebte. Der selbstverliebte Denker behauptete gern, dass der mörderische Tyrann ohne seinen, also Senecas, Einfluss, noch Schlimmeres getan hätte. Nero entlohnte ihm das mit dem Befehl, sich selbst umzubringen.

Der Blick aufs Gestern gilt der Gegenwart. Das Historienspiel kritisiert effektvoll aktuelle Kluften zwischen dem Reden und Handeln vieler Herrschender weltweit. Als filmisches Theater ist das von großem Reiz.

Zu danken ist das vor allem Weltstars wie John Malkovich, Geraldine Chaplin und Julian Sands, aber auch deutscher Prominenz wie den an der Berliner Volksbühne bekannt gewordenen Schauspielern Wolfram Koch, Samuel Finzi, Alexander Fehling und Lilith Stangenberg. Sie alle bieten großes Theater, das überaus gedankenreich daherkommt. (Filmdauer: 112 Minuten)

In diesen Kinos läuft der Film.

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