"Und wer nimmt den Hund?": Therapeutische Achterbahnfahrt

8.8.2019, 08:00 Uhr

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Deshalb sitzen Doris und Georg (Martina Gedeck, Ulrich Tukur) jetzt bei der Trennungstherapeutin Frau Dr. Bruhns (Angelika Thomas), die ihnen gleich sagt, dass das sehr mutig ist.

Denn bei Frau Bruhns geht es ans Eingemachte – das heißt, dass nicht nur all die Verletzungen, Enttäuschungen und Frustrationen eines langen Ehelebens zur Sprache kommen, sondern dass auch die schönen Dinge wieder wachgerufen werden. "Wie haben sie sich kennengelernt?": Schon die erste Frage katapultiert das Paar in eine Achterbahn widerstreitender Gefühle.

Mit Gedeck und Tukur hat Regisseur Rainer Kaufmann für seine turbulente Scheidungskomödie eine absolute Bestbesetzung gewonnen. Die Chemie zwischen beiden funktioniert umwerfend. Immer wieder sprechen sie auch solo in die Kamera und laufen in den bissigen Dialogsequenzen (Drehbuch: Martin Rauhaus) zur Hochform auf.

Gedecks Doris sieht man schon in Mienenspiel und Körperhaltung die Wut und die Verzweiflung an. Mit der Lässigkeit von Tukurs Georg ist es bald dahin, als ihn seine Frau mit ihrer ganz anderen Sicht auf das gemeinsame Leben konfrontiert. Während er Karriere machte, gab sie ihre künstlerischen Ambitionen auf, um die zwei Kinder zu erziehen und den Haushalt zu führen. Die klassische Rollenverteilung eben, bei der die Liebe, die Abenteuer, die Verrücktheiten, die sie sich einst auf einem "Lebenswunschzettel" notiert hatten, unter die Räder kamen.

Die hochemotionalen Therapiegespräche sind das Zentrum des Films. Dazwischen wird der Rosenkrieg mit viel beherzter Komik inszeniert. Während Georg bald merkt, dass ihn die Ansprüche seiner jungen Freundin überfordern, lässt Doris ihren Rachegelüsten freien Lauf, um dann festzustellen, dass die neue Situation ihr auch Chancen bietet. Dabei ist der charmante Axel (Marcel Hensema), der sich als ziemlicher Missgriff entpuppt, nur eine Zwischenstation zu neuem Selbstbewusstsein.

"Und wer nimmt den Hund?" ist eine turbulente Komödie mit einigen leisen Untertönen, die mehr noch als durch die gewitzten (und auch mal albernen) Gags vor allem dank der originellen Charakterzeichnung aller Figuren und eines tollen Ensembles zündet - darunter auch Julika Jenkins und Peter Jordan als befreundetes Ehepaar, das angesichts der Streithähne plötzlich seine eigene Beziehung hinterfragt.

Vieles entwickelt sich vorhersehbar in diesem Film, was aber nicht stört, zumal der Schlagabtausch zwischen den Protagonisten ganz gezielt mit Klischees spielt und man Gedeck und Tukur anmerkt, dass sie einen Heidenspaß daran haben. Zugleich wird nie verleugnet, wie traurig und bitter es ist, wenn ein Paar nach 25 Jahren am Ende des gemeinsamen Weges steht. (D/89 Min.)

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