"Yesterday": Yeah, Yeah, Yeah

11.7.2019, 09:00 Uhr

© Universal Pictures

Wie auch immer, die Pop-Kultur, ach was: die ganze Welt wäre um einiges ärmer, wenn sich JohnPaulGeorge&Ringo Anfang der 1960er Jahre nicht in Liverpool zusammengetan, unzählige geniale Songs geschaffen und in der Folge die Popularmusik nachhaltig beeinflusst hätten.

Solche Überlegungen mögen Danny Boyle und Drehbuchautor Richard Curtis bewegt haben, als sie über ihre romantisch-märchenhafte Wohlfühlkomödie "Yesterday" nachdachten. Darin verweisen die beiden die vier Pilzköpfe mit einem etwas bemühten Kniff ins Reich der Vergessenheit: Durch einen kurzen, weltweiten Stromausfall, einer Art Millennium-Bug, werden die Band und ihre Songs aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht. Niemand erinnert sich an "Penny Lane", "Eleanor Rigby", "All you need is love" oder "The long and winding road". Niemand bis auf den erfolglosen jungen Singer-Songwriter Jack Malik (Himesh Patel) aus Suffolk bei London, der just während des Blackouts einen Unfall hatte.

Als er für seine Managerin Ellie (Lily James) und die Kumpels "Yesterday" spielt, entfaltet der Song prompt seine magisch-mysteriöse Wirkung, doch keiner erkennt ihn. Dass dann bei Jacks Google-Suche neben den Beatles auch Oasis, Coca Cola und Harry Potter nicht auftauchen, ist einer der hübschen Gags am Rande. Es kommt, wie es kommen muss: Jack klaut aus dem unerschöpflichen Fab-Four-Fundus eine Nummer nach der anderen und kommt groß raus. Sogar Ed Sheeran, der sich hier augenzwinkernd selbst spielt, fühlt sich neben ihm wie ein Salieri neben Mozart.

Bei Danny Boyle, der mit "Trainspotting" einen grandiosen Kultfilm aus dem Drogenmilieu schuf und mit "Slumdog Millionär" ein oscargekröntes Märchen zwischen Liebe und Gewalt, muss man sich um handwerkliche Qualitäten keine Sorgen machen. "Yesterday" ist toll gefilmt, das Tempo stimmt, die Hauptdarsteller machen einen sehr guten Job, und Himesh Patel überzeugt auch musikalisch als Beatles-Interpret.

Solange sich der Film auf die Erfolgsgeschichte von Jacks Lüge konzentriert, hat das viel Unterhaltungswert und Dialogwitz. Selbst wenn die Musik-Industrie dabei arg klischeehaft als ein Haufen geldgeiler Kunst-Ignoranten dargestellt wird. Nach der ersten Hälfte rückt dann immer mehr die hindernisreiche, gefühlige Lovestory zwischen dem frisch gebackenen Star und seiner inzwischen ausgemusterten Managerin Ellie in den Mittelpunkt. Klar, das ist die Handschrift von Autor Curtis, der auch für Komödien wie "Notting Hill" und "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" steht.

Der Held muss sich also nicht nur seiner Lüge stellen, sondern auch zwischen Karriere und Liebe entscheiden. Das hat man so oder so ähnlich schon mal gesehen, und wie es ausgeht, ist unschwer zu erraten. Als leichter, unterhaltsamer Kinogenuss zwischendurch ist "Yesterday" trotzdem empfehlenswert. Nicht zuletzt, weil man den Stellenwert der Beatles gar nicht genug würdigen kann. Kleiner Fun-Fact am Rande: Als Paul McCartney "Yesterday" schrieb, soll ihn lange das Gefühl umgetrieben haben, die Melodie irgendwoher schon zu kennen . . . (GB/116 Min.)

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