Musik mit Ausblick: Das Misty-Mountain-Festival in Schnaittach

19.8.2013, 20:00 Uhr
Diese vier Freunde aus München und Innsbruck hatten sichtlich ihren Spaß und erfreuten sich bereits in der Nacht vorher am Sternenhimmel in Lillinghof.

© Udo Schuster Diese vier Freunde aus München und Innsbruck hatten sichtlich ihren Spaß und erfreuten sich bereits in der Nacht vorher am Sternenhimmel in Lillinghof.

Als eine „geile Kulisse“ bezeichneten die Besucher diese Location bereits am Freitagabend, als der Sonnenuntergang den Himmel in Blickrichtung Nürnberg tiefrot färbte. Die Gäste erwartete ein etwas anderes Fest inmitten einer landschaftlich herrlichen Gegend mit internationalen und nationalen Bands der Stonerrock-, Doom-, Psychedelic-, Noise- und Avantgardeszene.

Den Freitag eröffneten „Under Brooklyn Palms“. Seit über zehn Jahren sind die Franken mit ihrem eigenen Stil unterwegs. Die Band versetzte die Zuschauer in das Jahr 1973 und weckte Assoziationen zu Helden wie Jimi Hendrix, Cream oder den Yardbirds.

Aufgrund kurzfristiger Absagen sprangen spontan die Potsdamer „The AntiKaroshi“ und „Opium Lord“ ein. Letztere schlugen dem Publikum ein brachiales, tiefergelegtes Soundgewitter im Stile der aus ihrer Heimatstadt Birmingham stammenden Black Sabbath, gepaart mit grobkörnigem Gemetzel und wütendem Geschrei um die Ohren. Die junge Band konnte mit ihrer Frische vor allem unter den Liebhabern der härteren musikalischen Gangart viele neue Freunde gewinnen.

Nun war es soweit, ein weiterer Headliner des ersten Tages trat auf die Bühne im Hangar. Hochgelobt und stark gefeiert werden in der internationalen Heavy-Rock-Szene „The Flying Eyes“ aus Baltimore, USA. Durch unzählige Touren quer durch Europa in den letzten Jahren haben sie sich den Ruf einer der besten Heavy- /Psychedelic-Bands des Planeten erspielt. Shows auf einschlägigen Festivals sowie eine Show für den legendären WDR-Rockpalast ließen die Erwartungen bereits im Vorfeld steigen, welche auch keineswegs enttäuscht wurden.

Am Samstag ging es ab Mittag weiter in die nächste Runde. Die „Drnttcks“ versuchten sich der Nutzungsökonomie von Musik zu entziehen und setzten innerhalb ihrer Live-Improvisationen Sound gegen Sound. Stück für Stück wuchs eine Wall Of Sound - Gitarrenschichten, Klappern, Surren, Brummen steigerten sich zu einer unwirklichen Noise-Collage. Hierbei ging es nicht um die Melodieführung als solche, sondern darum, Möglichkeiten zu schaffen und auszuloten, Klangräume aufzuspannen und miteinander zu verweben.

Das Berliner Duo „Schnaak“ verarbeitet so ziemlich alles zu Musik, was es irgendwo finden kann. Man hörte deutlich die Einflüsse aus ihren Reisen nach Namibia. Math-Jazz-Noise-Jam mit afrikanischen Rhythmen, Einflüssen aus, Hip-Hop-Beats, elektronischen Dance-Attacken, kosmischen Noise und immer auch mit dem nötigen gewissen Pop-Appeal. Eine etwas andere Art, die ebenso Spaß machte.

Spagat zwischen Noiserock und Schönheit

Hinter „Broken.heart.collector“ verbergen sich keine Geringeren als die Wiener Avantgarde-Großmeister von bulbul. Ergänzt durch die studierte slowenische Blockflötistin und Vokalkünstlerin Maja Osojnik und die Bassklarinettistin Susanna Gartmayer wird hier zusammengeführt, was eigentlich so nicht zusammenpasst, aber hier dennoch zusammen gehört. Broken.heart.collector schafften den riesigen Spagat zwischen verwirrendem Noiserock und unglaublicher musikalischer Schönheit. Kurzum ein Hörgenuss.

Als vorletzte Band der Nacht waren „Monomyth“ aus den Niederlanden auf der Bühne aktiv. Bereits auf dem Festival "Monsters Of Närmberch" haben die fünf mit ihrem enorm drückenden und gleichermaßen hypnotischem Sound das fränkische Publikum begeistert. Hier versuchten sie ihre eigenen musikalischen Grenzen weiter und weiter zu überschreiten. Ein drückendes Bass- und Drum-Fundament diente den Kreativköpfen als Spielwiese für kosmische Sound-Reisen.

Zum Abschlss zelebrierte Electric Electric elektronische Tanzmusik ohne dabei elektronisch zu sein. Das Trio aus Drums, Bass und Gitarre lieferte unglaublich energiegeladenen Noise, der auch direkt ins Tanzbein ging. Electric Electric schafften live eine voodoohafte Atmosphäre, bei der man schnell in Trance geraten hätte können. Schade nur, dass trotz des genialen Wetters mit dem Festival in familiärer Atmosphäre nicht die komplette Wiese unmittelbar neben dem Tower mit Zelten belegt wurde. Der Verein ist aber zufrieden obwohl die erwartete Besucherzahl von 500 Gästen nicht erreicht wurde, so Patrick Schendel.

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