Mangolds Taxiruf

Vogelwildes Nürnberg: Wie reagiert man, wenn sich vor einem ein Greifvogel eine Kanadagans schnappt?

30.10.2021, 07:55 Uhr
Achtung - Kanadagans greift an! In Nürnberg steht man dem Problem der ungezügelt sich vermehrenden Gänse ziemlich rat- und hilflos gegenüber.

© Marijan Murat/dpa Achtung - Kanadagans greift an! In Nürnberg steht man dem Problem der ungezügelt sich vermehrenden Gänse ziemlich rat- und hilflos gegenüber.

Vorsicht Biberrevier: Eindringlich wird der Passant vor den Gefahren gewarnt, die auf der Wöhrder Wiese lauern.

Vorsicht Biberrevier: Eindringlich wird der Passant vor den Gefahren gewarnt, die auf der Wöhrder Wiese lauern. © Foto: Thomas Heinold

Die Kanada- und andere Wildgänse sind die Heiligen Kühe von Nürnberg. Zwar vermehren sie sich an den Seen und auf den Wiesen der Stadt noch schneller als die alles platt walzenden SUVs, doch zu ihrer Eindämmung darf nichts getan werden.

Wer wie ein Bürgermeister mit dem passenden Namen Vogel die gefiederten Tiere zum Abschuss freigibt, dem fliegen gleich Morddrohungen um die Ohren.

Meister im Platz-Reservieren: Auf diesem Strand am Wöhrder See lässt sich kein Mensch mehr nieder.

Meister im Platz-Reservieren: Auf diesem Strand am Wöhrder See lässt sich kein Mensch mehr nieder. © Eduard Weigert

Nun sollen es Greifvögel richten. Zumindest wenn es um den Vorschlag eines Falkners geht. Die Idee dahinter: Wüstenbussarde oder gar die größeren, für die Jagd auf Grau- und Kanadagänse notwendigen Habichtsadler sollen in Zukunft über Nürnberg kreisen und den städtischen Gänsebestand dezimieren.

Eine nette Begegnung mit einem Wolf in der Nacht - das würde doch auch den Reiz des Marienbergparks erhöhen.

Eine nette Begegnung mit einem Wolf in der Nacht - das würde doch auch den Reiz des Marienbergparks erhöhen. © Wolfsbetreuer.De

Ich stelle es mir nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes ergreifend, sondern auch sehr angsteinflößend vor, wenn vor den Augen von Joggern, Spaziergängern und Familien mit Kindern im Stadtpark ein Habichtsadler vom Himmel stürzt und sich eine Kanadagans krallt. Das dürfte ein wüstes Zetern und Schreien nicht nur unter den Artgenossen der Gans, sondern auch den menschlichen Augenzeugen geben, von dem anschließenden Shitstorm, der nicht den kiloweise anfallenden Gänsekot meint, ganz abgesehen.

Der Marienbergpark - bald ein Wolfsrevier?

Der Marienbergpark - bald ein Wolfsrevier? © Michael Matejka

Es wäre eine natürlich Form der Eindämmung, argumentieren Befürworter der Greifvogeljagd auf Gänse. Die Frage aber ist, ob man einer städtischen Menschenpopulation Jagdszenen jener Art zumuten kann, die sie sonst nur aus den Tierdokus im Fernsehen kennt.

Vielleicht würde der Greifvogel, der sich die Gans schnappt, aber auch das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Stadt, allen Bodenversiegelungen zum Trotz, doch immer noch eine Wildnis ist.

Diese Wölfe heulen jedenfalls schon mal gut gelaunt um die Wette.

Diese Wölfe heulen jedenfalls schon mal gut gelaunt um die Wette. © Stefan_Kiefer

So wird, wenn er die Wöhrder Wiese arglos betritt, der Städter auf Schildern gewarnt, dass er sich hier in ein Biberrevier und damit in eine Gefahrenzone begibt, in der Bäume umstürzen könnten.

Meine Fantasie beflügelt das genauso wie der Gedanke an die gänsejagenden Greifvögel. Wäre es nicht wünschenswert, die wieder zurückkehrenden Wölfe nicht irgendwo hinter Diepersdorf in Schach und im Wald zu halten, sondern ein stattliches Rudel als neue städtische Mitbewohner im Marienbergpark zu begrüßen?

Das Grillen, Joggen oder Spazierengehen würde dort gleich einen ganz anderen Reiz entwickeln – und wer weiß: Die Gänse würden den Wölfen vielleicht auch Respekt zollen und sich trollen.

Wenn das nicht klappt, droht vielleicht die schlechteste aller Lösungen: die Lobby der Autofreunde meldet sich zu Wort und verlangt, die Gänsewiesen in Parkflächen umzuwandeln – damit es endlich mehr Platz für die sich rasant vermehrende Spezies der SUVs gibt. Die sind so groß und so klobig, die schafft auch kein Greifvogel.

Verwandte Themen


3 Kommentare