Gau Weißenburg: "Ein verlorenes Jahr für den Schießsport"

13.1.2021, 10:13 Uhr
Gau Weißenburg:

© Archivfoto: Uwe Mühling

Wann sich alles wieder normalisiert, ist derzeit noch nicht abzusehen. Bezeichnend für die schwierige Situation ist die Tatsache, dass auch das neue Jahr gleich wieder mit einer Absage beginnen musste. Die traditionelle Dreikönigs-Tagung des Schützengaus Weißenburg konnte aufgrund der geltenden Regelungen nicht durchgeführt werden. Ein neuer Termin? Derzeit völlig offen.

"Es wird mit Sicherheit keine Online-Generalversammlung geben", sagt Klaus Kemmelmeier. Vielmehr wolle man die Sitzung sobald wie möglich in Präsenzform nachholen. Dabei werden unter anderem Ehrungen und Neuwahlen anstehen. Auch der Gauschützenmeister und Chef der heimischen Schützenvereine wird sich turnusgemäß dem Votum stellen.

Der 63-jährige Weißenburger, der beruflich als Standesbeamter bei der Verwaltungsgemeinschaft Nennslingen tätig ist, steht seit 2017 an der Spitze des Gaus. Wann seine (erwartete) Wiederwahl erfolgen wird, wird sich in den kommenden Wochen oder auch Monaten zeigen. Es sind aber keine zeitlichen Fristen gesetzt, sodass alles in geregelten Bahnen weiterlaufen kann.

200 Mitglieder verloren

Aktuell zählt der Gau Weißenburg 34 Schützenklubs, in denen zum Stichtag 31. Dezember 2020 insgesamt 3100 Mitglieder vereinigt sind. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet diese Zahl einen Verlust von 200 Mitgliedern. Klaus Kemmelmeier spricht von einem "Corona-bedingten Rückgang". In den vergangenen Jahren hätten sich Austritte und Sterbefälle stets mit den Neuanmeldungen die Waage gehalten. Zuletzt ließen sich die Verluste aber nicht auffangen. Wie auch, wenn das Vereinsleben brach liegt und die Schützen wie alle anderen Sportverbände kaum Angebote machen können. "Die anderen Gaue haben die gleichen Rückgänge. Uns als einem der kleinsten Gaue in Mittelfranken tut das aber besonders weh", sagt der Gauschützenmeister.

Die größten Schützenklubs in Weißenburg und Umgebung sind die HSG Weißenburg mit etwa 210 Mitgliedern sowie der Schützenverein Eichenlaub Raitenbuch/Reuth am Wald (ca. 170). Sie waren von den Corona-Auswirkungen genauso betroffen wie alle anderen heimischen Vereinigungen.

Die vorige Saison 2019/2020 kam letztlich noch mit einem blauen Auge davon. Die Rundenwettkämpfe konnten nach dem ersten Lockdown im Frühjahr und einer Unterbrechung noch ordnungsgemäß zu Ende gebracht werden. Auf- und Abstieg konnten somit vollzogen werden. Die Meisterschaften hingegen mussten komplett abgebrochen werden, auf Bezirks- und Landesebene ging nichts mehr weiter.

Planungen mit Hygienekonzepten

Im Sommer ging es an die Planungen für die neue Saison mit Rundenwettkämpfen, Meisterschaften – und auch mit Hygienekonzepten. Beim Start im Herbst lief dann alles auch noch normal an. Den Vereinen gab man bei der Durchführung relativ freie Hand. Vergleiche konnten beispielsweise auch als Fernwettkampf durchgeführt werden.

Doch dann kam Ende Oktober/Anfang November der zweite Lockdown für den Sport. In den oberen Ligen waren zu diesem Zeitpunkt laut Kemmelmeier rund 25 Prozent der Rundenwettkämpfe geschossen. In den unteren Ligen und bei der Jugend wurden zumeist nur einer oder zwei Schießtage absolviert.

Gau Weißenburg:

© Archivfoto: Uwe Mühling

Wie alle anderen Sportarten so hängt auch der Schießsport in der Luft und weiß derzeit nicht, wann und unter welchen Bedingungen es weitergeht. "Wenn möglich, wollen wir die Saison aber zu Ende bringen", unterstreicht der Gauvorsitzende, der zusammen mit seiner Führungsriege die Saison bereits bis Ende Juli 2021 verlängert hat.

Wie bei den Rundenwettkämpfen so geht das Gaumeisteramt auch bei seinen Planungen für die Gaumeisterschaften von einem Start im (späten) Frühjahr aus. Bezirksmeisterschaften wird es heuer nicht geben, sodass bereits auf Gauebene die Chance besteht, sich für die "Bayerische" zu qualifizieren, was natürlich ein besonderer Anreiz für die Schießsportler/innen ist.

Doch das ist Zukunftsmusik. Aktuell geht vor Ort in den Schützenhäusern gar nichts, Training ist nur virtuell möglich. Auch alle Freiplätze
– zum Beispiel für den Bogensport – sind gesperrt, was für den Gauschützenmeister "nicht ganz nachvollziehbar ist", wenn er gleichzeitig den Andrang beim Wintersport sieht.

Trotz aller Unterbrechungen und Absagen konnten im vergangenen Jahr die anstehenden Schulungen (zum Beispiel Trainerfortbildungen) in Präsenz durchgeführt werden. "Da haben wir die Zwischenzeiten mit weniger Beschränkungen gut genutzt", blickt Kemmelmeier zurück. Als weiteren positiven Aspekt der Krise sieht er die Tatsache, dass manche Vereine die schießfreien Zeiten für Umbau oder Renovierungen genutzt haben.

Keine Feste, keine Sauschießen

Was neben dem Sportbetrieb fehlt, ist der Gemeinschaftsaspekt. Die Fahrt zum Oktoberfest-Landesschießen fiel zuletzt ebenso aus wie die alljährlichen Touren zum Biathlon. "Es fehlt alles im gesellschaftlichen Bereich, aber das gilt für den gesamten Sport", stellt der Gauschützenmeister fest und verweist zudem auf zahlreiche ausgefallene Vereinsfeste und Veranstaltungen, die für viele Klubs essenziell sind – auch im Hinblick auf den Etat.

Ob Sauschießen oder größere Königsfeiern – kaum etwas war in den vergangenen Monaten in den heimischen Schützenvereinen möglich. Auch Jubiläumsfeste fielen aus. Das 50-jährige Bestehen des SV Diana Rothenstein etwa sollte im Juni 2020 gefeiert werden und war mit dem Gauschießen verbunden.

Das Gauschießen war zum Zeitpunkt des ersten Lockdowns fast schon abgeschlossen und soll nun im neuen Jahr beendet werden. Die Proklamation der Gaukönige ist weiterhin für das Schützenfest in Rothenstein vorgesehen, das auf Anfang September 2021 verlegt wurde – in der Hoffnung, dass kein zweites verlorenes Jahr für den Schießsport hinzukommt.

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