Netzwerktreffen

Gemeinsam statt einsam: Wohnprojekte sind in Nürnberg gefragt

23.10.2021, 19:23 Uhr
Margarete Weidinger vom Verein "Der Hof - Wohnprojekte Alt und Jung" informierte im Nachbarschaftshaus Gostenhof neue Wohnformen in Nürnberg. 

© Roland Fengler, NNZ Margarete Weidinger vom Verein "Der Hof - Wohnprojekte Alt und Jung" informierte im Nachbarschaftshaus Gostenhof neue Wohnformen in Nürnberg. 

Mit so viel Andrang hatte der Verein "Der Hof-Wohnprojekte Alt und Jung" gar nicht gerechnet: Bei einem Informations- und Netzwerktag im Nachbarschaftshaus Gostenhof stellten Ehrenamtliche immer wieder neue Stühle auf, um allen Interessierten einen Sitzplatz zu bieten.


Am Samstag hatte Koordinations- und Beratungsstelle für Wohnprojekte nach zweijähriger Corona-Pause wieder zu einem Treffen geladen. Zahlreiche Wohnprojekte aus Nürnberg und Umgebung stellten sich mit Plakaten oder Vorträgen vor.


26 Projektgruppen, die wiederum aus 20 bis 50 Mitglieder bestehen, haben sich in der Organisation "Der Hof" zusammengeschlossen, berichtet die Vereinsvorsitzende Margarete Weidinger. Darunter gibt es neue Wohnformen, die noch in Planung sind, aber auch solche, die bereits seit Jahren erfolgreich laufen.
Dazu gehört zum Beispiel das Mehrgenerationenhaus an der Marthastraße mit 62 Mietwohnungen, einer Kindertagesstätte und einem Café des Vereins "Wohnen und Integration im Quartier" (Win). Es wurde 2014 bezogen.


Alle unter einem Dach: Mehrgenerationenwohnen


Vor einem Jahr zogen dann die ersten Mieter im neuen Win-Projekt zwischen Marien- und Flaschenhofstraße ein. Hier stehen nun 35 Wohnungen für Menschen jeden Alters zur Verfügung.
Demnächst richtet der Verein auch noch ein Quartiersbüro und einen Begegnungsort für die Bewohner der Marienvorstadt im dem Gebäudekomplex ein. In beiden Objekten von Win gibt es geförderten und frei finanzierten Wohnraum.

Menschen suchen Gemeinschaft

Allein um günstige Mietpreise geht es vielen Wohnprojekt-Teilnehmern nicht, weiß Margarete Weidinger. Sie suchen vielmehr Gemeinschaft und eine sinnstiftende Wohnform in der zweiten und dritten Lebenshälfte. Statt ganz alleine im Reihenhaus zu sitzen, aus dem die Kinder schon lange ausgezogen sind, bevorzugen die Menschen eine lebendige Nachbarschaft, in der man sich kennt und gegenseitig unterstützt. Wer einziehen darf, entscheiden die Bewohner selbst.


Die Vielfalt der Organisationsformen ist enorm, berichtet Margarete Weidinger. Manchmal sind Stiftungen die Träger, manchmal Vereine oder Genossenschaften. Genossenschaftlich organisiert ist zum Beispiel "Anders wohnen" in der Karl-Bröger-Straße, dass Senioren und Alleinerziehende zusammenbringt.

Solidarität und Selbstverwaltung

Als Gegenentwurf zum klassischen Mietverhältnis verstehen sich die über 160 Wohnprojekte, die in der Initiative "Mietshäuser Syndikat" organisiert sind. In Nürnberg gehört der "Krähengarten" in der Eberhardshofstraße dazu. Ein Mitarbeiter des Syndikats erklärte das Konzept: Die Mitglieder setzten unter anderem auf Selbstverwaltung, Solidarität untereinander und Unverkäuflichkeit der Häuser.