Girokonto statt Briefmarken

7.10.2008, 00:00 Uhr

Es ist deshalb ein schwer kalkulierbares Wagnis, beim Umsteigen am Hauptbahnhof zwischen zwei Zügen schnell einen Brief aufgeben zu wollen - aber manchmal lassen fehlendes Wissen um die nötige Frankierung keine andere Wahl. Wer dann staunt, dass sich die obligatorische Menschenschlange bereits wenige Minuten nach Schalteröffnung gebildet hat, erfährt beim Bezahlen den Grund: Die Beschäftigten sind gehalten, die Frage «Kennen Sie unser Postbank-Girokonto?» anzuschließen und so eine Debatte um die Konditionen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs zu eröffnen.

Also, liebe Postler, ein wenig Nachhilfe in Werbepsychologie: Es ist keine gute Strategie, erst genervte Kunden warten zu lassen und dann auch noch aufzuhalten, wenn sie schnell wieder weg wollen. Wahrscheinlich fühlen sich die meisten bloß belästigt und wollen nicht über ihre Bankverbindung debattieren. Ziemlich sicher kommen sie auf die Idee, dass sich die Schlange mindestens halbieren könnte, wenn statt unnötig gefragt einfach Briefmarken verkauft würden. Und dass sie sich mit so einem Konto noch öfter die Beine in den Bauch stehen müssen, wenn sie Gelddinge erledigen wollen.

Da ist selbst die Bahncard 25, die derzeit für die Kontoeröffnung hergeschenkt wird, kein Trost: Vor allem, wenn man schon eine hat und der Zug vor der Nase wegzufahren droht.