Harte Zeiten für die Weißenburger Tanzstudios

11.2.2021, 11:11 Uhr
Harte Zeiten für die Weißenburger Tanzstudios

© Archivfoto: Uwe Mühling

"Es sind harte Zeiten für den TanzRaum", betonen Julia Templer und Patricia Probst, die ihre Tanzschule seit 1999 in Weißenburg betreiben – lange Zeit in der Unteren Stadtmühlgasse, seit 2019 in neuen Räumen in der Nürnberger Straße. Wenige Monate nach dem Umzug erhielten der TanzRaum, seine beiden Macherinnen und mit ihnen die über 300 Schülerinnen und Schüler den renommierten Kulturpreis der IHK Mittelfranken in der Sparte Theater. Alles lief hervorragend – bis die Pandemie hereinbrach.

"Ich hatte nie irgendwelche Existenzsorgen", stellt Patricia Probst im Rückblick auf die vergangenen zwei Jahrzehnte fest. Doch das hat sich jetzt geändert. In der Corona-Krise geht es für den TanzRaum ans Eingemachte. Vergangenes Jahr musste die Schule ab Mitte März für rund drei Monate komplett schließen. Auch die alljährliche große Schüleraufführung in der Karmeliterkirche musste im Frühjahr abgesagt werden, obwohl man dafür schon einiges an Zeit und vor allem auch an Geld investiert hatte.

Als die Tanzschule Mitte Juni wieder öffnen durfte, ging es mit Abstand und Hygienemaßnahmen weiter, mit den regelmäßigen Kursen und Gruppen, aber auch mit Nachholunterricht. Nach den großen Ferien, in denen Workshops angeboten wurden, folgte der optimistische Start ins neue Schuljahr. Doch nach wenigen Wochen gab es ab November die erneute Zwangsschließung, die bis heute andauert. Eine Wiederöffnung ist (noch) nicht abzusehen.

"Ein echter Schock"

"Staatliche Hilfen gab es für uns nur im ersten Lockdown. Die Miete für den TanzRaum wurde vom Staat erstattet, privat blieb nur Hartz IV", lautet die bittere Bestandsaufnahme der beiden Tanzlehrerinnen. Sie sprechen von einem "echten Schock", zumal trotz Schließung und Unterrichtsausfall alle Verpflichtungen weiterliefen, während man mit den Kursgebühren zeitweise aussetzte und froh war, dass viele Schüler dem TanzRaum trotz allem die Treue hielten.

Harte Zeiten für die Weißenburger Tanzstudios

© Foto: Stylissimo

Probst und Templer wollen von daher auch "nicht jammern, sondern wir wollen etwas tun, gehen neue Wege und versuchen etwas zu bieten". Im Gegensatz zum ersten Lockdown, auf den eigentlich niemand vorbereitet war, hat der TanzRaum inzwischen gute Möglichkeiten für Online-Unterricht geschaffen.

"Der digitale Weg ist der einzige, der uns bleibt im Moment, auch wenn so vieles dabei nicht transportiert werden kann." Und weiter: "Wir Künstler haben unsere Bühne verloren und eine virtuelle kann die echte niemals ersetzen."

"Gib online eine Chance"

Die beiden Tanzlehrerinnen haben ihre Initiative unter den Slogan "Gib online eine Chance" gestellt und hoffen, dass die Resonanz mit der Zeit wächst. Es sei schade, dass viele (noch) nicht mitmachen. Das liege teilweise an der fehlenden technischen Ausstattung zu Hause, manche probieren es aber auch gar nicht erst aus. So befürchtet der TanzRaum weitere Kündigungen, denn die Schülerzahl ist im Corona-Jahr bereits deutlich zurückgegangen – von gut 300 auf aktuell rund 240.

Um dem entgegenzuwirken, wird es ab März ein tänzerisches Körpertraining als neuen Kurs für alle Interessierten und zu deren Wohlbefinden geben. Für Kinder gibt es einen Youtube-Kanal zur Tanzgeschichte. Zudem hofft man auf Neuaufnahmen gerade in den Kinderkursen ab drei Jahren, die sehr gut laufen. Die große Tanzaufführung kann und wird es wohl erst wieder im Jahr 2022 geben.

Das gilt auch für das Stylissimo Dancestudio in der Bismarckanlage in Weißenburg. Nach der Tanzshow im Juli 2019 war für 2020 keine größere Aufführung geplant gewesen. Inhaber und Tanzlehrer Azmi Hani, der von seinen beiden nebenberuflichen Coachs Ann-Marie und Alina unterstützt wird, hatte mit seinen Schülerinnen und Schülern allerdings mehrere Auftritte sowie die Teilnahme an Meisterschaften als Schwerpunkte vorgesehen. Im nahenden Frühjahr 2021 wollte man wieder eine Tanzaufführung durchführen – doch das muss warten.

Harte Zeiten für die Weißenburger Tanzstudios

© Archivfoto: Uwe Mühling

Wie für den TanzRaum so war und ist es auch für Stylissimo eine schwere Zeit. Der erste Lockdown traf Azmi Hani – wie so viele andere – unvorbereitet. "Wir haben dann schnell umgeschaltet, haben Videos produziert und sie unseren Schülern nach Hause geschickt", erzählt der 40-Jährige. Den Präsenzunterricht konnte das nur bedingt ersetzen, zum Ausgleich für das verringerte Angebot gab es Nachlass auf die Kursgebühren. "Die meisten Eltern und Schüler haben sich aber solidarisch gezeigt", sagt Hani erleichtert.

Im Sommer über und nach den großen Ferien wurde das gewohnte Kursprogramm von Montag bis Freitag wiederaufgenommen. Bis Ende Oktober jedenfalls. Mit Beginn des zweiten Lockdowns am 2. November schloss Azmi Hani sein Tanzstudio, den Schülern wurde nichts mehr abgebucht. Stattdessen baute er auf die angekündigte staatliche Unterstützung – verbunden mit langen Wartezeiten. So wurde die Novemberhilfe erst im Januar überwiesen. Weitere Gelder für Dezember und Januar stehen noch aus.

"Ein bisschen bedrohlich"

Das Warten und die Ungewissheit können mürbe machen. "Es wird schon ein bisschen bedrohlich, wenn man nicht weiß, wie lange der Lockdown noch dauert und wie lange man noch warten muss, bis Hilfen ausbezahlt werden", sagt Hani. Auch deshalb haben er und sein Team beschlossen, den Unterricht bis auf Weiteres komplett auf online umzustellen.

Harte Zeiten für die Weißenburger Tanzstudios

© Foto: Stylissimo

Seit Anfang Februar läuft das Angebot über Zoom. Die Gruppen wurden neu zusammengestellt, die Stunden insgesamt etwas reduziert. Das Ganze wird aber gut angenommen, was sich auch an einer Zahl festmachen lässt: Trotz Corona-Krise hat Stylissimo den Bestand von rund 150 Schülern bislang in etwa gehalten.

Vieles geht verloren

Was bei all den Diskussionen über Lockdown und Finanzhilfen für Azmi Hani zu kurz kommt, ist ein anderer, wichtiger Aspekt: "Es geht nicht nur ums Geld. Gerade für die Kinder und Jugendlichen ist es auch wichtig, sich zu bewegen, Spaß zu haben und Kontakt zu halten."

In der aktuellen Krise gehe vieles davon verloren. "Das geht an die Psyche", gibt Hani zu bedenken und verweist auf die vielen Menschen, die gesund sind, das Virus nicht haben und gerne etwas machen möchten. Trotz der aktuell schwierigen Situation will er weiter kämpfen, denn: "Tanzen ist mein Leben."

Weitere Infos und Termine unter www.tanzraum-weissenburg.de sowie unter www.stylissimo-dancestudio.de.

Keine Kommentare