Nahwärme

Heizung durch Hackschnitzel: Kleine Variante für den Patrich?

24.6.2021, 08:48 Uhr
Treuchtlingens Bürgermeisterin Kristina Becker und Stadtwerke-Chef Max Filser stellten sich beim Infoabend den Fragen.

© Foto: Jürgen Leykamm Treuchtlingens Bürgermeisterin Kristina Becker und Stadtwerke-Chef Max Filser stellten sich beim Infoabend den Fragen.

Die geringe Auslastung liegt daran, dass mit dem Stadtkrankenhaus und dem Seniorenheim seit beider Ende zwei große Abnehmer in der Nachbarschaft fehlen. Dies aber eröffnet nun die Chance für die Haushalte im südlichen Teil des Ortsteils Patrich, sich in das Nahwärmenetz einzuklinken, das entsprechend erweitert werden soll. Daran scheint es auf den ersten Blick großes Interesse zu geben, wie es der gute Besuch einer Informationsveranstaltung in der Stadthalle vermuten ließ. Um die 50 Interessenten waren nun dorthin gekommen.

"Mit so viel Resonanz hätte ich gar nicht gerechnet", kommentierte zu Beginn Bürgermeisterin Kristina Becker erstaunt. Zumal sich zu den Besuchern vor Ort noch jene gesellten, die das Geschehen per Live-Stream zuhause verfolgten.

Nicht genügend für "große Trasse"

Ein anderes Bild aber zeichnete Max Filser als Leiter der Stadtwerke. Zum Jahreswechsel habe sein Team die Bewohner von rund 100 Häusern angeschrieben, die für eine solche Netzerweiterung infrage kommen würden. Hätte es in der Folgezeit die entsprechenden Rückmeldungen gegeben, wäre die Umsetzung entlang einer großen Trasse bevorzugt worden. Nun aber sei die kleinere Variante die wahrscheinlichere, bei der von 33 Anschlussnehmern ausgegangen wird. "Aber wenn Sie alle noch in ihrem Umfeld kräftig Werbung machen, ist durchaus auch noch die längere Version umsetzbar", so Filser. "Je mehr sich für einen Anschluss entschließen, desto besser ist es für alle Beteiligten. Wir sind um jeden einzelnen froh".

Wer jetzt anschließe, so Filser, genieße außerdem einen Kostenvorteil, da keine zusätzlichen Baukosten wie zu einem späteren Zeitpunkt auf ihn zukämen. Für eine verbindliche Zusage in der Startphase gibt es noch ein kleines Zeitfenster bis Freitag, 16. Juli. Dann wird kalkuliert und sich für eine Trassenführung entschieden. Bis September sollen dann die Vorverträge unterzeichnet sein.

"Die Detailplanung und die Ausschreibung sind noch für diesen Herbst vorgesehen", wie der Stadtwerkschef betonte. Der Baubeginn sei für das Frühjahr 2022 anvisiert, mit der Nahwärmeversorgung könne man im Herbst jenes Jahres starten. Für einen Umstieg sprächen sowohl ökologische wie auch ökonomische Gründe, so Filser. Einer der wichtigsten: "Co2 bekommt ein Preisschild!" Und allein dieser Umstand werde bis 2026 die Heizölpreise um über 15 Prozent nach oben klettern lassen, andere Faktoren seien hierbei noch gar nicht berücksichtigt.

Auf der anderen Seite locke große finanzielle Unterstützung durch den Staat. So würde der Anschluss an ein Nahwärmenetz mit 35 Prozent bezuschusst. Für alle, welche die Chance nutzen, um ihre Ölheizung auszutauschen, stehe eine weitere zehnprozentige Förderung bereit. Beides zusammen "geht deutlich über bisherige Fördersätze hinaus" unterstrich der Werkleiter. Auch nach der Wahl "werden sie nicht schlechter", prognostizierte er.

Vergleiche man die Anschaffung eines neuen Ölkessels mit dem Anschluss ans Nahwärmenetz, käme letztere Option günstiger. Ein neuer Kessel dürfte sich etwa auf 10 000 Euro Kosten belaufen, der Nahwärmeanschluss auf 9350 Euro – allerdings schon nach Inanspruchnahme der Fördergelder gerechnet.

Anschlussnehmer müssten mit einem Preis von 6,5 Cent pro Kilowattstunde rechnen sowie mit einem jährlichen Grundbetrag von 300 Euro. Bei einer 20-jährigen Laufzeit lägen aber die Kosten pro Jahr rund 250 Euro unter denen einer neuen Ölheizung. Gegenüber dieser verfüge die Hackschnitzellösung im Heizverbund über eine wesentlich bessere Co2-Bilanz, sei wartungsarm und spare damit Reparaturkosten. "Und den Schornsteinfeger", fügte Filser hinzu.

Käme der Öltank raus, könne man auch noch einen Raumgewinn verbuchen. Im Zuge der Verlegung der Leitungen würden die Anschließenden zudem gleich mit Glasfaseranschlüssen bis ins Haus versorgt – ohne Mehrkosten.Wer Hilfe bei den Förderanträgen brauche, dem sicherte Filser seitens der Stadtwerke Unterstützung zu. Die Laufzeit der Anschlüsse sei für zehn Jahre angesetzt – Verlängerungen seien dann aber möglich und auch erwünscht. Allein schon deswegen weil die Kalkulation deutlich über diesen Zeitraum hinausreiche.

Einzelnen Wünschen aus dem Publikum musste er aber eine Absage erteilen. So regte etwa ein Herr an, die Stadtwerke mögen doch für die ersten fünf Jahre einen Fixpreis garantieren – als Gegenleistung, dass die Haushalte für eine bessere Auslastung des Heizkraftwerks sorgen. Dieses wird auch nicht das Wohngebiet Winkel-Süd versorgen können. "Dafür wären die Leitungswege zu lang", so Mathias Ersfeld, technischer Leiter Gas Wasser Wärme bei den Stadtwerken.

"Wärme wird für alle reichen"

Was den südlichen Patrich anbelangt, brauche aber keiner zu befürchten, dass am Leitungsende gelegene Haushalte nicht mehr ausreichend versorgt würden. "Das Netz werden wir so dimensionieren, dass es für alle reicht." Mit der Forstbetriebsgemeinschaft Franken-Süd als Lieferant hat man zudem noch ein Ass im Ärmel. "Wir können auch nasses Material verwerten", sicherte Geschäftsführer Fabian Röhnisch zu, was im Landkreis ein Alleinstellungsmerkmal sei. So könnten auch frisch geschnittene Bäume problemlos zu Hackgut verarbeitet werden, so dass kein Leerlauf wegen Knappheit drohe. Den Holzmarkt und dessen Preiskapriolen brauche ebenso keiner zu fürchten. "Wir verfeuern in der Regel Restholz, und bei diesem gibt es keine dramatischen Preissteigerungen. Bei diesem Sortiment ist es auch nicht interessant, nach China zu verkaufen."

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