Höchstadt zeigt Gesicht

27.8.2015, 07:00 Uhr
Höchstadt zeigt Gesicht

Wir schreiben das Jahr 1945. Höchstadt hat 3000 Einwohner. Der Zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen und 900 Neubürger drängen an die Aisch: Heimatvertriebene, Ausgebombte, Flüchtlinge. Zwei Politiker bemühen sich, die Situation zu gestalten: Max Brehm, erster frei gewählter Bürgermeister Höchstadts nach dem Krieg und Landrat Valentin Fröhlich. Ihre Gesichter zieren die Stellwände im Heimatmuseum. Zusammen mit 48 anderen Persönlichkeiten aus der Kultur, Religions- Wissenschafts- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt.

„Ich war selbst sehr erstaunt, wie viele besondere Personen unsere Stadt in ihrer über 1000-jährigen Geschichte geprägt haben“, sagt Museumsleiter Sebastian Schmidt, der die Schau in monatelanger Arbeit zusammengestellt hat. Unterstützt haben ihn vor allem Renate und Erwin März. Teils mussten die Macher der Ausstellung auch Bildmaterial aus Archiven in München oder Bamberg anfordern. Nicht immer wurden sie fündig. Entsprechend konnten sie nicht alle Gesichter aufnehmen, die in Frage gekommen wären. „Die Ausstellung konnte deshalb nur subjektiv werden“, betont Schmidt.

Der frühere Geschichtslehrer wollte „den Täter hinter der Tat zeigen“ — allerdings im positiven Sinne. Alle Personen, die er aufgenommen hat, haben das Gesicht Höchstadts geprägt. Teils auf brutale und radikale Weise wie Herzog Bernhardt von Weimar. Er ordnete im Jahr 1633 als Feldherr im Dienste der Schwedisch-Weimarischen Armee die totale Zerstörung der Stadt an.

Einzige Frau

Geschaffen statt zerstört hat Karl Bassler, Gründer der Fortuna Schuhfabrik, der nach dem Weltkrieg Flüchtlingen Arbeit bot. Oder Schwester Montana Zimmermann, die einzige Frau unter den 50 Persönlichkeiten. Sie hat als Schulschwester der Dillinger Franziskanerinnen in einem Zeitraum von 25 Jahren viele Mädchen unterrichtet, darunter auch Schmidts Frau. „Die Schwester war unglaublich streng, aber sie hat es geschafft, dass sieben Mädchen sich entschieden ins Kloster zu gehen.“

Pflasterer Martin Dresel hatte da ganz andere Ziele. Er ist laut Schmidt als Höchstadter Urgestein (1883-1952) bekannt gewesen, weil er auf der Straße immer Passanten veräppelt hat.

Mit einem Irrtum, der sich seit Jahren hält, räumt die Ausstellung durch ein Beweisstück in der Vitrine auf. Das Grab des berühmten Architekten Leonhard Romeis, von dem viele Höchstadter sogar meinen sie kennen die Stelle auf dem Friedhof, befindet sich in München.

Zu sehen sind auch die Ehrenbürger-Urkunden von Anton Wölker und Nikolaus Zimmermann. Auch die Ritter-von-Spix-Medaille, die Freunde der Zoologischen Staatssammlung München vergeben, ist ausgestellt.

Die Ausstellung „Gesichter – Persönlichkeiten aus Höchstadts Vergangenheit“ im Städtischen Heimatmuseum im

„Alten Rathaus“ ist zum Altstadtfest am Samstag und Sonntag (29./30. August) jeweils von 14 bis 18 Uhr zu sehen und bleibt bis nach den Ferien stehen, damit auch Schulklassen sie noch besuchen können.

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