In musikalischen (T)Raumwelten unterwegs

11.2.2019, 19:08 Uhr
In musikalischen (T)Raumwelten unterwegs

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

In "(T)Raumwelten" sollte es gehen beim letzten Winterkonzert und gleich das erste Space-Shuttle hob mit Bläserglanz und vollem Schub der Streicher ab zur triumphalen Einleitung von Richard Strauß’ Tondichtung "Also sprach Zarathustra". Erhaben, mit großer Ruhe über dem bewegten musikalischen Geschehen, gestalten die Musiker den Sonnenaufgang, dessen erste Sonnenstrahlen von Triangel, Xylophon und zwei Harfen herleuchten.

Arvo Pärt, estnischer Komponist der Gegenwart, hat seinen "Swansong" (Littlemore Tractus) für Orchester und in der Klassik so außergewöhnliche Instrumente wie elektrische Orgel und E-Gitarre geschaffen und eben hier zeigt sich die Bereitschaft der JPE, außergewöhnlichen Aufwand zu betreiben, damit sie dieses außerirdisch wirkende Werk anbieten können.

Die Klangkörper machen die Pärt’sche Urkraft spürbar, dieses Zusammenwirken von archaischem Ritus und tiefer Religiosität. Ganz besonders in der großen Hornkantilene über einem fast unhörbaren Orchester-Pianissimo. Immer wieder ist es diese unglaubliche Sicherheit an allen Pulten, diese Souveränität und Informiertheit, mit der die jungen Philharmoniker agieren. Der Dirigent Tristan Uth und seine Assistentin Susanne Schellong haben jede Note ausgedeutet, so dass Weg und Ziel in homogener Klarheit "gespielt" werden kann.

Die Filmmusik von Hans Zimmer zu "Interstellar" und "Inception" führt über glitzernde Klänge E-Gitarre und E-Bass, abgeschattet von der großen Gruppe der tiefen Blechbläser, in einer gewaltigen rhythmischen Steigerung zu einer regelrechten Super-Nova, die das Publikum begeistert in die Pause entlässt.

Mystische Wirkung beim Final-Satz

"Die Planeten" von Gustav Holst gehört auch zu den Werken, die wenig aufgeführt werden, weil der Komponist einen so großen Orchester-Apparat verlangt. Wieder lässt sich die JPE nicht abschrecken, sondern setzt zusammen mit der Künstlerinnen-Gruppe "Prizesin Haralt" auch noch "Symphonic Visuals" oben drauf. So leuchtet beim Kriegsbringer "Mars" ein glühender Blutmond auf der riesigen Projektionsfläche hinter dem Orchester, blaue Farbspiele bewegen sich in unendlicher Abwandlung zur ruhigen Friedensbringerin "Venus", die in magischem Xylophon-Zauber entschwebt. "Merkur", der geflügelte Bote mit seiner Flatterhaftigkeit fordert enorme Virtuosität vom Orchester, das bei der "Nationalhymne" des "Jupiter" – visualisiert mit grüner Entengrütze – zu erhabenster Majestät findet. "Saturn", der Bringer des Alters, kämpft ein bisschen mit "Tütteligkeit", hier wäre wahrscheinlich etwas bessere Sicht auf den Dirigenten hilfreich gewesen. Der Magier "Uranus" aber verblüfft wieder mit komplexen Überraschungen bei feinster Präzision. Tatsächlich mystische Wirkung entfaltet sich beim Final-Satz "Neptun", die der "Große Chor" des Christian-Ernst-Gymnasiums sechsstimmig aufgefächert als Fern-Ensemble durch die geöffneten Saaltüren in prächtigem Sphärenklang noch verstärkt.

Ja, die Junge Philharmonie Erlangen hat wieder einmal einen musikalischen Höhepunkt im Erlanger Kulturleben gesetzt und jedem im Saal war das klar, denn erst nach drei Zugaben beruhigte sich der tosende Applaus.

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