Jahresrückblick 2020: Roth hatte große Pläne

29.12.2020, 12:51 Uhr
Jahresrückblick 2020: Roth hatte große Pläne

© Foto: Carola Scherbel

Fast unwirklich erscheint es im Rückblick, was zu Jahresbeginn alles auf der Agenda stand: Um eine neue Stadtmarke wollte man sich kümmern, die Bürger dazu befragen und bis Juni damit fertig sein. Um eine große Lösung für die Einfahrt zum Industriegebiet An der Lände ging es, der neue Flächennutzungsplan stand an, der Umbau des Willy-Supf-Platzes, das Radwegekonzept und natürlich – wie schon seit vielen Jahren, diesmal aber ernsthafter – das Hallenbad.

Im März dann, als eigentlich gerade das Hotel Dormero zu seinem ersten Geburtstag einladen wollte, wurden plötzlich die Türen zugesperrt. Zuerst die Türen von Schulen und Kitas, dann die der Geschäfte, der Kufa, des Bavaria Kinos und der Museen und natürlich auch die von Gasthäusern und vom neuen Hotel. Mit der Absage der Bluestage und des Challenge zögerten die Veranstalter nicht lange – man setze auf das nächste Jahr. Mittlerweile bekommt selbst die Zuversicht für das neue Jahr tiefe Risse.

Jahresrückblick 2020: Roth hatte große Pläne

© Foto: Tobias Tschapka

Noch bevor es an die Haushaltsdebatte ging, diskutierte man erst im Bauausschuss, dann im Stadtrat über das neue und dringend benötigte Kinderhaus auf der Kupferplatte. Die erste Diskussion – noch vor dem Lockdown – ergab Lob und Zustimmung für das Elf-Millionen-Projekt.

Die zweite, beschließende Diskussion aber fand bereits im Lockdown auf Eineinhalb-Meter-Abstand in der Kufa statt, die Stadträte waren sensibilisiert und versagten dem Kinderhaus ihre Zustimmung. Drei Millionen Euro weniger sollte die Sieben-Gruppen-Kita kosten, die Architekten mussten kleiner planen.

Edelhäußer scheint genug vom Bürgermeisterdasein zu haben

Über die nächste Kita, nämlich die Am Hasenbühl, entschied schon der neue Stadtrat – mit acht neuen Mitgliedern. Die Kommunalwahlen waren im März gerade noch vor dem Lockdown abgehalten worden. Die Stichwahl fand bereits komplett als Briefwahl statt. Aber damit hatten die Rother nichts mehr zu schaffen – der Bürgermeister stand hier gar nicht zur Wahl.

Das wird demnächst nachgeholt: Ralph Edelhäußer hat vom Bürgermeisterdasein anscheinend genug und will auf den Abgeordnetenstuhl in Berlin wechseln. Auf die Suche nach neuen Bürgermeisterkandidaten können sich die Parteien jetzt schon mal machen. Neun sind im neuen Stadtrat vertreten – so viele wie noch nie. Fest steht bisher nur: Die Bürgermeisterwahl in Roth wird wohl weiterhin außerhalb des Kommunalwahl-Turnus stattfinden.

Bis zur Bundestagswahl (mindestens) muss sich Edelhäußer aber noch um die Stadt kümmern. Kein leichtes Unterfangen in Corona-Zeiten. Während der Kämmerer schon die ersten Warnungen Richtung sinkender Steuereinnahmen ausgesprochen hat, müssen die Stadtmütter und -väter trotzdem kräftig investieren. Die Kita Am Hasenbühl – dringend gebraucht – wird wohl mindestens 4,5 Millionen Euro kosten, das Kinderhaus auf der Kupferplatte – ebenfalls dringend gebraucht – wird zwar auf Druck der Ratsleute etwas günstiger, kostet aber trotzdem neun Millionen Euro.

Aus für das OHA

Für Aufmerksamkeit hat – ganz unabhängig von Corona – auch das OHA gesorgt. Der Verein hatte darauf gesetzt, weiter im Brandlhaus bleiben zu können – und dafür zwei Jahre lang von der Stadt einen Mietzuschuss bekommen. Die Zeit war abgelaufen, die Stadt ließ sich nicht mehr erweichen weiter zu zahlen und bot als neues Quartier das restaurierte Zeughausstüberl an. Das sei aber zu klein, teilte das OHA mit und packte seine Sachen.

Was tut sich in den leer stehenden Passagen? Während in der Valentin-Passage nach neuen Mietern gesucht und ein Raum zumindest für Ausstellungen genutzt wird, passiert in den großteils leer stehenden Rothmühl-Passagen so gut wie gar nichts.

Dafür in anderen Angelegenheiten, zu denen dem Bürgermeister Unterschriftenlisten überreicht wurden: Zum einen wurde zu viel Verkehr in der Innenstadt beklagt, zum anderen wollten Anwohner der Virchowstraße verhindern, dass dort drei Blocks mit Sozialwohnungen gebaut werden. Ihre Begründung: Im Verhältnis zur Zahl der Wohnungen würden zu wenig Parkplätze eingeplant. Am Ende bekamen sie sozusagen Recht: Dem Investor für die Wohnblocks wurde abgesagt.

In Eckersmühlen geht es voran

Während Baustellen wie ein neues Regenüberlaufbecken an der Bahnhofstraße für hohe Kosten und Verdruss bei Autofahrern sorgten, ging es mit Bebauungsplänen wie zum Beispiel in Eckersmühlen für das Baugebiet An der Zwillach voran, aber das Baugebiet auf der Abenberger Höhe wird mittlerweile kleiner geplant – auch um dem Naturschutz und den unzähligen Widersprüchen von Anwohnern gerecht zu werden.

Dafür sprießen die Ideen für das Gebiet nebendran: Am Westring, wo daneben gerade die Kreisklinik erweitert wird könnte – irgendwann einmal – ein neues Wohn- und Gewerbegebiet entstehen. Aber abgesehen von den Gedankengängen dazu gibt es bis Jahresende noch nichts Konkretes, nicht einmal eigene Grundstücke in nennenswertem Umfang.

Ist "Voll auf Draht" nicht mehr voll auf Draht?

Der Lockdown machte kreativ, auch in Roth: Ein Autokino lud im Frühling und Frühsommer zu Filmen und Events ein, auch zu einem Challenge-Memory-Day. Gegen Sommer durfte man dann wieder raus, feiern, reisen – aber "voll auf Draht", die alte "Marke" der alten Industriestadt, schien nicht mehr voll auf Draht zu sein. In Roth überlegte man – und tut es immer noch –, ob nicht eine neue Marke hilft, weiter oder wieder vorndran zu sein.

Das dauert länger als gedacht und kostet mehr als gedacht. Aber im nächsten Jahr will die Stadtspitze – zusammen mit dem Stadtmarketing – ein Ergebnis präsentieren. Bis dahin wollte man schon mal in die Öffentlichkeitsarbeit investieren und (Teilzeit-)Stellen schaffen oder ausbauen. Aber der Stadtrat schob dem einen Riegel vor, nur ein Teil davon wurde genehmigt.

Jahresrückblick 2020: Roth hatte große Pläne

© Foto: Tobias Tschapka

Dass der Herbst nicht frei von Corona sein würde, war natürlich längst zu ahnen. Dass dann aber erneut erst ein leichter und schließlich sogar ein richtiger Lockdown nochmal vieles lahmlegen würde – das versetzte dem wirtschaftlichen und sozialen Leben in der Stadt noch einmal einen Schlag. Selbst das Christkind stieg auf einen Online-Prolog um.

Der Kämmerer nahm sich kurz vor Jahresende die Kassenlage vor und weckte zunächst Hoffnung, dass die Steuereinnahmen etwas besser ausfallen, als Corona erwarten ließ. Aber so gut wie bisher werde die Stadtkasse 2021 sicher nicht bestückt sein.

Und all die Pläne und Projekte? Kitas, Kitas, Kitas – sie sind Pflicht und bleiben auf der Liste. Gerade noch wurde eine Vier-Gruppen-Kita für Eckersmühlen auf den Weg gebracht. Aber abgesehen von diesen Pflichtprogrammen wird im neuen Jahr wohl nicht sehr viel erledigt.

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