Judas Priest aus Franken? Heavy-Metal-Chor begeistert die Region

28.1.2020, 07:13 Uhr
Judas Priest aus Franken? Heavy-Metal-Chor begeistert die Region

Frau Dominguez, Sie sehen nicht aus, als wären Sie inspiriert von klassischen, sakralen Chören. . . Wie kommt man auf die Idee, Heavy-Metal-Songs mit ordentlichem Lärmpegel in ein Chorformat zu bringen?

Nein (lacht), wir sind eher die klassischen Metal-Fans und haben viel auf Konzerten und Karaoke gesungen. Uns hat aber das Regelmäßige gefehlt, außerdem kann man nicht immer die Songs singen, die man gerne singen möchte. Im September sind wir ein offizieller Verein geworden. Wir leben vom Gruppengefühl – das merken wir am Wechsel von Probe- zu Dauermitgliedern: Zirka 75 Prozent der Leute, die sich für eine vierwöchige Probemitgliedschaft entscheiden, werden zu festen Mitgliedern.

Davon können konventionelle Vereine und Chöre vermutlich nur träumen. Warum ist das bei Euch so?

Weil es einfach Spaß macht und das geboten wird, was auf der Verpackung steht. Bei uns ist nichts Fake: Wir singen Metal, nichts anderes. Und: Man muss wirklich nicht singen können. Es geht um Spaß.

 

Wie groß ist die Gruppe aktuell?

Wenn wir die aktuellen Probemitglieder mitrechnen, sind wir 37. Wir laden unsere Neulinge ein, zuerst einen Monat lang kostenlos reinzuschnuppern und dann frei und unverbindlich zu entscheiden, ob sie bleiben wollen. 50 ist die Größe, die wir im Februar reißen könnten – eigentlich unser Limit. Dennoch weisen wir niemanden ab, haben immer damit geworben, dass alle willkommen sind. Wir rufen auch nicht bei 53 "Stopp", aber es soll weiterhin handelbar sein für unseren Chorleiter und allen Spaß machen.

Wie war die Zeit des Formierens?

Wir haben uns auf die Suche nach einem passenden Chorleiter begeben, der sowohl einen großen Chor anleiten kann als auch auf Heavy Metal steht. Und weiß, wie er mit einem Nicht-Sänger-Haufen umgehen musst. Das heißt: Die Arrangements sind leicht zu verstehen. Wir singen nicht nach Noten, sondern er singt es uns vor. Wir Sänger brauchen Spaß an der Musik und den Willen, Texte zu lernen. Unser Anspruch ist, nicht wie ein klassischer Chor mit Textmappen aufzutreten, sondern frei zu singen. Metal lebt von der Begeisterung, und wir brauchen unsere Hände, um die "Pommesgabel", die typische Metal-Handbewegung, zu zeigen.

Hattet Ihr bereits Auftritte?

Ja, für unseren ersten Auftritt haben wir uns dreizehn Tage vorbereitet. Das war geil, wir waren voller Adrenalin. Aktuell verhandeln wir u.a. über einen Auftritt im Mai.

Was gehört zu eurem Repertoire?

Die Bam-Bam-Trilogie ist wohl das massentauglichste, sie besteht aus "The Final Countdown" von Europe, "Eye of the Tiger" von Survivor und "Here I go again" von Whitesnake. Wir singen auch "Hell’s Bells" von AC/DC, von Judas Priest "Breaking the Law" oder sehr frisch: "Armata Strigoi" von Powerwolf. Im Februar fragen wir außerdem zwei Wunschsongs von unseren Mitgliedern ab, was wir letztlich aber singen, entscheidet unser Chorleiter. Wir verlagern uns aber jetzt wieder mehr auf richtige Metal-Songs.

Beim Metal ist ordentlich Wumms dahinter, wie kann ich mir Eure Auftritte vorstellen?

Wir treten pur mit unserer Stimme auf, das Einzige, das unterstützt, ist eine Akustik-Gitarre, die unser Chorleiter, der eine klassische Ausbildung hat, spielt. Je nach Ort des Auftritts denken wir über Verstärkung durch Mikrofone nach. Wir üben aktuell auch dreistimmiges Singen und arbeiten an der Stimmbildung unserer einzelnen Mitglieder.

Wie setzt sich der Chor zusammen?

Wir sind super gemischt, haben etwa 40 Prozent Männer und 60 Prozent Frauen. Vom 19-Jährigen Auszubildenden bis zum baldigen Rentner ist alles dabei. Wir werden zum Glück – anders als andere Chöre – nicht Gefahr laufen, zu überaltern. Wir sind gemischt, wie die Metal-Szene eben ist. Was wir haben: relativ viele Biertrinker (lacht).

Die nächste offene Stimmengewitter-Probe findet am Dienstag, 4. Februar, um 19.30 Uhr im Zeltnerschloss Nürnberg (Gleishammerstr. 6) statt, dann wieder am 6. Oktober. Mehr von Stimmengewitter auf facebook.de (Video) oder via www.stimmengewitter.de

Laura Dominguez (34) wurde in Eckernförde im Norden der Bundesrepublik geboren, der Arbeit wegen ist sie mit ihrem Partner im März 2019 nach Nürnberg gekommen. Beruflich ist sie Scrum-Master, eine spezielle Form der Software-Entwicklerin. Im September hat sie mit ihrem Mitstreitenden Stimmengewitter zum offiziellen Verein gemacht.

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