"Keine Generalabsage" für den Amateurfußball

28.10.2020, 07:28 Uhr

© Foto: Uwe Mühling

Es gibt also keine generelle Absage – es sei denn es kommen noch Einschränkungen von staatlicher Seite. Das heißt für die heimischen Mannschaften im Gebiet Neumarkt/ Jura: Am Samstag und Sonntag, 31. Oktober/1. November, soll es quer durch die Klassen mit dem Ligapokal losgehen. Wenn ein Inzidenzwert von über 50 vorliegt, können die Vereine allerdings absagen beziehungsweise kostenfrei verlegen.

Mittelfrankens Bezirksspielleiter Thomas Jäger sowie Markus Hutflesz als Kreisspielleiter im Gebiet Neumarkt/Jura halten somit an den bisherigen Planungen fest und werden die für das kommende Wochenende angesetzten Nachholspiele beziehungsweise Ligapokal-Partien vorerst stehen lassen.

Die beiden Funktionäre wollen abwarten, ob und inwieweit vonseiten der Politik noch neue Vorgaben kommen. Wenn nicht, gilt die Devise: "Wir möchten denen, die spielen wollen, dazu auch die Chance geben, solange es geht", sagt Kreisspielleiter Hutflesz.

62 Prozent Absagen im Kreis Neumarkt/Jura

Bei einer Sitzung am Montagabend hat der BFV festgelegt, dass "eine Generalabsage aktuell und stets vorbehaltlich weitergehender staatlicher Maßnahmen nicht vorgesehen ist. Aktuell ist der Breitensport in Bayern weiterhin erlaubt".

Seit dem Re-Start am 19. September 2020 konnten in Bayern mehr als 43 000 Partien und damit über 85 Prozent aller angesetzten Spiele durchgeführt werden, hat der BFV errechnet. Selbst am vergangenen Wochenende seien bayernweit zwei Drittel aller Partien über die Bühne gegangen, so der Verband.

In Mittelfranken und im Kreis Neumarkt/Jura sah es allerdings anders aus. "Trotz der geringsten Corona-Zahlen in Bayern hatte Mittelfranken die höchste Ausfallquote", stellt Thomas Jäger fest. Der Bezirksspielleiter hat ausgerechnet, dass im Bezirk Mittelfranken rund 50 Prozent der Partien bei den Herren abgesagt wurden. Im Kreis Neumarkt/Jura waren es fast 62 Prozent. Gegenbeispiel ist für Jäger der Nachbarkreis Nürnberg/
Frankenhöhe, in dem nur 24,5 Prozent der Spiele abgesagt wurden.

Theater und Wettbewerbsverzerrrung?

Wie es in den Einzelfällen mit den Absagen gehandhabt wurde, das hat durchaus für Diskussionen sowie einiges Hin und Her gesorgt. Alles andere als optimal hat es Lothar Satzinger empfunden. Der Trainer des SSV Oberhochstatt (Kreisklasse) kritisiert, dass der Verband "die Entscheidung auf die Vereine abwälzt" und befürchtet das Schlimmste, "wenn wir jedes Wochenende so ein Theater haben wie zuletzt" – und wenn letztlich der Inzidenzwert am Sonntagmorgen den Ausschlag gibt, ob am Sonntagnachmittag gespielt wird.

Er sieht auch die Gefahr, dass Corona als Mittel zum Zweck für Absagen vorgeschoben wird, was letztlich zu einer Wettbewerbsverzerrung führen kann. Ähnlich sieht das Roland Mayer, der Spartenleiter des TSV 1860 Weißenburg. Die neuen Rahmenbedingungen, bei denen letztlich die Vereine entscheiden, machen die Planungen aus seiner Sicht viel schwerer – gerade wenn man wie bei den TSV-Sechzigern zahlreiche Mannschaften im Spielbetrieb hat.

Lückenfüller Ligapokal

Man darf jedenfalls gespannt sein, wie es am kommenden Wochenende abläuft, wenn größtenteils Ligapokal-Spiele angesetzt sind. Ein neuer Wettbewerb, der von vornherein eher als eine Art Lückenfüller neben dem Punktspielbetrieb gedacht war. Zuletzt gab es ja schon bei den Punktspielen manch Kuriosum: So wurde in Stopfenheim Kreisliga gespielt, während wenige Kilometer entfernt in Weißenburg bei gleichem Inzidenzwert der Ball ruhen musste.

Die "Spaltung" ging auch durch einzelne Vereine: Während die beiden Herrenmannschaften der SG Ramsberg/St. Veit aus gesundheitlichen Gründen nicht in Weißenburg beziehungsweise Kalbensteinberg antreten wollten, wurde zu Hause auf dem Ramsberger Platz gekickt: Die U17 der SG TSG Ellingen, zu der die Ramsberger gehören, hatte dort ein Heimspiel in der Kreisgruppe 4.

Auch der BFV hat laut einer Pressemitteilung festgestellt, "dass die Verunsicherung allerorten spürbar ist". Und deshalb bietet er den Vereinen auch die Möglichkeit zur Absage oder Verlegung. Der für den Spielbetrieb zuständige BFV-Schatzmeister Jürgen Faltenbacher unterstreicht aber auch: "Diejenigen, die spielen wollen, sollen auch jetzt spielen dürfen."

Aus Sicht des BFV, der sich von Medizinern und Wissenschaftlern bestätigt sieht, stellt nicht das Fußballspiel selbst ein erhöhtes Risiko dar, sondern vielmehr die An- und Abreise, Aufenthalte in den Umkleiden und Duschen oder in den Zuschauerbereichen. Hier hätten es aber alle selbst in der Hand, "Kontakte zu beschränken und Gefahren erst gar nicht entstehen zu lassen", so Faltenbacher.

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