Klammer um regionale Geschichte

2.12.2013, 17:06 Uhr
Klammer um regionale Geschichte

© Enz

Die Präsentation des Ebrachgrunder Heimatboten in der Vorweihnachtszeit hat gute Tradition. Ebenso das Mitwirken unterschiedlicher Autoren unter der Obhut von Schriftleiter und Vereinsvorstand Franz Kachler. „Thematisch bilden wir in unserer Schriftenreihe ein breites Spektrum ab. Wichtig ist nur, dass es einen thematischen Bezug zu unserer Heimat, dem Reichen Ebrachgrund, gibt.“

Zu Recht wurde in der Vergangenheit deshalb nicht nur ein wertvoller Beitrag zur Aufarbeitung der lokalen Geschichte geleistet — immer wieder fanden sich auch amüsante Anekdoten im Heimatboten. Ein Konzept, das auch in der nun vorgestellten Ausgabe für das Jahr 2014 Anwendung fand und elf unterschiedliche Autoren zusammenführte.

170 Seiten dick

Stolze 170 Seiten ist die neue Publikation stark und zum ersten Mal bunt bebildert. „Dadurch haben sich die Druckkosten zwar fast verdoppelt, aber das war es uns wert. Schließlich haben wir diesmal sogar eine Fotoreihe mit allen uns bekannten Ebrachbrücken. Die sollten natürlich gut zur Geltung kommen“, sagte Kachler. Insgesamt 24 Brücken begutachteten Kachler und sein Kompagnon Thomas Simon — und lieferten so einen Fachartikel, der nicht nur für Historiker, sondern auch für heimatverbundene Laien durchaus lesenswert ist. Gleiches gilt für Werner Rühls ebenfalls umfassend bebilderte Dokumentation der Steinkreuze im Reichen Ebrachgrund. Rühl, ein den Lesern des Heimatboten bereits vielfältig bekannter Autor, arbeitete zudem für die vorliegende Ausgabe die Geschichte des Jagdgrenzsteines im Sambacher Schloss auf.

Seine fachliche Expertise konnte Kreisheimatpfleger Manfred Welker bereits vielfach unter Beweis stellen – auch als Autor des Ebrachgrunder Heimatboten. In der 2014er-Ausgabe ist er gleich zweimal vertreten. Einmal mit einem Beitrag zur Küstersgreuther Markuskapelle, einmal mit einer Schrift zur Ersterwähnung Nackendorfs im Jahr 1313. „Da bin ich während der Recherche für ein anderes Buch zufällig darauf gestoßen. Sonst hätte gar niemand gewusst, dass es ein Festjahr gibt“, berichtete Welker und freute sich, dass am Ende sogar ein richtiges Fest aus dieser Entdeckung entstanden ist.

Wie eng Vergangenheit und Gegenwart häufig zusammenhängen, verdeutlichte Seußlings Alt-Bürgermeister Wolfgang Rössler. Auch er stellte seinen Beitrag über die Flusskorrektur der Regnitz und deren bis heute spürbare Auswirkungen persönlich vor. Auswirkungen bis in die heutige Zeit – wenn auch in einer ganz anderen Dimension – hatte der Erste Weltkrieg.

„Dieser wird von vielen als Ur-Katastrophe bezeichnet und nahm im Jahr 1914 seinen Anfang. Grund für uns, das Jahr 2014 als Gedenkjahr zu begehen. Viele unserer Gemeinden haben ein Drittel ihrer jungen Männer auf den Schlachtfeldern verloren – da genügt es nicht, einmal im Jahr zum Volkstrauertag aufzumarschieren“, unterstrich Franz Kachler. Bereits im Vorgriff auf das kommende Jahr versuchte er sich mit Anmerkungen zum Kriegsausbruch und der bis heute umstrittenen Schuldfrage.

Abgerundet wird das vielfältige Themenspektrum der aktuellen Auflage des Heimatboten durch Beiträge von Karl und Gottfried Schwarm, Helmut Schleicher, Rudi Schmidt und dem posthum veröffentlichten Beitrag aus der Feder Johann Fleischmanns. Gemeinsam mit Brigitte Frank hatte er sich in seinem letzten Fachartikel auf Carl Friedrich Neumann konzentriert.

Das Erscheinen dieser Schrift konnte Fleischmann nicht mehr erleben – er wurde am letzten Freitag im Beisein vieler Vereinsfreunde beerdigt. „Er war ein unermüdlicher, großer Idealist. Zudem war er nicht in der Vergangenheit verhaftet, er suchte die Verbindungen mit Gegenwart und Zukunft. Deshalb verliert nicht nur unser Verein, sondern die gesamte Region einen versierten Experten und guten Freund“, erinnerte Vereinsvorsitzender Franz Kachler. Auch deshalb werden die Trauerreden im kommenden Heimatboten ein eigenes Kapitel einnehmen.



Die aktuelle Ausgabe gibt es für alle Vereinsmitglieder kostenlos, ansonsten kann der Heimatbote für 10 Euro erwerben werden.

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