Aha-Effekte in Schwarz-Weiß

17.1.2020, 08:26 Uhr
Aha-Effekte in Schwarz-Weiß

© Foto: Roland Fengler

Schwarze Bilder rechts, weiße Werke links, an den anderen beiden Wänden im großen Ausstellungssaal schwarz-weiße Arbeiten. Alle abstrakt, ganz reduziert mit oft nur wenigen Linien und mitunter auch Schriftzeichen. Welch ein farbarmer, nüchterner Kontrast zum ersten, kürzlich zu Ende gegangenen Teil der Ausstellung "Out of Order"!

Darin hatte das Berliner Sammlerpaar Barbara und Axel Haubrok auf dem Boden stehende oder liegende Werke präsentiert, jetzt sind die an den Wänden hängenden dran. Ein Konzept, das zur gezeigten Konzeptkunst passt. Die will schließlich nicht durch malerische Opulenz, sinnliche Reize, überwältigende Ästhetik überzeugen, sondern durch die Idee, die dahinter steckt.

Diese Idee aber kann der noch so gebildete Kunstkenner weder wissen noch erfühlen, sondern muss sie nachlesen im kostenlos zur Eintrittskarte ausgegebenen 50-seitigen Begleitheft. Das macht Arbeit, kann aber auch Verblüffung und Vergnügen bringen.

Ist das Farbe oder Blut, was da an der Wand runterläuft? Weder noch, verrät die Gebrauchsanweisung: "Auch wenn kein einziges Filmbild in Daragh Reeves Arbeit ,Everybody wants a piece of Dracula’ erscheint, so schafft er es doch, den Draculafilm mit Béla Lugosi abzubilden: Ein VHS-Band hat er dazu zerschnitten und zwar der Länge der Szenen entsprechend", lautet die Erklärung. Eine unweit davon hängende kraftvoll-zackige Unterschrift auf weißem Blatt stammt nicht von einem Promi, sondern von einem Mörder. Künstler Andreas Slominski hat sich dessen "Autogramm" in einem Berliner Knast geben lassen. Ja, da läuft das Kopfkino an. . .

Wie schon im ersten Teil der Ausstellung tauchen auch diesmal "Porträts" des Sammlers selbst auf. Die zu erkennen, ist aber unmöglich. Denn das Prinzip der "22 Porträts of Axel Haubrok", die Jonathan Monk geschaffen hat, geht so: Ein 1,82 Meter langer schwarzer Faden (der Haubroks Körpergröße entspricht) wird von Monk auf die Scan-Oberfläche eines Kopiergeräts fallengelassen. Bei jeder dieser Fall-Aktionen ergibt sich ein anderes fadenscheiniges Bild.

Die Beispiele zeigen: Die auf den ersten Blick so strenge, spröde, kontrastarme Ausstellung hat Witz und ihren Reiz, bietet mit 90 Werken von 50 Künstlern Aha-Effekte und Überraschungen – allerdings nicht in dem Maße wie der deutlich opulentere Vorgänger.

InfoNeues Museum Nürnberg, Klarissenplatz: "Out of Order. Werke aus der Sammlung Haubrok. Teil 2"; bis 1. März, Di.-So. 10-18, Do. 10-20 Uhr. Am Samstag, 18. Januar, um 15 Uhr führt der Sammler selbst durch die Ausstellung.

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