#allesdichtmachen: Drahtzieher aus dem Querdenker-Milieu?

4.5.2021, 11:17 Uhr
An  #allesdichtmachen hatten sich ursprünglich 53 Schauspielerinnen und Schauspieler beteiligt. Obere Reihe von links: Jan-Josef Liefers, Nina Proll, Nadja Uhl. Mittlere Reihe von links: Ulrich Tukur, Wotan Wilke Möhring, Maxim Mehmet. Untere Reihe von links: Katharina Schlothauer, Peri Baumeister, Richy Müller.

© -, dpa An  #allesdichtmachen hatten sich ursprünglich 53 Schauspielerinnen und Schauspieler beteiligt. Obere Reihe von links: Jan-Josef Liefers, Nina Proll, Nadja Uhl. Mittlere Reihe von links: Ulrich Tukur, Wotan Wilke Möhring, Maxim Mehmet. Untere Reihe von links: Katharina Schlothauer, Peri Baumeister, Richy Müller.

Laut einem Bericht von Spiegel Online hat Volker Bruch einen Antrag auf Aufnahme in die Partei gestellt. Der Prozess laufe noch. Der Medienbeauftragte von "Die Basis", David Claudio Siber, habe dies gegenüber dem Spiegel bestätigt.

Der Berliner Tagesspiegel hat unterdessen gemeinsam mit der zivilgesellschaftlichen Rechercheplattform "Antischwurbler" weitere Spuren gefunden, die von #allesdichtmachen in das Querdenker-Milieu führen. Ihr Fazit: Das Ganze sei keinesfalls eine spontane Aktion einiger Künstler gewesen, sondern von langer Hand geplant, um den Corona-Protest dank großer Namen in die Mitte der Gesellschaft zu tragen.

Bruch bei Filmdreh ohne Maske

Einer der Drahtzieher ist laut Tagesspiegel der Schauspieler Volker Bruch, der, wie jetzt öffentlich wurde, schon am Set von „Babylon Berlin“ für Irritationen gesorgt hatte, weil er sich dort von der Maskenpflicht befreien ließ. Als „interessante Figur im Hintergrund“ will der Tagesspiegel den Notarzt, Unternehmer und Autor Paul Brandenburg erkannt haben. Er ist Mitbegründer einer Initiative für „Grund- und Freiheitsrechte“, die sich im Frühjahr 2020 gegen die Corona-Maßnahmen gründete. Allerdings wirft die Zeitung Brandenburg auch eine Nähe zu „neurechten und antidemokratischen Positionen“ vor. Schon am 20. März habe er in einem Internet-Talk von zahlreichen Unterstützern aus dem „Medien- und Kunstbereich“ geschwärmt, die sich bald outen werden. Brandenburg: „Ich freue mich auf den Tag.“

Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte Brandenburg aber: Er sei an #allesdichtmachen "leider gar nicht" beteiligt gewesen, wenngleich er durch persönliche Bekanntschaft früher davon erfahren habe als die Öffentlichkeit. Nach eigenen Worten gehöre er auch keiner Querdenker-Gruppierung an, aber er "teile die Sorge" dieser Menschen.

Fakt ist: Brandenburg steht Regisseur Dietrich Brüggemann nahe, der die Videos von #allesdichtmachen inszeniert hat. Brüggemann betont, der Corona-Protest sei keinesfalls nur eine "Sache von Spinnern", sondern ein Anliegen, das "in die bürgerliche Mitte der Gesellschaft" gehöre. Zu denken geben allerdings die Zeilen, die Spiegel Online aus einem Brüggemann-Punksong von 2020 zitiert: "Steckt euch euren Polizeistaat in den Arsch. Steckt euch eure Maskenpflicht in den Arsch. Steckt euch eure Abstandsregeln in den Arsch." Bürgerlicher Protest klingt anders.


Brüggemann: "Ich entschuldige mich nicht"


Der Tagesspiegel berichtet zudem, dass sich in den vergangenen Tagen Schauspielerinnen und Schauspieler gemeldet hätten, die entweder für ihre Mitarbeit bei #allesdichtmachen angefragt wurden oder ihre Videos zurückgezogen haben. Nach ihren Worten seien Brüggemann und die Regisseurin Jeana Paraschiva federführend bei der Durchführung gewesen seien. Sie hätten Mails mit einer Projektskizze verschickt. Aus einem Textdokument im Anhang konnten sich die Schauspieler ein Statement aussuchen, das sie später vor der Kamera vortragen würden. Die Aktion #allesdichtmachen, schreibt die Berliner Zeitung, "war so minutiös geplant wie eine ,Tatort´-Produktion". Diese exakte Choreografie widerspreche Brüggemanns Aussage, es habe sich hierbei um ein „dezentrales Gruppenprojekt“ von Künstlern gehandelt.

Bleibtreu zog kurz davor zurück

Laut Tagesspiegel verdichten sich auch die Hinweise, dass Kino-Star Moritz Bleibtreu zu einem sehr frühen Zeitpunkt involviert gewesen sei und einige Kollegen dazu bewegt haben soll, mitzumachen. Allerdings zog er sein Video dann doch noch vor Veröffentlichung zurück. "Schlussendlich habe ich mich dazu entschieden, die Aktion nicht zu unterstützen", ließ sich Bleibtreu inzwischen dazu zitieren.

Dass sich rasch große Namen wie Volker Bruch oder auch Moritz Bleibtreu vor den Karren spannen ließen, erklärt laut SPIEGEL, weshalb sich am Ende circa 50 Schauspielerinnen und Schauspieler beteiligten. Mehrere von ihnen, darunter etwa Heike Makatsch, haben dies bereits bedauert und ihr Video zurückgezogen.

Die satirischen, zum Teil zynischen Videos, die die Corona-Maßnahmen der Regierung anprangern sollten, hatten viele Menschen empört. Andere bejubelten die Aktion. Dass darunter auch Rechte und Corona-Leugner waren, dafür könne die berechtigte Kritik doch nichts, hieß es aus Kreisen der Befürworter. Der Tagesspiegel zieht aus seinen Recherchen nun aber den Schluss, dass die Kampagne nicht nur von Querdenkern beklatscht, sondern auch gesteuert wurde.


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