Architektur im Kontext

31.7.2020, 12:11 Uhr
Architektur im Kontext

© Margherita Spiluttini

Auch im Inneren des Museums beeindruckt die Architektur des Architekten Volker Staab und zieht die Besucherinnen und Besucher in ihren Bann. Dabei handelt es sich bei diesem Bau um das Erstlingswerk seines Büros, dessen Geschichte mit dem damaligen Wettbewerbsbeitrag aus dem Jahr 1991 begann. Heute zählt es zu den erfolgsreichsten Büros Deutschlands, ein – jedoch bei weitem nicht der wichtigste – Grund, die Arbeit dieses Architekten und seines Teams mit einer Ausstellung im Neuen Museum vorzustellen. Und welcher Anlass könnte hierfür besser passen, als das 20-jährige Museumsjubiläum im Jahr 2020?

Volker Staab und sein Team haben eine Ausstellung konzipiert, die den tiefgreifenden Einfluss des Kontextes auf das Werk des Architekturbüros zeigt. Anhand von 15 ausgewählten Projekten aus 29 Jahren wird deutlich, dass in Staabs Verständnis der Begriff Kontext weit über die übliche Definition als unmittelbare physische Umgebung des Bauprojektes hinausgeht. Er ist überzeugt, dass eine langfristig relevante architektonische Lösung nur möglich ist, wenn der Kontext eines jeden Projektes in seiner gesamten Bandbreite betrachtet wird und in die Gestaltungsentwicklung einfließt.

Für die Ausstellung hat sich Volker Staab die sechs Fassadenräume des Museums ausgesucht. Mit gutem Grund: Staab Architekten bespielen dieses zentrale Gestaltungselement des Gebäudes in ungewohnter Form. Durchscheinende, textile Wände verändern abhängig von Tageszeit und Witterung die Wirkung der prägenden Sichtachsen und Blickbezüge im Gebäude und transformieren die offenen Raumbereiche in lichte Kojen.

Diese Intervention macht nicht nur den Außenbezug des Museums zum davorliegenden Platz deutlich, sondern spielt auch mit der Grundidee des Gebäudes, hinter der Glasfassade die aufgeschnittenen Museumsräume sichtbar werden zu lassen. Jeder Fassadenraum stellt anhand mehrerer Projekte eine beispielhafte Kontext- Facette vor. Das Spektrum reicht vom Aspekt „Widersprüche“ über „Identität und Wandel“, „Auratische Orte“, „Spielräume“ und „Kulturelles Gedächtnis“ bis hin zu „Gesellschaft“. Bis heute sind öffentliche Bauten für Kunst, Forschung und Bildung das Kerngeschäft von Staab Architekten, was sich auch in der Auswahl der gezeigten Projekte widerspiegelt. Die Ausstellung vermittelt, wie vielfältig und komplex der Kontext auf Architektur wirkt – und worin der Reiz und die Herausforderung architektonischer Arbeit liegt. Im besten Falle, das zeigen die Entwürfe von Staab Architekten eindrucksvoll, wird eine Vielzahl an möglichen baulichen Antworten in eine zeitlose, überraschend präzise räumliche Idee überführt.

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