Diese Konzerte wird der Bardentreffen-Chef besuchen

24.7.2019, 05:57 Uhr
Diese Konzerte wird der Bardentreffen-Chef besuchen

© Stefan Hippel

NZ: Nach dem Schwerpunkt Rap im vergangenen Jahr schauen wir heuer Akkordeonspielern auf die Tasten. War es schwierig, passende Künstler zu finden?

Rainer Pirzkall: Man weiß zu Beginn der Planungsphase nie genau, wie ein Barden-Jahrgang klingen wird. Das ist wie bei einem Winzer und seinem Wein: je nach äußeren Einflüssen kann ein Jahrgang mal lieblicher oder mal herber werden. Ich bin gespannt, wie dieser Jahrgang beim Publikum ankommt.

NZ: Was wussten Sie vor einem Jahr über das Instrument? Und was haben Sie seither dazugelernt?

Pirzkall: Mir war bewusst, dass es viele verschiedene Bauarten gibt. Wirklich dazugelernt habe ich beim Prinzip der Klangerzeugung: Der Ton wird durch eine durchschlagende Metallzunge erzeugt, ähnlich einer Maultrommel. Deswegen ist die Maultrommel mit dem Akkordeon verwandt. Auch die Mundharmonika gehört in diese Familie. Nur wird hier die Luft eben nicht hineingequetscht, sondern gepustet. Dieses Prinzip der durchschlagenden Metallzungen ist bereits rund 3000 Jahre alt und stammt aus China.


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NZ: Fürs Akkordeon gibt es so viele schöne Kosenamen. Was ist Ihr Lieblingsbegriff?

Pirzkall: Ich finde Heimatluftkompressor recht poetisch. Die Briten nennen es liebevoll "Stomach Steinway". Bauchklavier, auch ein schönes Bild.

NZ: Es geht nicht nur ums Akkordeon, es geht um die ganze Welt beim Bardentreffen. Haben Sie Wunschlisten, was die Künstler betrifft?

Pirzkall: Keine niedergeschriebenen. Aber es gibt durchaus solche, über die wir uns besonders freuen. Wir wollten schon lange den finnischen Akkordeon-Punk Kimmo Pohjonen einladen. Das ist sich bisher aber nie ausgegangen. In diesem Jahr passt er wie die Faust aufs Auge – oder wie die Barden zu Nürnberg.

NZ: Sie sind 39 Jahre alt. Erinnern Sie sich an Ihr erstes Bardentreffen als junger Kerl?

Pirzkall: Ja, mein Bruder hat mich damals mit in die Stadt genommen. Ich habe nur noch das Bild vom Burggraben im Kopf, vor mir eine große Bühne, überall Menschen, auch auf der Sandsteinmauer über mir und eine irre Stimmung.

NZ: Wie viele Mitarbeiter sind mit dem Bardentreffen 2019 beschäftigt?

Pirzkall: Es kommt natürlich darauf an, wie Sie zählen. Wenn ich nachrechne, komme ich im inneren Team auf rund 300 Personen, vom Bühnenbauer und Gastronomieanbieter über den Sicherheitsdienst bis hin zum Shuttle-Fahrer. Wenn man Medienvertreter, Polizei oder die Kollegen, die den Müll entsorgen, mit dazurechnet, sind geschätzte 500 Beteiligte sicher keine Übertreibung.

NZ: Stellen wir uns vor, Sie dürften heuer nur drei Bands hören – wer wären die Künstler Ihrer Wahl?

Pirzkall: Ich würde ja am allerliebsten ein serielles Bardentreffen abhalten. Also alle Künstler nacheinander auftreten lassen, eine Bühne, pro Tag nur ein Konzert. Sich alle schön in Ruhe anzuhören, das wär’s. Aber das Bardentreffen würde dann drei Monate dauern.

NZ: Schöner Traum.

Pirzkall: Ja, doch zurück zur Frage. Ich finde das schwedisch-südafrikanische Duo Fjarill beeindruckend, weil es eine wunderbar filigrane, zurückgenommene Musik präsentiert. Auch die sagenhafte Soulstimme von Hugh Coltman sollte gehört werden. Und sehr gespannt bin ich natürlich auf den Jimi Hendrix des Akkordeons, den Finnen Kimmo Pohjonen. Er wird sicher viele überraschen. Und das ist doch genau das, worum es uns beim Bardentreffen geht.

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