Bendzko in Nürnberg: Ein Heiratsantrag und viel zu lachen

29.3.2015, 15:17 Uhr
Seit der Veröffentlichung seines ersten Albums hat Tim Bendzko insgesamt vor mehr als 500.000 Zuschauern gespielt.

© Hans-Martin Issler Seit der Veröffentlichung seines ersten Albums hat Tim Bendzko insgesamt vor mehr als 500.000 Zuschauern gespielt.

Musikalisch lässt sich so ein Konzert von Schwiegermamas Liebling, Tim Bendzko, vergleichsweise einfach abhandeln, so auch das am Samstag in der Nürnberger Meistersingerhalle: Man konzentriere sich auf eine einzige Thematik ("Liebe"), stricke um die herum Texte, die allsamt zum Abschreiben als Teenagerliebesbriefe taugen, versenke die in moll-lastigen Dreiakkordfolgen, aktiviere die innere Nasenklemme und singe sodann munter drauf los.

Damit’s nicht allzu einfach wird, gibt’s auch einmal was mit Streit und Trennung, aber nur, um dem realitätsbezogenen Erziehungsauftrag, den man der grade-mal-so-adoleszenten und insbesondere weiblichen Entourage gegenüber verspürt, nachzukommen. Konzeptuell wird es durchaus spannender.

Also mal davon abgesehen, dass sich dieses Konzept im Fall der aktuellen Tour titelgemäß („Wohnzimmerkonzerte“) gestaltet, so richtig gemütlich mit Sesseln auf der Bühne, Fransenlampenschirmen von der Omma und einer nicht zu verachtenden Hausbar. Sowie der nachdrücklichen Einladung des wuschelköpfigen Everbodysdarlings, man möge sich doch bitte ganz wie zu Hause … und gern auch die Schuhe … Aber nein, das machen wir natürlich nicht, wir sind ja hier nicht zum Spaß! Denkt sich die vollbesetzte Meistersingerhalle und ignoriert das humoristische Potenzial des 29-jährigen Berliners derart standhaft (oder besser eigentlich: sesshaft), dass dieser sich bemüßigt fühlt, warnende Worte ins Podium hinabzusprechen: „Also wenn jetzt noch einmal einer ‚pscht!‘ macht … !!“

Der unromantischste Heiratsantrag aller Zeiten

Dabei gab’s so viel zu lachen. Über die „+4“ zum Beispiel, also Bendzkos Band, die als klamaukige Sideshow herhalten muss. Über die Slapsticktanzeinlagen des Künstlers himself, warum nicht mal x-beinig sowas-wie-Charleston auf Samba? Über einen kleinen Buben, der beschlossen hat, er ist heut mal ein Hund, und auf allen Vieren hinter dem Künstler herschlittert, sobald der die Bühne ins Publikum hinein verlässt. Was er oft tut. Und großartige Momente der Fremdscham generiert: Unter den exakt zwei Singlemänner, unexakt 58434327 Singlemädchen sowie Paaren diverser Kurz- und Langzeitabstufungen befindet sich ein heiratswilliges. Angeblich.

Dem singt der Timmi so lange die Ehelichungssteilvorlage „Sag einfach ja“ vor, bis der Mann einknickt. Und den unromantischsten, peinlichsten Antrag aller Zeiten produziert. Der wird mit Handschlag durch die Liebste besiegelt, man setzt sich, fertig. Wie unfassbar traurig. Gar nicht traurig, sondern entzückend hilflos: Melanie darf auf die Bühne, kriegt Sektchen und dann pars pro toto Aufreißtipps vom Maître de Charme: „… Und dann ist es wichtig, dass man die rein zufällig herumstehende Gitarre nicht selbst anspricht, das muss dann die Dame machen. – Sprich mal die Gitarre an!“ – „Hallo Gitarre!“ Da kann man schonmal kurz Schluckauf bekommen … Ach so: Die Welt gerettet wurde natürlich auch. Und das sogar im Stehen!

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