Coronavirus: Kleine Designerlabels trotzen der Krise

29.3.2020, 19:25 Uhr
Im März hätte der Stijl- und Designmarkt auf AEG in Nürnberg stattfinden sollen. Auch er fiel aus, weil Corona voranschritt.

© Franziska Wagenknecht Im März hätte der Stijl- und Designmarkt auf AEG in Nürnberg stattfinden sollen. Auch er fiel aus, weil Corona voranschritt.

Bis auf Weiteres entfallen alle Designmärkte und dieser Ausfall ist "eine Katastrophe, da wir 90 Prozent unseres Umsatzes auf Märkten generieren", erklärt die Nürnberger Schneiderin und Schmuckdesignerin Daniela Colaianni alias Fräulein Tapir aus Nürnberg, ihre Manufaktur gibt es seit acht Jahren. Wer auf Märkten unterwegs ist wie dem Sommer- oder Winterkiosk, kennt den Stand mit dem tierischen Logo, den Holzohrringen und den eleganten Taschen.


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Colaianni hat sich überlegt, das Shopping-Erlebnis einfach umzumodeln. Auf der Social-Media-Plattform Instagram bietet sie nahezu täglich Angebote "fast wie bei uns am Messestand. Es entfallen die Versandkosten bei uns im Onlineshop", lockt sie.

"Haupteinnahmen haben wir auf Veranstaltungen"

Vor allem kleinere Labels beziehungsweise Unternehmen wie Fräulein Tapir sind wirtschaftlich sehr schwer von der aktuellen Situation betroffen – "unsere Haupteinnahmen haben wir auf den Veranstaltungen." Colaianni hat einen Familienbetrieb, ihr Mann studiert, sie haben ein Kind. Ihre Designs in Kleinserie ernähren die Familie.

Vergangene Woche bereits hat sie einen Antrag für Soforthilfe in Bayern stellen können, die Ministerpräsident Markus Söder mit den Bayerischen Maßnahmen freigegeben hat. Nun hofft Colaianni zuversichtlich, den Zuschuss zu bekommen. Das wären einmalig 5000 Euro, die nicht zurückgezahlt werden müssen. "Das wäre schon mal hilfreich", findet sie, " es ist super, wie unkompliziert diese Hilfe gewährleistet und sogar an die kleinen Unternehmen gedacht wird".

"Leute unterstützen uns sehr"

Damit es mit dem Label weitergehen kann, seien sie wie andere Mitstreitende auf die Unterstützung online angewiesen. "Wir versuchen natürlich alles, die Leute auf unseren Onlineshop aufmerksam zu machen oder eben über Instagram Aktionen anzubieten." Das Vernetzen mit Bloggern und befreundeten Labels klappe bereits ganz gut, "der Online-Umsatz ist durch Instagram angestiegen, die Leute sind einfach prima und unterstützen uns sehr", sagt Colaianni. Aber auch kreative Mitstreiter sind eingebunden: "Wir haben uns gerade beim Teilen mit Anderen zusammengetan, gerade in der lokalen Szene kennen wir uns ja", sagt sie.

Auf der Facebook-Seite führt sie eine Liste mit Labeln und Einzelhändlern an - samt Bitte an Kunden, gerade jetzt nachzudenken, ob man ein Geschenk oder ein hübsches Accessoire wirklich beim digitalen Händler-Giganten kaufen muss. So bekomme hoffentlich jeder mehr Reichweite im Internet und könne zumindest einen Teil der fehlenden Umsätze abfedern. Sie äußert aber auch deutliche Sorgen: "Je nachdem, wie lange das Wegfallen der Märkte andauert, hoffen wir über die Runden zu kommen. Ansonsten müssen wir uns umorientieren."

Waren, private Einblicke: Alles ins Netz

Kerstin Brkasic-Bauer, Gründerin und Inhaberin des Labels Blond – Made in Nürnberg, hat ihren Laden Dienstag vergangene Woche wegen der Pandemie zugesperrt. Sie versucht der aktuellen Situation mit Humor zu begegnen und viel Dankbarkeit, wie sie sie in einem Facebook-Video am Sonntag ausspricht (und unter Tränen erwähnt, dass viele Kunden aus Solidarität nicht einmal den angebotenen Zehn-Prozent-Gutschein einlösen).

Kurzerhand hat sie ihren Laden in der Adlerstraße zu einem Comedy-Home-Shopping-Kanal mit dem Titel "Nürnberger Geschichten live" umgemodelt. "Stellt es euch wie ein spätes Frühstücksfernsehen mitten aus Nürnberg vor", schreibt Brkasic-Bauer auf ihrem Instagram-Kanal. Dabei sollen einmal pro Woche Nürnberger Geschichten, Lustige und Frustendes, Unterhaltung und Spaß sowie Ideen, was man in Nürnberg kaufen kann oder Tipps fürs Camping im eigenen Garten in die isolierte Gemein- und Kundschaft getragen werden. So will die Designerin sich und ihre lokalen Kolleginnen und Kollegen zumindest ein wenig aus der Misere holen und die online-Käufe popularisieren, um über die Runden zu kommen.


Wirtschaft und Corona: Schlimmer geht es kaum


Sie lobt den Zusammenhalt der Nürnberger Einzelhändler, die miteinander nach dem Motto "Alles für einen, einer für alle" handelten. Außerdem hat sie einen WhatsApp Service eingerichtet, über den nicht nur Aufheiterungen, sondern auch Sonderwünsche und Bestellungen geschickt werden können, die dann per Post nach Hause kommen. Auf Facebook hat sie außerdem eine Liste mit Notfallkontakten anderer Einzelhändler von Nürnberg, Ansbach oder Rosstal gepostet.

Viele versteifen sich jetzt auf die Onlineshops, wie zum Beispiel der Second-Hand-Laden LaCola (inzwischen mit Sitz in Fürth und Ansbach), der für seine Mode den digitalen Verkaufsweg am Donnerstag eingerichtet hat und sich bis dahin mit Teleshopping in der Kult-Variante über Facebook und WhatsApp beholfen hat.

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