Das Altmühltal ist gerade eine Historienfilm-Kulisse

8.11.2013, 11:00 Uhr
Das Altmühltal ist gerade eine Historienfilm-Kulisse

© Steiner

Herr Berben, es kommt nicht allzu oft vor, dass sich namhafte Schauspieler und Produzenten in die Fränkische Provinz wagen, um hier einen großen TV-Film zu drehen. Warum haben Sie sich Drehorte wie Bechthal oder Pfünz ausgesucht?

Oliver Berben:
Wir haben einen großen Teil des Films in Tschechien gedreht. Die beiden motivlichen Spielorte waren in einem Dorf in Tschechien und in Bayern. Weil wir einen Ort gesucht haben, in dem es eine alte Brücke und eine Ruine gibt, haben wir in Bechthal und in Pfünz gedreht. Das Altmühltal ist ja von Natur aus wunderschön. Es war für uns eines der größten Probleme, eine steinerne Brücke zu finden, die noch intakt ist. Hier sind wir endlich fündig geworden. Im Film selbst steht die Brücke in einem Dorf bei Marburg, wo es selbst aber keine Brücke mehr von dieser Qualität gibt.

Welche Rolle spielt die Bechthaler Burgruine in dem Film?

Berben:
Inhaltlich spielt die Szene auf dem Weg von einem Dorf nach Marburg. Die Burgruine in Bechthal ist ein Teil des Dorfes, aus dem die Protagonistin stammt und wo sie wohnt, bevor sie nach Marburg geht, um sich dort zur Hebamme ausbilden zu lassen.

Welchen besonderen Reiz hat denn die Landschaft für Sie, wenn Sie sich hier mit den Augen des Produzenten umschauen?

Berben
: Ich kenne die Gegend einigermaßen gut, weil meine Lebensgefährtin aus Franken kommt. Ich glaube, dass die Natur und die Topografie relativ einzigartig sind. Ich kenne von meinen Drehs her nur eine andere Landschaft, die man in etwa mit dieser hier vergleichen kann, und das ist in Thüringen. Da hatte ich eine ähnlich schöne Umgebung. Sonst wüsste ich nicht, wo man so etwas in Deutschland finden kann.

Die Protagonistin in dem Film ist wieder Josefine Preuß. Sie haben den „Türkisch für Anfänger“-Star schon im Rahmen des TV-Films „Hotel Adlon“ in den höchsten Tönen gelobt. Was schätzen Sie an dieser jungen Schauspielerin?

Berben:
Josefine Preuß hat große schauspielerische Fähigkeiten, das kann man klar an den unterschiedlichsten Rollen sehen, die sie schon gespielt hat. Was ich aber besonders an ihr finde, ist ihre Energie. Sie ist eine sehr zierliche und schmale Person, die aber wie ein Atomkraftwerk wirken kann. Wirklich: Da kommt so eine Energie und Liebe zu dem, was sie tut, raus, die sich auch sehr stark in der Kamera übersetzt. Das ist für mich das, was mich am meisten an ihr fasziniert. Zum anderen hat sie eine unglaubliche Professionalität. Sie macht sich irrsinnig viele Gedanken über ihre Rollen, was es für eine Produktion sehr leicht macht.

Haben Sie mit dem „Hotel Adlon“ und der Verfilmung der „Hebamme“ endgültig ihr Faible für historische Romane und Stoffe entdeckt und setzen Sie darauf momentan den Schwerpunkt ihrer Arbeit?

Berben:
Nein, überhaupt nicht. „Die Hebamme“ habe ich von Kerstin Cantz schon vor über fünf Jahren gekauft. Es hat aber sehr lange gedauert, bis ich mich an die Produktion herangewagt habe, weil ich eine sehr spezielle Vorstellung davon hatte, wie der Film aussehen soll. Nämlich keine klassische historische Verfilmung, sondern etwas sehr Modernes. Umso glücklicher war ich, dass ich mit Sat1 einen Partner bekommen habe, der sich auf so etwas Neues auch eingelassen hat.

Sat1 wirbt damit, dass „Die Hebamme“ besonders bildgewaltig und mit einem außergewöhnlichen neuen Look daherkommt. Können Sie jetzt schon verraten, wie man sich das vorstellen darf?

Berben:
Das ist natürlich schwer, mit Worten einen Look zu beschreiben. Wir wünschen uns aber in der visuellen Darstellung eine sehr moderne Form, obwohl wir uns in der Historie befinden. Das bedeutet ein relativ hohes Tempo, vor allem in der Erzählweise. Wenn die Protagonisten sonst historische Kostüme anhaben, reden sie oft auch ganz langsam. Und dann wollen wir das Gegenteil von dem machen, was bei historischen Filmen sonst gerne gemacht wird: Sepia-Look oder Farbensättigung oder aber alles grau. Wir dagegen möchten einen visuellen Look mit vielen Kamera-Effekten kreieren, die das Bild noch einmal sehr viel intensiver machen. Es geht uns darum, weniger über den Dialog, sondern mehr über die Bilder zu erzählen. Kurz gesagt: Weniger talking heads, sondern mehr Action, das macht die Filme leider sehr teuer.

Vieles, was Sie anfassen, ist vom Erfolg und mit Preisen gekrönt. Ist das ererbtes Talent oder hart erarbeitet?

Berben:
Das Wichtigste ist zuerst einmal das Publikum. Preise sind schön, aber nicht das, wonach man streben sollte. Meine Arbeit macht mir Freude. Wenn man sich, wie ich, auf vielen andersartigen Erzählterrains bewegt, hat man auch größeres Risiko. Ich versuche immer danach zu handeln, was ich persönlich gerne gucke — und das ist höchst unterschiedlich. Danach suche ich die Stoffe aus. Dabei ist die entscheidende Frage: Könnte das auch anderen Leuten gefallen? Ich habe gerne neue Herausforderungen, auch wenn ich nicht weiß, ob es wirklich klappt. Auf meinen Bauch höre ich dann am liebsten. Ob etwas Erfolg hat, hat immer aber auch mit Glück zu tun. Ich hoffe aber, dass mir mein Gespür für gute Stoffe noch eine Zeit lang erhalten bleibt.

Was glauben Sie, wird den Zuschauern an der „Hebamme“ gefallen?

Berben:
Zum einen ist das ein Film, der eines der größten Wunder des Menschen thematisiert. Zum anderen findet es in einer Zeit statt, in der es einen Kampf gab zwischen der Ärzteschaft und dem Hebammentum. Wir erzählen genau diesen Umbruch, in dem die Ärzteschaft das Geburtswesen an sich zog. Das Spannende an der Geschichte ist aber, dass dieser Konflikt die Bühne bildet für einen Thriller, für den Fall eines Serienkillers, der Frauen tötet. Das heißt, wir befinden uns in einem ganz klaren Genre-Film, und das ist das Tollste für mich.
 

Keine Kommentare