Das Ding der Woche: Vea Kaisers "Rückwärtswalzer"
11.4.2019, 17:53 UhrSeit ihrem Debüt "Blasmusikpop" weiß man, dass Vea Kaiser herrlich fabulieren kann: Schräge Figuren und skurrile Ereignisse sind ihre Spezialität. Die spielt sie auch in "Rückwärtswalzer" aus, wenn auch nicht mehr ganz so rasant und überbordend.
Die junge österreichische Schriftstellerin (Jahrgang 1988) steigt mit einer Episode rund um den etwas abgehalfterten Schauspieler Lorenz Prischinger in ihren dritten Roman ein. Der ist, pardon, ein weinerlicher Wiener Trottel.
Aber der junge Mann hat, und da wird‘s eigentlich interessant, eine ziemlich coole Familie. Als da wären seine drei Tanten Wetti, Mirl und Hedi. Und ein angeheirateter Onkel namens Willi. Als der stirbt, möchte ihm das Trio seinen letzten Wunsch erfüllen: Willi will nämlich zu Hause bestattet werden. Und das ist in Montenegro. Also wird der Verblichene flugs tiefgefroren, ins Auto gepackt und auf geht‘s Richtung Süden.
Interessanter geraten allerdings die Rückblenden, in denen die Lebensgeschichten von Willi und den Tanten erzählt werden: Ein Panorama aus über 50 Jahren, in dem eindeutig die Frauen im Mittelpunkt stehen - und ihre ganz eigenen Arten, mit dem Leben und ihrer Rolle als Frau zurechtzukommen.
Dieser "Rückwärtswalzer" ist immer auch ein Tanz mit dem Tod, den wir so gerne verdrängen. All das Tragische erzählt Vea Kaiser aber mit Heiterkeit, Herz und Humor.
Die Redakteure des NN-Feuilletons durchforsten regelmäßig die Riesenflut von Neuerscheinungen und Events und präsentieren einmal pro Woche ihr ganz persönliches Highlight - "Das Ding der Woche".
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