Das »Ensemble Kontraste« wird 20

7.4.2010, 00:00 Uhr
Das »Ensemble Kontraste« wird 20

© Martin Pudenz

Natürlich ist der Name Programm. Und doch ist es nicht ganz einfach zu beschreiben, was das Ensemble eigentlich ist. Denn es kann einem in Duo-Form genauso begegnen wie als ausgewachsenes Kammerorchester. So unterschiedlich die Besetzungen, so unterschiedlich die Programme und Projekte der Künstler, die allesamt auch hauptamtlich für die Musik leben, sei es als Orchestermusiker oder Lehrer.

"Wir machen, was wir wollen"

»Wir machen Musik, weil wir sie machen wollen. Und deshalb können wir eigentlch wenig Rücksicht auf den Publikumsgeschmack nehmen, sondern packen nur an, was uns wirklich interessiert«, erklärt Trompeter Eckhard Kierski, eines der Gründungsmitglieder, der heute so etwas wie den Geschäftsführer-Posten bei den »Kontrasten« versieht.

Hochgerühmt sind etwa die Einspielung der Beethoven-Sinfonien, aber verdient hat sich das Ensemble immer auch um die Gegenwartskunst gemacht: Zahllose Ur- und Erstaufführen, Auftragswerke und Komponistenportraits listet die Chronik auf. »Doch wir verstehen uns nicht als Spezialisten-Ensemble für Neue Musik«, betont Kierski. Dennoch ist es natürlich Ehrensache, dass auch im Jubiläums-Konzert am Samstag eine Novität aus der Taufe gehoben wird. Sie stammt von Michael Obst (55).

Schönbergs Kammersinfonie

Daneben soll auch Schönbergs Kammersinfonie für fünfzehn Soloinstrumente zu hören sein: Die zweite Wiener Schule ist so eine andere Domäne des »Ensemble Kontraste«. Wie kurios das Nürnberger Musikleben sein kann: Schönbergs opus 9 wird so gegen 22 Uhr in der Tafelhalle erklingen. Rund dreizehn Stunden später hebt Christof Prick im Opernhaus den Taktstock, um eben dasselbe Stück mit »seinen« Musikern umzusetzen.

Apropos Dirigent: In den Anfangsjahren war Hermann Beyer die prägende künstlerische Gestalt. Unter ihm fand man stilistisch die eigene Richtung. Nach der Trennung von dem Dirigenten gab es eine Findungsphase, in der man wechselnde musikalische Leiter verpflichtete. »Das war für uns auch eine wichtige Zeit«, bilanziert Kierski, »weil wir selbstbestimmter unsere Ziele verfolgen konnten, und das hat uns gutgetan.«

Neue Impulse durch Kusei

Seit dieser Spielzeit vertraut man wieder auf einen festen Chef: Der hochbegabte Amerikaner Kevin John Kusei (31), übrigens ein Schüler Jac van Steens, gibt dem Ensemble nun neue Impulse. Leider kann er das Jubiläumskonzert nicht selbst leiten, weil er am Augsburger Theater die Premiere von Donizettis »Lucia di Lammermoor« dirigieren muss.

»Die Entscheidung für einen so jungen Chef war uns sehr wichtig«, erläutert Eckhard Kierski. »Unser Publikum ist mit uns gewachsen und nun schwerpunktmäßig Ende Vierzig . Wir wollen aber auch die 30-Jährigen, die musikalisch ganz anders sozialisiert sind als wir, für uns gewinnen.«

Stummfilm-Musiken

Ein guter Anknüpfungspunkt ist natürlich der Faible des Ensembles für Filmmusik: Bei den Erlanger Stummfilm-Tagen enstehen immer wieder tolle Produktionen, die teilweise von arte oder 3sat übernommen wurden. An Plänen mangelt es ohnehin nicht. So freut man sich auf die neuerliche Zusammenarbeit mit Tenor Christoph Prégardien beim »Wanderer«-Projekt (30. April, Tafelhalle).

Und noch einer, der eher selten in Konzerten gesichtet wird, hat sich zum Gratulieren angesagt: Oberbürgermeister Ulrich Maly wird zusammen mit Tristan Vogt ab 17 Uhr ein »Dichtercafé« gestalten. Das Thema ist für den Anti-Wagnerianer Maly eine Herausforderung: »Wagner im Salon«. Ein kleiner Dank der Stadtführung dafür, dass das »Ensemble Kontraste« mit stolzen vierzig Auswärtsauftritten pro Jahr auch ein wichtiger musikalischer Botschafter der Noris geworden ist.