Das französische Sozialdrama "Alles außer gewöhnlich"

5.12.2019, 12:17 Uhr
Das französische Sozialdrama

© Foto: Prokino Filmverleih/dpa

Bei uns wird niemand ausgesiebt", sagt Sozialarbeiter Malik (Reda Kateb). Zusammen mit Bruno (Vincent Cassel) kümmert er sich mit dem Verein "Le Silence de Justes" ("Die Stille der Gerechten") um Kinder und Jugendliche mit besonders schwerem Autismus. Malik sorgt dabei für die Mitarbeiter: Jugendliche mit problematischem sozialem Hintergrund, die hier eine sinnvolle Tätigkeit verrichten können.

Die zu betreuenden Autisten fühlen sich von der Welt oft überfordert. Das kann dann insbesondere bei falschen Reaktionen schnell in Aggressivität gegen sich selbst oder gegen andere umschlagen – oder zumindest in Verhaltensweisen, die von Außenstehenden als aggressiv wahrgenommen werden. Diese Menschen benötigen eine sehr individuelle Betreuung, wozu sich die üblichen Institutionen des Gesundheitssystems meist nicht imstande sehen. So werden Betroffene oft aufgegeben und im Stich gelassen.

Allen Rückschlägen zum Trotz glauben Malik und Bruno fest an ihre Schützlinge. Doch nun gibt es noch ganz andere Probleme: Kontrolleure der Gesundheitsbehörde nehmen den Verein unter die Lupe. Da die Mitarbeiter nicht ausreichend qualifiziert seien, droht die Schließung …

Die Regisseure Olivier Nakache und Éric Toledano landeten vor acht Jahren mit dem arg glatten und berechnenden "Ziemlich beste Freunde" einen großen Hit. Man vermutet zunächst, dass "Alles außer gewöhnlich" nach einem ähnlichen Muster gestrickt ist: ein ernstes Thema unterhaltsam-leicht verpackt. Doch Gags und andere Unterhaltungseffekte werden hier überraschenderweise zurückgenommen. Auch rührselige Elemente sind zum Glück selten. Man nimmt dem Regie-Duo insofern durchaus ab, dass es über die Thematik aufklären will, also ein hehres Anliegen verfolgt. Zumal es auch zwei Jahre in dem tatsächlich existierenden Verein recherchiert haben soll.

Leider wirkt "Alles außer gewöhnlich" über weite Strecken recht langweilig, was Billy Wilder mal zurecht als Todsünde des Kinos bezeichnet hat. Die Inszenierung kommt über den Durchschnitt nicht hinaus, die Charaktere sind zu oberflächlich gezeichnet, um berühren zu können – da kann auch ein sehr überzeugend gegen sein Image spielender Vincent Cassel keine Abhilfe leisten. Die lose Dramaturgie vermag nicht zu packen.

Schade. Ein gut gemachter Film für ein breites Publikum über schweren Autismus und dem Unvermögen der Gesellschaft, damit umzugehen, hätte einiges bewirken können. Aber vielleicht kommt der ja mal von einem anderen Filmemacher … (115 Min.)

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