Das Pfeifen der Mafiosi in "La Gomera"

13.2.2020, 12:56 Uhr
Das Pfeifen der Mafiosi in

© Alamode

Warum reist ein rumänischer Polizist in offensichtlich offizeller Mission auf die Urlaubs-Insel La Gomera, um dort die uralte Pfeifsprache "El Silbo" zu erlernen? Mit diesem rätselhaften Einstieg hat Regisseur Corneliu Porumboiu den Zuschauer schon so gut wie an der Angel. Und man wird sich noch eine ganze Weile weiter konzentriert den Kopf darüber zerbrechen, wie das, was der Rumäne in der Folge erzählt, miteinander zusammenhängt. Dass Porumboiu seinen Film in Kapitel teilt, schafft da nur vermeintlich Klarheit. Die vordergründige Ordnung kann nur ironisch gemeint sein. Erst nach und nach setzen sich die Episoden in "La Gomera" wie Puzzleteile zu einem veritablen Arthaus-Thriller zusammen. Und ganz unvermittelt kommt immer wieder trockener Humor um die Ecke, den der Soundtrack zwischen Iggy Pop, Opern-Arien und "Mackie Messer"-Melodie unterstreicht.

Besagter Polizist, den Schauspieler Vlad Ivanov als hübsch undurchschaubaren Charakter spielt, ist mit der rumänischen Mafia verbandelt. Dass ihn seine Kollegen bereits auf dem Schirm haben und überwachen lassen, weiß der korrupte Cristi nur zu gut. Die Mafiosi wiederum versuchen, mit ihrer Zentrale auf Gomera unter dem Radar der heimischen Behörden zu bleiben, die traditionelle Pfeifsprache der Insel eignet sich für sie wunderbar als Mittel der geheimen Kommunikation, klingt sie doch wie harmloses Vogelgezwitscher. Auch Cristi muss sie lernen.

Dass der sich in die bildschöne, gern in Rot gekleidete femme fatal Gilda verliebt, die als Verbindung zwischen ihm und der Mafia fungiert, ist nicht die einzige Reverenz, die der Regisseur an alte Kino-Klassiker macht; auch mit Zitaten aus Western und Film noir oder einer einschlägigen Dusch-Szene zieht er den Hut vor der Filmgeschichte.

Zu seiner eigenen verzwickten Story gehört auch der junge, attraktive Zsolt, Chef einer Matratzen-Firma, über die die Mafia ihr Geld wäscht. Zsolt sitzt wegen nicht ganz lupenreiner Polizeimethoden im Gefängnis und soll mit Cristis Hilfe so schnell wie möglich frei kommen – denn nur er kennt das Versteck von 30 Millionen Euro Schwarzgeld. . .

Wirklich sympathische Figuren, mit denen man sich als Zuschauer gemein machen könnte, sind in diesem Ensemble nicht vorgesehen. Alle spielen hier mit gezinkten Karten, selbst Cristis Chefin ist keine zuverlässige Figur. Warum sonst sind Wanzen in ihrem Büro installiert, und von wem eigentlich? Sicher sein kann man sich in diesem Gaunerstück, das unkonventionell zwischen den Zeitebenen pendelt und nonchalant zwischen den Kanaren, Bukarest und Singapur die Stimmungen wechselt, ohnehin nicht. Doch selbst wenn sich der Film anfangs gegen den Zugang des Zuschauers sträubt, baut er zusehends Spannung auf. (98 Min.)

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