Buchtipps des Monats

Das sollten Sie in den Ferien lesen!

25.8.2021, 09:38 Uhr
So richtig kommt Kriminaler Mütze diesmal nicht zum Zug, und sein Mann Karl-Dieter auch fast zu spät! Aber der hat ja Wichtiges zu tun: Als Bühnenbildner wurde er in Bayreuth für den neuen "Parsifal" engagiert, die angesagte Regisseurin heißt - Achtung! - Freya Wälsungen... Hihi. Der Erlanger Johannes Wilkes mag es zum Glück witzig, auch wenn "Der Fall Wagner" sein schwules Paar in eine ganz andere Richtung führt, nämlich zum türkischen Geheimdienst und den weltweiten Machenschaften Erdogans, des ruchlosen "Sultans" und  "Tyrannen von Ankara". Ein Frankenkrimi mit viel Botschaft und böse zweckentfremdeten Höhlen. (ars vivendi, 13 Euro). Wolf Ebersberger
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So richtig kommt Kriminaler Mütze diesmal nicht zum Zug, und sein Mann Karl-Dieter auch fast zu spät! Aber der hat ja Wichtiges zu tun: Als Bühnenbildner wurde er in Bayreuth für den neuen "Parsifal" engagiert, die angesagte Regisseurin heißt - Achtung! - Freya Wälsungen... Hihi. Der Erlanger Johannes Wilkes mag es zum Glück witzig, auch wenn "Der Fall Wagner" sein schwules Paar in eine ganz andere Richtung führt, nämlich zum türkischen Geheimdienst und den weltweiten Machenschaften Erdogans, des ruchlosen "Sultans" und  "Tyrannen von Ankara". Ein Frankenkrimi mit viel Botschaft und böse zweckentfremdeten Höhlen. (ars vivendi, 13 Euro). Wolf Ebersberger © Verlag ars vivendi/Montage: Sabine Schmid

Wer ist nicht ganz dicht? Der sein Leben der Dichtung verschreibt oder der eine frühere Geliebte mit ihrem Kind aufnimmt? Dem jungen chilenischen Romancier Alejandro Zambra gelingt es in seinem Roman "Fast ein Vater" (Suhrkamp, 24 Euro), diese Gretchenfrage kurzweilig, witzig und auch erotisch fantasievoll aufzufächern - und dabei einen poetischen Stil zu pflegen, der zuweilen an den großen Roberto Bolano erinnert. Christian Mückl
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Wer ist nicht ganz dicht? Der sein Leben der Dichtung verschreibt oder der eine frühere Geliebte mit ihrem Kind aufnimmt? Dem jungen chilenischen Romancier Alejandro Zambra gelingt es in seinem Roman "Fast ein Vater" (Suhrkamp, 24 Euro), diese Gretchenfrage kurzweilig, witzig und auch erotisch fantasievoll aufzufächern - und dabei einen poetischen Stil zu pflegen, der zuweilen an den großen Roberto Bolano erinnert. Christian Mückl © Verlag Suhrkamp/Montage: Sabine Schmid

Eine unbedarfte Französin heiratet einen marokkanischen Weltkriegsoffizier und folgt ihm 1947 in seine Heimat - der Beginn einer steinigen Familiengründung. Diese umgekehrte Gesellschaftsgeschichte von Migration, Kolonialismus und Integration erzählt Frankreichs Roman-Könnerin und Frauenrechts-Aktivistin Leila Slimani anhand der Lebenswege ihrer Großmutter und Mutter in "Das Land der anderen". Mit weitem Blick und unwiderstehlich elegant. (Luchterhand, 22 Euro) Isabel Lauer
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Eine unbedarfte Französin heiratet einen marokkanischen Weltkriegsoffizier und folgt ihm 1947 in seine Heimat - der Beginn einer steinigen Familiengründung. Diese umgekehrte Gesellschaftsgeschichte von Migration, Kolonialismus und Integration erzählt Frankreichs Roman-Könnerin und Frauenrechts-Aktivistin Leila Slimani anhand der Lebenswege ihrer Großmutter und Mutter in "Das Land der anderen". Mit weitem Blick und unwiderstehlich elegant. (Luchterhand, 22 Euro) Isabel Lauer © Verlag Luchterhand/Montage: Sabine Schmid

Schon eine Schau, dieser Saufaus: Wie Charles Bukowski unbekümmert lebensfroh an seiner Schreibmaschine sitzt, die Bierflasche am Mund oder in Greifweite, wie er mit nackter Rentnerbrust stolziert, kokett mit Sonnenbrille vorm narbigen Gesicht, und wie ein Schlot qualmt, neben sich die auch nicht nüchterne Freundin Linda! Der berühmte Fotograf Abe Frajndlich durfte (oder musste) den US-Autor 1985 gleich zweimal in Kalifornien besuchen und schoss dabei Porträts, die den "dirty old man" der Literatur auf immer noch provokante Art in die Gegenwart holen. "The Shooting" trifft auch heute manchen Nerv! (Hirmer, 29,90 Euro) Wolf Ebersberger
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Schon eine Schau, dieser Saufaus: Wie Charles Bukowski unbekümmert lebensfroh an seiner Schreibmaschine sitzt, die Bierflasche am Mund oder in Greifweite, wie er mit nackter Rentnerbrust stolziert, kokett mit Sonnenbrille vorm narbigen Gesicht, und wie ein Schlot qualmt, neben sich die auch nicht nüchterne Freundin Linda! Der berühmte Fotograf Abe Frajndlich durfte (oder musste) den US-Autor 1985 gleich zweimal in Kalifornien besuchen und schoss dabei Porträts, die den "dirty old man" der Literatur auf immer noch provokante Art in die Gegenwart holen. "The Shooting" trifft auch heute manchen Nerv! (Hirmer, 29,90 Euro) Wolf Ebersberger © Verlag Hirmer/Montage: Sabine Schmid

Der einzigartige Gerhard Henschel, der in seiner Deutschland-Chronik die Geschichte seines Alter Egos Martin Schlosser von 1964 bis in die Gegenwart verfolgen will und mit dem achten dicken Band "Künstlerroman" schon bis ins Jahr 1992 gekommen ist, kehrt zum Ausgangspunkt zurück: Sein  "Kindheitsroman" von 2004 ist nun, in einer Fassung mit zusätzlichen Episoden und vielen Fotos, noch einmal erschienen. Statt dem gespannten Leser zu verraten, wie es mit Schlosser weitergeht, setzt Henschel alles wieder auf Anfang. Die (erneute) Lektüre verkürzt immerhin amüsant die Wartezeit bis zum neunten Band. (Hoffmann und Campe, 26 Euro). Marco Puschner
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Der einzigartige Gerhard Henschel, der in seiner Deutschland-Chronik die Geschichte seines Alter Egos Martin Schlosser von 1964 bis in die Gegenwart verfolgen will und mit dem achten dicken Band "Künstlerroman" schon bis ins Jahr 1992 gekommen ist, kehrt zum Ausgangspunkt zurück: Sein  "Kindheitsroman" von 2004 ist nun, in einer Fassung mit zusätzlichen Episoden und vielen Fotos, noch einmal erschienen. Statt dem gespannten Leser zu verraten, wie es mit Schlosser weitergeht, setzt Henschel alles wieder auf Anfang. Die (erneute) Lektüre verkürzt immerhin amüsant die Wartezeit bis zum neunten Band. (Hoffmann und Campe, 26 Euro). Marco Puschner © Verlag Hoffmann und Campe/Montage: Sabine Schmid

Berlin, Mitte der 90er Jahre: Hier schlägt sich Germanistikstudentin Larissa mit einer Handvoll anderer verkrachter Bildungsbürgerkinder die Nächte um die Ohren. Ihr Leben besteht aus Partys, Sex, Alkohol und Beat-Poesie, Abstürzen und Weltschmerz. Bis ihr irgendwann dämmert, dass es so nicht weitergeht. Klingt frustierend, ist aber so rasant geschrieben - mit herrlich lakonischem Sprachwitz und unbarmherzig scharfem Blick -, dass man bis zum Schluss dabei bleibt. "Lustprinzip" ist der Debüt-Roman der erfolgreichen Dramatikerin Rebekka Kricheldorf, deren Stück "Robert Redfords Hände selig" auch schon in Nürnberg lief (Rowohlt, 20 Euro). Regina Urban
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Berlin, Mitte der 90er Jahre: Hier schlägt sich Germanistikstudentin Larissa mit einer Handvoll anderer verkrachter Bildungsbürgerkinder die Nächte um die Ohren. Ihr Leben besteht aus Partys, Sex, Alkohol und Beat-Poesie, Abstürzen und Weltschmerz. Bis ihr irgendwann dämmert, dass es so nicht weitergeht. Klingt frustierend, ist aber so rasant geschrieben - mit herrlich lakonischem Sprachwitz und unbarmherzig scharfem Blick -, dass man bis zum Schluss dabei bleibt. "Lustprinzip" ist der Debüt-Roman der erfolgreichen Dramatikerin Rebekka Kricheldorf, deren Stück "Robert Redfords Hände selig" auch schon in Nürnberg lief (Rowohlt, 20 Euro). Regina Urban © Verlag Rowohlt/Montage: Sabine Schmid

Die Alternative zum unglücklichen Leben? Der glückliche Tod? In Tomas Espedals neuem, autobiografisch gefärbtem Büchlein "Lieben" (Matthes & Seitz, 18 Euro) beschließt ein Mann, sich nur noch ein Jahr zu geben. Plötzlich erlebt er anders. Reisen, Liebschaften, Rauschzustände, Vaterwerden, ja, sogar die Verdächtigung, ein Vergewaltiger zu sein. Ein unverblümtes Werk über das Diesseits ist geglückt. Und wie Espedal lebt! (Erscheint am 12. August) Christian Mückl
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Die Alternative zum unglücklichen Leben? Der glückliche Tod? In Tomas Espedals neuem, autobiografisch gefärbtem Büchlein "Lieben" (Matthes & Seitz, 18 Euro) beschließt ein Mann, sich nur noch ein Jahr zu geben. Plötzlich erlebt er anders. Reisen, Liebschaften, Rauschzustände, Vaterwerden, ja, sogar die Verdächtigung, ein Vergewaltiger zu sein. Ein unverblümtes Werk über das Diesseits ist geglückt. Und wie Espedal lebt! (Erscheint am 12. August) Christian Mückl © Matthes & Seitz Berlin/Montage: Sabine Schmid

"Die Beichte einer Nacht" ist ein Psycho-Krimi von 1930, der in geschliffenen Sätzen und - Rarität zu dieser Zeit - aus der Innensicht einer gebrochenen Frau von einem Verbrechen erzählt. Der dramatische Monolog der spätberufenen Autorin Marianne Philips, einer sozialdemokratischen Jüdin aus den Niederlanden, erscheint 70 Jahre nach dem Tod der Autorin erstmals auf Deutsch. (Diogenes, 23 Euro) Isabel Lauer
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"Die Beichte einer Nacht" ist ein Psycho-Krimi von 1930, der in geschliffenen Sätzen und - Rarität zu dieser Zeit - aus der Innensicht einer gebrochenen Frau von einem Verbrechen erzählt. Der dramatische Monolog der spätberufenen Autorin Marianne Philips, einer sozialdemokratischen Jüdin aus den Niederlanden, erscheint 70 Jahre nach dem Tod der Autorin erstmals auf Deutsch. (Diogenes, 23 Euro) Isabel Lauer © Diogenes Verlag/Montage: Sabine Schmid

Es gibt kaum einen anderen zeitgenössischen Autor, der Vergangenheit mit soviel Wissen, Empathie und Atmosphäre zu vermitteln weiß wie der Welt- und Zeitreisende Patrick Deville. Die Bücher des Franzosen sind gespickt mit Leseerlebnissen, verblüffen durch das Aufzeigen der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, sind bevölkert von den Großen der Historie und den Namenlosen ebenso, sprühen vor Spaß am Formulieren, Verwirren und Fremdgehen in die abseitigsten Wissens- und Gefühlsdschungel. In "Amazonia" nun schickt Deville einen Vater und einen Sohn ins Abenteuer und der magische Fluss zwischen Belém und Iquitos erzählt ihnen und uns auf unvergleichliche Art von Urvölkern, Kolonialismus, Darwin und Aguirre, von Schuld und versäumter Sühne. Ein wahnsinnig kluges, schönes Lese-Labyrinth! (Bilger, 26 Euro)  Bernd Noack
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Es gibt kaum einen anderen zeitgenössischen Autor, der Vergangenheit mit soviel Wissen, Empathie und Atmosphäre zu vermitteln weiß wie der Welt- und Zeitreisende Patrick Deville. Die Bücher des Franzosen sind gespickt mit Leseerlebnissen, verblüffen durch das Aufzeigen der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, sind bevölkert von den Großen der Historie und den Namenlosen ebenso, sprühen vor Spaß am Formulieren, Verwirren und Fremdgehen in die abseitigsten Wissens- und Gefühlsdschungel. In "Amazonia" nun schickt Deville einen Vater und einen Sohn ins Abenteuer und der magische Fluss zwischen Belém und Iquitos erzählt ihnen und uns auf unvergleichliche Art von Urvölkern, Kolonialismus, Darwin und Aguirre, von Schuld und versäumter Sühne. Ein wahnsinnig kluges, schönes Lese-Labyrinth! (Bilger, 26 Euro)  Bernd Noack © Verlag Bilger/Montage: Sabine Schmid

Der Südtiroler Oswald Egger ist ein Außenseiter im Literaturbetrieb, einer, der mit Macht macht, was er will, ein Gesamtkunstwerker, dem die Sprache, die er beherrscht wie wenige, dennoch nicht genügt. Seine Bücher bewirbt der Verlag völlig richtig mit dem Satz: "Man sieht mehr, als man liest". Hinter dem umständlichen neuen Titel "Entweder ich habe die Fahrt am Mississippi nur geträumt, oder ich träume jetzt" folgt Egger nun unerinnerten Erfahrungen in der Ferne: Er begibt sich auf die Spuren österreichischer Auswanderer nach Amerika im 19. Jahrhundert und das Navigieren durch dieses aufwendig mit Aquarellen gestaltete Buch wird für den geduldigen Leser wahrhaft zu einem Abenteuer am Rand des Bewusstseins: Stimmen, Eindrücke, Empfindungen – man wird mitgerissen wie vom unbändigen Mississippi.  (Suhrkamp, 28 Euro) Bernd Noack  
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Der Südtiroler Oswald Egger ist ein Außenseiter im Literaturbetrieb, einer, der mit Macht macht, was er will, ein Gesamtkunstwerker, dem die Sprache, die er beherrscht wie wenige, dennoch nicht genügt. Seine Bücher bewirbt der Verlag völlig richtig mit dem Satz: "Man sieht mehr, als man liest". Hinter dem umständlichen neuen Titel "Entweder ich habe die Fahrt am Mississippi nur geträumt, oder ich träume jetzt" folgt Egger nun unerinnerten Erfahrungen in der Ferne: Er begibt sich auf die Spuren österreichischer Auswanderer nach Amerika im 19. Jahrhundert und das Navigieren durch dieses aufwendig mit Aquarellen gestaltete Buch wird für den geduldigen Leser wahrhaft zu einem Abenteuer am Rand des Bewusstseins: Stimmen, Eindrücke, Empfindungen – man wird mitgerissen wie vom unbändigen Mississippi.  (Suhrkamp, 28 Euro) Bernd Noack   © Verlag Suhrkamp/Montage: Sabine Schmid

Wer erinnert sich nicht daran, ehedem in Mathe schlecht gewesen zu sein? Dies ewige Gewürge mit Zahlen und Brüchen, Wurzeln und Gleichungen, Summen und Differenzen… Der Physiker und Astronom Thomas de Padova hat es nun geschafft, mit seinem wunderbar lesbaren Buch "Alles wird Zahl" die Angst vor der Mathematik zu nehmen und sie zu einem Experimentierfeld der Poesie und des Denkens zu machen. Er führt zurück in die Renaissance in Europa, als die arabischen Ziffern und die bis dahin unbekannte Null das kaufmännische Leben eroberten. Plus und Minus sind in de Padovas Historie nicht nur Mehr und Weniger, sie sind die Schlüsselzeichen zu einem neuen Verständnis der Welt, in der uns, in überraschenden Winkeln (!), auch Dürer und da Vinci begegnen. (Hanser, 25 Euro) Bernd Noack
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Wer erinnert sich nicht daran, ehedem in Mathe schlecht gewesen zu sein? Dies ewige Gewürge mit Zahlen und Brüchen, Wurzeln und Gleichungen, Summen und Differenzen… Der Physiker und Astronom Thomas de Padova hat es nun geschafft, mit seinem wunderbar lesbaren Buch "Alles wird Zahl" die Angst vor der Mathematik zu nehmen und sie zu einem Experimentierfeld der Poesie und des Denkens zu machen. Er führt zurück in die Renaissance in Europa, als die arabischen Ziffern und die bis dahin unbekannte Null das kaufmännische Leben eroberten. Plus und Minus sind in de Padovas Historie nicht nur Mehr und Weniger, sie sind die Schlüsselzeichen zu einem neuen Verständnis der Welt, in der uns, in überraschenden Winkeln (!), auch Dürer und da Vinci begegnen. (Hanser, 25 Euro) Bernd Noack © Verlag Diogenes/Montage: Sabine Schmid

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