Neues Album vom Hoff

David Hasselhoff: "Die besten Partys sind meine Konzerte"

6.9.2021, 12:33 Uhr
Dass er die Berliner Mauer mit „Looking For Freedom“ zu Fall gebracht haben soll, ist ein Mythos, den er selbst vehement bestreitet. Mit Deutschland verbindet David Hasselhoff aber viel, hier war er zeitweise erfolgreicher als in seiner Heimat USA.

© Foto: Foto: Silas Stein/dpa Dass er die Berliner Mauer mit „Looking For Freedom“ zu Fall gebracht haben soll, ist ein Mythos, den er selbst vehement bestreitet. Mit Deutschland verbindet David Hasselhoff aber viel, hier war er zeitweise erfolgreicher als in seiner Heimat USA.

Sogar im Videogespräch ist David Hasselhoff ein Erlebnis. Sitzt an einem recht frühen Dienstagmorgen mit weit aufgeknöpftem Hemd und Sakko am Schreibtisch, hat nach dem Frühstück schon eine Kiste mit Autogrammkarten signiert und brummt jetzt so typisch hasselhoffmäßig vor Energie, dass es ein Vergnügen ist, ihm beizuwohnen. Hasselhoff, 69, ist in seiner geliebten Hauptstadt Berlin, in der er 1989 mit "Looking For Freedom" seinen Welthit aufnahm, um Werbung zu machen für sein neues Album – "Party Your Hasselhoff" heißt es. Darauf singt sich der US-Weltstar durch ein Programm mit zumeist schon etwas älteren Gassenhauern wie "I Was Made For Loving You", "Sweet Caroline" oder "Always On My Mind". Und auch ein Duett mit Matthias Reim ("Damn It I Love You") verkneift er sich nicht.

Guten Morgen, David. Wo bist du heute?

David Hasselhoff: In Berlin, im Soho House. Und du?

In Baden-Baden.

Hasselhoff: Baden-Baden. Die Stadt kenne ich gut. Mit meinem Vater war ich mal bei euch im Kasino. Du konntest dir aussuchen, ob du lieber dein Haus oder deine Frau verspielen wolltest. Hat Spaß gemacht, den anderen zuzugucken. Ich spiele lieber, um zu gewinnen. Und das ist im Kasino eher schwierig.

Du hast ein Album gemacht mit Coversongs bekannter Hits. Aber besonders schön ist die einzige Originalkomposition gelungen, "I Will Carry You". An wen denkst du bei dem Lied?

Hasselhoff: Mir geht so vieles durch den Kopf, wenn ich dieses Lied höre. Ich denke an meine beiden Töchter, ich denke an meine Frau. Die Welt hat sich so sehr verändert. Das Leben ist ein anderes heute, und wir alle müssen einander tragen und gut aufeinander achtgeben. Ich finde, dieser Song hat eine wirklich sehr starke Botschaft. Hoffentlich kommt sie bei den Menschen an.

Autor von "I Will Carry You" ist der Schwede Jörgen Elofsson, der dir vor einigen Jahren auch den Hit "True Survivor" auf den Leib geschrieben hat.

Hasselhoff: Jörgen hat den Song für seine Tochter geschrieben, als sie noch klein war, und nie aufgenommen. Ich sagte zu ihm: "Lass mich das mal machen." Aber es war ein Kampf, das Lied auf mein Album packen zu dürfen.

Weshalb?

Hasselhoff: Naja, wie der Name schon sagt, ist "Party Your Hasselhoff" eine fröhliche Platte. Aber ich pochte auf "I Will Carry You", denn ich fand, wir brauchten unbedingt noch einen Song mit einer guten Botschaft. Und dann meine Frau ... weißt du, was sie zu mir sagte?

Nein, was sagte sie?

Hasselhoff: "Ich glaube, du kannst diesen Song nicht singen. Das packt deine Stimme nicht." Das hat mich wirklich gewurmt. Und weißt du was, im vierten Anlauf habe ich es hinbekommen. Plötzlich saß die Nummer. Die Tonlage ist nämlich eine andere als gewöhnlich, das war schon nicht so einfach. Ich habe meine Frau also mit meinem Gesang beeindruckt, das war mir wichtig. Noch wichtiger aber war mir, dass ich mich selbst beeindruckt habe.

Wie oft wirst du pro Minute auf der Straße erkannt?

Hasselhoff: Weniger oft als die meisten denken. Mit Hut und Maske bin ich gut getarnt. Wenn mich Leute freundlich fragen, mache ich aber gern ein Foto mit ihnen. Ätzend ist, wenn sie dich einfach knipsen, ohne zu fragen, wie ein Tier im Zoo. Dann kann ich auch mal sauer werden. Das ist sehr unhöflich.

"Party Your Hasselhoff" ist ein zünftiges Album zum Feiern. Was braucht man aus deiner Sicht noch für eine gute Party?

Hasselhoff: Die besten Partys sind meine Konzerte. Ich verspreche, du gehst inspiriert und singend wieder heim. In meinen Shows bringe ich die Menschen zusammen – Hautfarbe, Aussehen, Religion, Geld, alles ist egal. Wo du auch herkommst, auf David Hasselhoff kannst du dich einigen. Gott gab mir diesen Job, und ich halte es für meine moralische Pflicht, die Leute glücklich zu machen.

Die Pandemie muss gerade für ein Sozialtier wie dich hart gewesen sein. Keine Konzerte, keine Umarmungen von anderen Menschen, erzwungene Vereinsamung.

Hasselhoff: Das war keine schöne Zeit. Ich hatte zuhause noch ganz gut zu tun, konnte Werbespots drehen und das Album aufnehmen, aber jetzt ist es wirklich wichtig, dass wir uns alle mal flott impfen lassen, damit es weitergeht.

Das musst du jetzt sagen. Die deutsche Regierung wirbt mit dir fürs Impfen.

Hasselhoff: Ja, aber das ist auch meine private Meinung. Ich verstehe, dass jeder sich frei entscheiden kann, ob er sich impfen lässt. Aber die Entscheidung gegen eine Impfung kann andere Menschen krank machen oder sogar töten. Und sie zieht das ganze Corona-Ding nur noch weiter in die Länge. Impfungen sind die einzige Antwort auf diese Pandemie, die sinnvoll ist. Meine Anwältin hat ihre Mutter an die Seuche verloren, und fünf Tage später starb auch ihr Vater an Corona. Auch ich bin in der Altersgruppe, die hätte sterben können. Ich gehöre zu den Leuten, die Glück hatten.

Weißt du eigentlich, dass Iggy Pop die Idee für das von dir gecoverte Stück "The Passenger" hier in Berlin in der S-Bahn hatte?

Hasselhoff: Ist nicht wahr? Krass. Nein, das wusste ich nicht. Ich weiß, dass David Bowie "Heroes" in Berlin für Christiane F. geschrieben hat. Ich kenne den Film und habe mir auch mal den Bahnhof Zoo angeschaut. Aber hey, das ist ein gutes Zeichen, dass Iggy "The Passenger" in Berlin geschrieben hat.

Du wirst im nächsten Jahr 70. Hast du Vorbilder, die deutlich älter und immer noch sehr aktiv sind?

Hasselhoff: Clint Eastwood! Clint ist 91. Und phantastisch.

Hast Du eigentlich jemals darüber nachgedacht, dich um ein offizielles Regierungsamt zu bemühen? Clint Eastwood war mal Bürgermeister. Und Dein Kollege Arnold Schwarzenegger hat es sogar bis zum Gouverneur von Kalifornien gebracht.

Hasselhoff: Nein, nein, ich bin in dem Job, den ich mache, besser aufgehoben. Auch als Entertainer kann ich aber sagen: Wir müssen dringend etwas tun. Die Natur schickt uns gerade drastische Warnungen, sie sagt "Aufwachen, Menschen!" Die Flut, die Brände, mir macht das sehr große Sorgen. Und ich schätze Joe Biden. Er ist ein guter Mann, er kümmert sich um die Menschen. Biden ist 78. Fast zehn Jahre älter als ich. Und doch steht er jeden Morgen auf und geht zur Arbeit. Wenn ich 78 bin, möchte ich auch mal Tage verbringen, an denen ich nur im Garten sitze und zu meiner Frau sage "Schatz, guck mal, eine Blume".

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