Lesung in Nürnberg

"Die fremde Spionin": Titus Müllers Roman über den Mauerbau

6.8.2021, 17:13 Uhr

© Foto: Sandra Frick/PR

Titus Müller hat auch schon über das Turin des 9. Jahrhunderts geschrieben: "Der Kalligraph des Bischofs" nannte sich das Ergebnis, dem dann einschlägige Titel wie "Die Brillenmacherin" oder "Die Jesuitin von Lissabon" folgten. Ist der 1977 in Leipzig geborene Autor historischer Romane gar so etwas wie ein deutscher Ken Follett? Das kann man durchaus sagen.

Aber Müller arbeitet sich zeitlich stark und stringent vor. Am Donnerstag, 12. August (20 Uhr), kommt er ins Nürnberger Literaturhaus und stellt sein neuestes Projekt vor, das sich mit der deutschen Nachkriegsgeschichte befasst. Soeben erschien bei Heyne "Die fremde Spionin", ein Roman, der sich – passend zum 60. Jahrestag – mit dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 befasst und den ersten Teil einer Trilogie darstellt. Bis zum Mauerfall und zur deutschen Wiedervereinigung soll sie am Ende reichen.

Titus Müller, der in Berlin Mittelalter-Geschichte, Publizistik, Kommunikationswissenschaft und Literatur studierte und bereits auch eine Autorenzeitschrift namens "Federwelt" gründete, liebt beim Schreiben das Recherchieren und Erforschen von Vergangenheit. "Ich bin Sammler, Staunender und Entdecker", sagt er über sich und seine Arbeit, "mich interessiert, wie Menschen gelebt haben und wie sie mit den Herausforderungen ihrer Zeit zurechtgekommen sind."

Für seine Werke hat er auch schon Auszeichnungen wie den Sir-Walter-Scott-Preis und den C.S. Lewis-Preis (an den Autor der "Chroniken von Narnia" erinnernd) erhalten und nicht zuletzt das ein oder andere kritische Lob, er schreibe "so spannend, als sei er dabei gewesen" (Rhein-Zeitung). Man merkt eben, dass es ihm Spaß bereitet: "Das Graben nach Details ist für mich wie eine Schatzsuche", so Müller. "Werbeanzeigen in alten Tageszeitungen faszinieren mich, genau wie Heiratsannoncen. Sie sagen viel über das Lebensgefühl der damaligen Zeit aus."

Agentin des BND

Jetzt also drei Jahrzehnte deutsch-deutscher Geschichte, mit dramatischen weltpolitischen Weichenstellungen und dem Geheimplan "Rose" im Kalten Krieg. Zwischen die Fronten und die Geheimdienste von Ost und West schickt Müller eine mutige junge Frau, die mit dem DDR-Regime noch eine Rechnung offen hat. War Ria Nachtmann doch erst 10, als die Stasi ihre Familie zerstörte.

Nun ist sie 20, frischgebackene Sekretärin von Dr. Schalck-Golodkowski im DDR-Ministerium für Außenhandel – und Agentin des BND. Heikel auch ihre persönliche Mission: Um ihre verschwundene Schwester wiederzufinden, riskiert sie so ziemlich alles. . .

"Dass junge Frauen – wie Ria in meinem Roman – für den BND in der DDR spioniert haben, ist verbürgt", erläutert Müller dazu. "In den 50er, 60er Jahren drohte ihnen, wenn sie enttarnt wurden, die Hinrichtung." Stoff also zum Mitfiebern!

Karten unter Tel. 09 11/ 89 37 02 75 oder tickets@literaturclub-nuerberg.de

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