Ein Mann dreht durch: Der Falke-"Tatort" im Check

30.11.2019, 09:09 Uhr
Die Bundespolizisten Torsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) haben es in diesem Einsatz mit einem Mann zu tun, der aus Liebe Amok läuft.

© © NDR/Christine Schroeder Die Bundespolizisten Torsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) haben es in diesem Einsatz mit einem Mann zu tun, der aus Liebe Amok läuft.

Um was geht's? Bei einer routinemäßigen LKW-Kontrolle des Zolls auf einem Autohof fallen plötzlich Schüsse. Dabei kommt ein Trucker ums Leben. Falke (Wotan Wilke Möhring) und Grosz (Franziska Weisz), die zufälligerweise mit vor Ort sind, blasen unverzüglich zur Jagd auf den Heckenschützen, dessen Identität und Beweggründe für die Ermittler lange Zeit im Unklaren bleiben.

Was passiert dann? Im Gegensatz zu den Kommissaren ist der Zuschauer von Anfang an im Bilde und weiß, dass Steffen Thewes (Milan Peschel) den Finger am Abzug hatte. Um das Leben seiner todkranken Tochter mit Hilfe einer teuren Operation in den USA zu retten, begeht der verzweifelte Familienvater eine große Dummheit nach der anderen. Thewes erpresst, Thewes tötet und er scheint dabei überhaupt nicht zu erkennen, dass er damit nur noch mehr Unheil anrichtet.

Was sonst so passiert: Eine junge Streifenpolizistin unterstützt Falke und Grosz bei der Arbeit. Tine Geissler (Marie Rosa Tietjen) telefoniert Listen ab, brüht Kaffee auf und reicht dem "Jungen aus dem Beton" ungefragt das obligatorische Glas Milch. Der sieht im Übrigen als erster, dass Geissler der Kommissarin schöne Augen macht.

Die Beobachtung des Films: Wenn ein Polizist sich bei ihnen in der Wohnung aufhält und sie höflich nach dem Weg zur Toilette fragt, sollten sie wissen, dass der Beamte eigentlich gar nicht auf den Lokus muss, sondern stattdessen einen kleinen informativen Rundgang durch ihr Appartement unternimmt.

Die Erklärung des Films: Die cranio-cervicale Instabilität, an der Sara Thewes leidet, beschreibt eine Instabilität zwischen Kopf und 1. Halswirbel, die starke Schmerzen verursacht, Nerven und Rückenmark schädigt und lebensbedrohliche Atemaussetzer auslöst. Als Ursache hierfür gelten Schleudertraumata sowie genetische Erkrankungen wie das Ehlers-Danlos-Syndrom.

Die Erkenntnis des Films: Fentanyl ist ein Schmerzmittel, das bei Krebspatienten eingesetzt wird, und seit einer Missbrauchszunahme unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Fentanyl findet zudem bei der Herstellung diverser Designerdrogen Verwendung und wird zum Strecken von Heroin eingesetzt.

Was noch hängen bleibt: Unter dem Begriff "Rumänische Methode" versteht man eine besondere Art des Raubüberfalls, bei dem Lastkraftwägen unter Verwendung eines extra dafür präparierten Vehikels während der Fahrt aufgebrochen und komplett leergeräumt werden.

Die Randnotiz des Films: Die Band Giant Rooks gibt es tatsächlich. Die fünf Burschen aus Hamm fertigen wundervollen Indie-Pop an und haben schon ein paar Platten hervorgebracht. Im kommenden April gastiert das Quintett in Erlangen. Noch gibt es Karten.

Unser Fazit: Stephan Ricks erster "Tatort" ist das Psychogramm eines Mannes im Ausnahmezustand und mit Milan Peschel in der Rolle des Amok laufenden Vaters bestens besetzt. Auch filmisch macht "Querschläger" etwas her. So wechseln sich darin offene und ausgeruhte Einstellungen mit detaillierten und wackeligen Nahaufnahmen ab. Dieser stete Wandel verleiht dem Film, der zum Glück auf eine überzogene und dadurch künstlich wirkende Sozialkritik verzichtet, eine extra Portion Lebendigkeit. Zwei minus.

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