Einmal Bulle, immer Bulle: Der Frankfurter "Tatort" im Check

18.4.2020, 14:43 Uhr
Hannelore Elsner verkörpert in "Die Guten und die Bösen" eine pensionierte Polizistin, die den Kommissaren Janneke (Margarita Broich, r) und Brix (Wolfram Koch) bei der Aufklärung eines Rachemords behilflich ist.

© HR/Degeto Hannelore Elsner verkörpert in "Die Guten und die Bösen" eine pensionierte Polizistin, die den Kommissaren Janneke (Margarita Broich, r) und Brix (Wolfram Koch) bei der Aufklärung eines Rachemords behilflich ist.

Um was geht's? Am Morgen nach einer durchfeierten Nacht werden Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) von ihrem Kollegen Matzerath (Peter Lohmeyer) zu einer Leiche in einer Holzhütte am Rande eines Wäldchens geführt. Dort gesteht ihnen der Polizist, er habe den Mann aus Rache getötet.

Was passiert dann? Zwei konsternierte Kommissare und ein vermeintlicher Mörder fahren zurück aufs Revier, wo Matzerath erklärt, dass seine Frau vor sieben Jahren von einem Unbekannten entführt und tagelang vergewaltigt wurde. Jannekes und Brix' Kollege versichert, dass der Tote in der Hütte jener Unbekannte sei, den die Polizei damals nicht fassen konnte. Doch jetzt habe Matzerath den Peiniger seiner Frau gefunden und ihn seiner gerechten Strafe zugeführt.

Und nun? Janneke und Brix kämpfen mit den Folgen ihrer durchzechten Nacht und müssen prüfen, ob Matzeraths Aussagen der Wahrheit entsprechen. Aus kollegialer Verbundenheit heraus bauen sie ihm viele Brücken, die zu einem milderen Strafmaß führen würden. Doch dieser bleibt bei seinem Geständnis und verlangt nach einem harten Urteil.

Was sonst so passiert: Als pensionierte Kommissarin erscheint Hannelore Elsner auf der Bildfläche. Da sie noch zu viel von diesem Zeug in ihrem Kopf hat, stöbert sie ein bisschen in alten Akten und versorgt so die noch im Dienst befindlichen Kollegen mit wertvollen Hintergrundinformationen. Coach Olivia Dor (Dennenesch Zoudé) versucht derweil den Teamgeist auf dem Präsidium zu stärken, während Staatsanwalt Bachmann (Werner Wölbern) sein Interesse an Janneke erneuert.

Der Schauplatz des Films: "Die Guten und die Bösen" spielt fast ausnahmslos auf dem Präsidium, wo gerade umfangreiche Renovierungsarbeiten stattfinden. Umgeben von Schutt und genervt von Lärm müssen die Kommissare ihrer Arbeit unter anderem in eilig zusammengebastelten Verhörräumen nachgehen. Kulisse des Reviers bildet im Übrigen die ehemalige Neckermann-Zentrale im Frankfurter Stadtteil Fechenheim.

Die Empfehlung des Films: Nach einer durchzechten Nacht sollte man besser die Finger von einem oder gar mehreren Mettbrötchen lassen.

Die eine Randnotiz des Films: Für die Eigenkompositionen dieses "Tatorts" zeichnet Helmut Zerlett verantwortlich. Eingespielt wurden dessen Stücke vom Symphonieorchester des Hessischen Rundfunks. Dem Publikum bekannt ist Zerlett vor allem durch seine jahrelange Tätigkeit als Sidekick und Bandleader bei der Harald Schmidt Show.

Die andere Randnotiz des Films: Der sogenannte Fishbowl ermöglicht die Diskussion in großer Runde. Dabei werden zwei Kreise gebildet. Ein kleiner innerer, der das Thema diskutiert, und ein großer äußerer, der nur zusieht.

Unser Fazit: Tolle Dialoge, tolle Akteure und ein tolles Manuskript zeichnen diesen Frankfurter "Tatort" aus, der sich auf leichtfüßige Art und Weise einem schweren Thema nähert. Janneke und Brix bekommen es in ihrem elften Einsatz mit einem Mörder aus den eigenen Reihen zu tun, der aus Rache und Hass getötet hat, und sie werden im Zuge ihrer Ermittlungsarbeit mit vielen bedeutsamen Fragen des Polizeialltags konfrontiert. Dabei findet der Film stets den richtigen Ton und kommt weder zu schwermütig noch zu humorvoll daher. Deshalb setzt es für Petra K. Wagners Regie und David Ungureits Buch eine verdiente Eins.

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