Elias, der strenge Streiter

19.11.2018, 18:52 Uhr

Nur ein Jahr vor seinem Tod erzielte Felix Mendelssohn Bartholdy mit seinem "Elias" einen Erfolg, der ihn bis heute zu einem der beliebtesten Oratorienkomponisten gemacht hat. Bei der Entstehung nutzte Mendelssohn aufgrund der erstarkten Singvereine die Möglichkeit zur Komposition von "recht dicken, starken, vollen Chören", wie er selbst in einem Brief schrieb. Bei der Uraufführung am 26. August 1846 in Birmingham wirkten dann 125 Orchestermusiker und 271 Chorsänger mit.

Da müsste doch heutzutage, noch dazu bei einem Festkonzert des ältesten aktiven Chores Nürnbergs, eigentlich alles mobilisiert werden, was zur Verfügung steht. Doch warum ist weder Orgel noch Tuba besetzt? Aus Platzgründen? Natürlich ist der Platz aufgrund der Chorgröße eingeschränkt, so dass in die Breite gezogen werden muss und die 2. Violinen gegenüber den Ersten sitzen. Keine leichte Situation, aber das Orchester stellt nicht nur die naturalistische Sprachgewalt der Musik ordentlich dar, sondern wird von Michael Konstantin auch zu feierlichem Klang geführt.

Schon der Eingangschor bringt eine Fülle von Ideen: den Blocksatz zu Beginn ("Hilf Herr"), die Fuge ("Die Ernte ist vergangen"), ein neues Motiv in der Form eines Sprechgesangs ("Will denn der Herr nicht mehr Gott sein in Zion?") und dann die Kombination dieses Motivs mit dem Fugenthema und am Ende einen nahtlosen Übergang in ein (chorisches) Rezitativ. Bereits hier zeigen sich alle beteiligten Chöre (Maria-Ward-Chor, München, NowaCanto, Steyr, und der Jugendchor des LGV) bestens vorbereitet.

Man ist sich einig, zieht an einem Strang und die Aufmerksamkeit hält bis zum letzten Schlussakkord. Der Jugendchor (Leitung: Klaus Bimüller) muss lange warten auf das nicht einfache Terzett "Die Engel" im zweiten Teil und zaubert ein Lächeln in so manches Gesicht auf der Bühne und im Publikum.

Jürgen Linn in der Titelpartie

Stark und eifrig, aber auch böse, zornig und finster muss der Elias sein und hat mit Jürgen Linn einen gewohnt sicheren Gestalter, der von Anfang an in das Werk eintaucht und jede Sekunde mitlebt. Ob opernhaft und virtuos in der Zornes-Arie ("Ist nicht des Herrn Wort wie ein Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt?") oder innig und einfühlsam nach Bach’schem Vorbild bei "Es ist genug".

Die Auswahl der weiteren Solisten erweist sich als stimmig, besonders im Quartett "Wirf dein Anliegen auf den Herrn" zeigt sich eine schöne Ausgewogenheit. Christine Mittermair gestaltet mit ihrer kraftvoll-klaren Stimme wunderbare Ausdrucksnuancen in ihren Alt-Arien und bringt schneidende Schärfe in den Part der Königin. Susann Hagel (Sopran) zeigt durchgängig eine facettenreiche und solide Leistung, und Michael Nowak singt einen angenehm weichen und dynamisch sehr differenzierten Tenor. Knabensolistin Hannah-Theres Weigl vom Tiroler Landeskonservatorium strahlt bei ihrem Part von innen heraus und meistert dieses heikle hohe Solo ganz hervorragend.

Dem LGV ist zu wünschen, dass Kahchun Wong am 30. Dezember beim 2. Festkonzert mit Brahms und Beethoven mehr Publikum zieht. Verdient wäre es auf jeden Fall.

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