Endspurt hat begonnen: So will Nürnberg Kulturhauptstadt werden
21.9.2020, 16:43 UhrIm Historischen Rathaussaal haben Oberbürgermeister Marcus König, Kulturbürgermeisterin Julia Lehner und Hans-Joachim Wagner, Leiter des Nürnberger Bewerbungsbüros, die wichtigsten Inhalte aus dem neuen Bewerbungsbuch vorgestellt. Mehr als 60 konkrete Projekte sind im Nürnberger Kulturhauptstadtjahr 2025 geplant – von der klassischen Ausstellung über Diskussionsformate, analoge Tagungen, digitale Plattformen, Mitmachaktionen im öffentlichen Raum bis zu umfangreichen, genreübergreifenden Festivals.
Gegliedert ist das Programm unter dem Obertitel „Past Forward“ in drei Säulen: Humanity (Menschlichkeit), Activity (Arbeit, Lernen und Spielen, um die Welt zu gestalten) und Community (Miteinander). Zu jeder Säule gibt es drei bis vier sogenannte Plattformen mit jeweils bis zu neun Projekten. Thematisch geht es von der Erinnerungskultur über die Zukunft der Arbeit bis zum Spielen in all seinen (auch dunklen) Facetten.
Kostenloses Interrail-Ticket
Jonathan Meese, gerne als Enfant terrible der bildenden Kunst bezeichnet, soll sich mit dem Werk Leni Riefenstahls befassen und Dürer in einem digitalen Dürerhaus auch mit Hologrammen lebendig werden. Damit reagiert man auf die Forderung der Jury, die im ersten Bewerbungsbuch den Mut zu einem gewissen Wagnis und zu Provokation vermisst hat, erklärt Wagner.
Der Himmel über Franken soll beim Projekt „Stargazing“ mit Pop-up-Observatorien erkundet werden und Kinder ein „Zwölf-Sterne-Hotel“ mit Traumräumen gestalten. Das Germanische Nationalmuseum wird „Meisterstücke“ zeigen, es ist ein Fest des inklusiven Tanzes und Theaters geplant und „Songlines“ werden das Liedgut aus Vergangenheit und Gegenwart erforsch- und erfahrbar machen. Zudem bekommt jeder Einwohner Nürnbergs, der 2025 seinen 18. Geburtstag feiert, ein kostenloses Interrail-Ticket für Europa. Die Impressionen, Erfahrungen und Aufzeichnungen der jungen Leute sollen in eine große Präsentation münden.
Unter anderem über das Thema Spielen soll die ganze Metropolregion eingebunden werden. Sie soll 2025, wenn Nürnberg den Titel gewinnt, zum großen Spielfeld werden mit interaktiven Spiel-Installationen auf öffentlichen Plätzen, in Museen oder Sportanlagen. 41 Städte, Kommunen und Landkreise aus der Region sind beim Kulturhauptstadt-Programm dabei und auf die vielfältigsten Arten eingebunden.
Das Bewerbungsbuch, das bislang nur in Englisch vorliegt und nun übersetzt wird, enthält viele weitere konkrete Projektpläne, für die jeweils internationale Partner und regionale Institutionen zusammengespannt werden. „Die Tatsache, dass wir zu jedem Projekt einen internationalen Partner haben, ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Bewerbung“, erklärt Wagner. Und auch das Obermotto „Past Forward“ sei ganz spezifisch für und aus Nürnberg heraus entwickelt worden, so OB Marcus König. Jedes Projekt fußt auf Nürnberger Geschichte, wird aber in die Gegenwart und Zukunft gedacht.
Nürnberg plant neben dem künstlerischen Programm Investitionen in die kulturelle Infrastruktur: Mit dem Haus des Spielens, der Kongresshalle, dem Museum Industriekultur und der Alten Feuerwache sollen Gebäude dauerhaft als Kulturorte neu aufgestellt oder überhaupt erst erschlossen werden.
Entscheidung fällt am 28. Oktober
Die Stadt plant für das Kulturhauptstadtjahr derzeit mit einem Gesamtbudget von 103,2 Millionen Euro. Das Geld kommt von Bund, Stadt, Land und Region, von Sponsoren und über Einnahmen. Für das künstlerische Programm sind von insgesamt 50 Millionen Euro bislang 35 Millionen Euro budgetiert. Bekommt Nürnberg den Titel, werden weitere Projekte dazukommen. 5 Millionen Euro werden ausschließlich für weitere Ideen von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region zur Verfügung stehen.
Mit im Rennen als Kulturhauptstadt Europas 2025 sind für Deutschland noch Chemnitz, Hannover, Hildesheim und Magdeburg. Sie alle haben nun ihre Bewerbungsbücher abgegeben. Die werden jetzt von der zwölfköpfigen internationalen Jury gesichtet. Die Entscheidung, wer gewinnt, fällt am 28. Oktober.
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