Interview mit Thilo Wolf

Er hat mit Benny gespielt: Fürther Experte feiert Abba-Comeback

3.9.2021, 15:38 Uhr
Sie gehen als Avatare - oder als Abbatare? - nochmal auf Tournee: Abba.

© Industrial Light And Sie gehen als Avatare - oder als Abbatare? - nochmal auf Tournee: Abba.

Herr Wolf, erwachsene Menschen haben beim Hören der neuen Songs Tränen in den Augen, fühlen sich in ihre Kindheit zurückversetzt. Verstehen Sie die Euphorie?

Auf jeden Fall. Das ist die Wiederauferstehung einer Musik, von der man dachte, dazu ist schon alles gesagt und erzählt. Das ist spektakulär.

Was halten Sie persönlich von dieser Musik?

Es hat einen Grund, dass Abba so erfolgreich ist. Diese Lieder bleiben sofort im Kopf hängen, sie sind zeitlos. Schauen Sie, Abba hat sich vor 40 Jahren getrennt, meine Tochter ist erst 14, sie und ihre Freunde kennen trotzdem alle großen Hits. Das ist erstaunlich. Eine Musik, die Generationen vereint, muss etwas haben. Das ist Kulturgut.

Haben Sie die beiden neuen Songs schon angehört?

Das habe ich gleich gemacht. Es ist sofort erkennbar, wer da singt. Der Sound ist eindeutig Abba, aber der Style ein bisschen anders als früher. Sehr spannend! Um mehr sagen zu können, muss ich mir die Lieder noch öfter anhören.

Die Gruppe geht ein hohes Risiko, es nach 40 Jahren nochmal wissen zu wollen. Finden Sie nicht auch?

Sie sind Ikonen, Legenden. Da ist es immer riskant, etwas Neues zu machen. Jeder wird das genau sezieren: Können sie es noch? Die Gefahr, am eigenen Denkmal zu sägen, ist da. Aber Abba scheint das nicht zu jucken, und das finde ich mutig und konsequent. Davor habe ich wirklich Respekt. Sie machen, was ihnen gefällt - ganz nach dem "Pippi-Langstrumpf-Prinzip". Und sie tun es in einem Alter, in dem andere nur noch auf dem Sofa sitzen und RTL schauen. Das sind echte Vorbilder.

Selbst auftreten wollen sie nicht, dazu fühlen sie sich offenbar zu alt. Stattdessen stehen digitale Abbilder auf der Bühne. Verrückt oder genial?

Ich habe mich erst ein bisschen gewundert. Aber ich kann es gut verstehen: Die Rolling Stones sind auf der Bühne gealtert, bei Abba liegen 40 Jahre zwischen heute und dem letzten Auftritt. Das ist schon ein krasser Bruch, und wenn es diese neuen Möglichkeiten gibt... Ich bin gespannt und glaube, dass es funktionieren wird. Wenn nicht Abba so was kann, wer dann! Ich werde definitiv nach London fliegen und mir das live anschauen.

Haben Sie ein Abba-Lieblingslied?

"Money, Money, Money" ist schon cool. Bei einem Konzert im Juni haben wir das als Jazzversion gespielt. Es zeichnet einen guten Song aus, dass man ihn in jede andere Stilform exportieren kann. Bei Abba geht das immer.

Und Sie kennen Benny Andersson tatsächlich persönlich...

Dazu gibt es eine nette Anekdote. Vor vier Jahren rief mich ein Benny Andersson an und fragte, ob ich bei einer Veranstaltung in München mit der Bigband spielen könnte. Ich hatte keine Ahnung, wer da am Telefon war. Nach dem zweiten Gespräch habe ich gegoogelt, mich rufen manchmal schon auch komische Leute an. Dann kam ich auf Abba. Kann es sein, dass es DER Benny Andersson ist? Ja, er war es.

So kommt Abba auf die Bühne: Die digitalen Abbilder der Band.

So kommt Abba auf die Bühne: Die digitalen Abbilder der Band. © picture alliance/dpa/PA Media, NNZ

Wo haben Sie dann für ihn gespielt?

Bei der Hochzeit seines Sohnes mit einer Münchnerin. Am Ende des Abends hat er sich ans Klavier gesetzt und mit uns Musik gemacht, ein unglaublich netter Mensch. Er hatte eine kindliche Freude daran, und für uns war das eine unglaubliche Ehre. Der berühmteste Komponist...

Wirklich, der berühmteste Komponist?

Ja, so kann man ihn bezeichnen. Zumindest in seiner Branche.

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