Erlanger Comic-Salon ehrt Alan Moore

22.4.2008, 00:00 Uhr
Erlanger Comic-Salon ehrt Alan Moore

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Unter den Comic-Autoren spielt Moore eine ähnliche Rolle, wie sie unter Schriftstellern Philip Roth innehat: Ein ausgefuchster Intellektueller, der aber nicht für den Elfenbeinturm schreibt, sondern mit populären Sujets breite Leserkreise erreicht. So hat selbst, wer Moores Namen nicht kennt, mindestens von seinen verfilmten Werken gehört: «From Hell«, «Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen« oder «V wie Vendetta«.

In komplexen und rasant spannenden Geschichten nutzt Moore populäre Mythenfiguren von Jack the Ripper bis Superman, um ernste philosophische und politische Fragen zu stellen und mit postmoderner Ironie an den Grenzen zwischen Fiktion und Realität zu rütteln. Unter den Erlanger Lebenspreisträgern ist Moore der erste, der nicht (mehr) selbst den Zeichenstift führt, sondern textet, also quasi das Drehbuch vorgibt für kongeniale Grafik-Partner wie David Lloyd und Dave Gibbons.

Gala am 23. Mai

Die Max-und-Moritz-Gala, ritueller Höhepunkt des Comic-Salons, findet 23. Mai im Erlanger Markgrafentheater statt. Ob Alan Moore dann selbst auf der Bühne stehen wird, ist noch ungewiss: Möglicherweise nimmt seine Frau Melinda Gabbie den Preis entgegen. Moore, wohnhaft in Northampton, gilt als wenig reisefreudig.

Eine Sensation, mit der schon eher zu rechnen ist, wäre ein Erlanger Gipfeltreffen zweier Legenden des ost- beziehungsweise westdeutschen Nachkriegscomic: Hannes Hegen (83) und Hansrudi Wäscher (80) erhalten einen Spezialpreis der Jury für ihre Pionierleistungen. Hegen erfand die «Digedags« und gründete die Heftreihe «Mosaik«, Wäscher (80) etablierte mit «Sigurd« und «Akim« das Abenteuer-Genre im deutschen Comic.

Regulär wird der Max-und-Moritz-Preis in sieben Kategorien vergeben. Als «Beste deutschsprachige Comic-Künstler« sind nominiert: die grafische Avantgardistin Anke Feuchtenberger, die produktive Erzählerin Isabel Kreitz sowie Reinhard Kleist, der zwischen Graphic Novel, Funny-Strip und Fantasy-Serie pendelt. Die beiden letzteren stehen auch im Rennen um den Titel «Bester deutschsprachiger Comic«: Kleist mit seiner Johnny-Cash-Biografie «I see a darkness«, Kreitz mit der Erich-Kästner-Adaption «Der 35. Mai«. Dritte im Bunde: die Hamburgerin Line Hoven mit «Liebe schaut weg«, einem familien-autobiografischen Erinnerungsbuch.

Französische Jungrebellen

Gleich vier von fünf Anwärtern für den «Besten internationalen Comic« gehören zum französischen Jungrebellen-Stall «L’Association«: Christophe Blain («GUS«), David B. («Die heilige Krankheit«), Manu Larcenet («Der alltägliche Kampf«) und Joann Sfar («Die Katze des Rabbiners«). Hinzu tritt Paul Hornschemeier aus den USA mit seiner Kindheits-Tragödie «Komm zurück, Mutter«. Als «Bester Comic-Strip« kandidieren «Bolko schreibt Karten an Bronko« (Katz & Goldt), «Flaschko« (Nicolas Mahler) und «Sherman’s Lagoon« (Jim Toomey).

Der 13. Internationale Comic-Salon Erlangen eröffnet am 22. um 12 Uhr im Kongresszentrum Heinrich-LadesHalle (bis 25. Mai)

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